Das Jahr 2024 ist in vielerlei Hinsicht eher schwierig gewesen und gliedert sich als solches nahtlos an die ebenso clusterfuck-reichen Jahre seit 2020 an. Egal, ob der fortlaufende Krieg in der Ukraine oder der Wahlsieg Donald Trumps in den USA, die fortlaufenden Erfolge der AFD, die Ereignisse in Solingen und Magdeburg, das Ende der Ampelregierung – alles nicht ganz so geil. Leider greifen zunehmend rechtspolitische Narrative auch auf unser Lieblingshobby über. Eine merkwürdig laute Gruppe von zumeist männlichen Spielern politisiert die Gaming-Bubble im schlechtesten Sinne. Da wird laut geschrien, dass die woke DEI-Ideologie sich wie eine Seuche ausbreitet. Unter Videos zu Naughty Dogs kommenden Blockbuster Intergalactic: The Heretic Prophecy werden wüste Beschimpfungen zur Hauptprotagonistin hinterlassen, das eher mediokre Dragon Age: The Veilguard wird vor allem wegen seiner Diversity-Elemente Gegenstand eher unlustiger, toxisch männlicher Memes, SONY wurde Zensur vorgeworfen, weil ein Bikini-artiges Kostüm in Stellar Blade nicht ganz so freizügig ausfiel wie ursprünglich angedacht, und irgendwelche Wirrköppe machen auf Steam ganze Listen von Spielen, die angeblich zu woke seien – mit mitunter wirklich hanebüchenen und absurden Argumenten.
ABER: Medienkonsum ist auch Eskapismus – ein Abtauchen in fremde Welten und fremde Geschichten. Wir bei Dailygeek wollen uns, trotz klarer politischer Haltung, nicht von diesen destruktiven Narrativen den Spaß am Medium verderben. Deshalb gibt es wieder einen klassischen Rückblick auf das Jahr 2024 – auf die Highlights im Videospiel-, Comic-, Manga- Literatur- aber auch Film- und Serienbereich; aber eben auch auf die Enttäuschungen und die Hoffnungen.
Here we go!
Marcel Kiefer
Top 3 Videogames
- Enshrouded
Ich bin eigentlich kein Fan von Survival Open Worlds, aber hier gab es die perfekte Mischung aus Rollenspiel, Survival und Crafting. Das Bausystem hier ist unfassbar gut. Außerdem habe ich Enshrouded direkt mit fünf weiteren Freunden gespielt. Das machst dann gleich doppelt so viel Spaß.
- Horizon Forbidden West Complete Edition für PC
Ich oute mich hier klarerweise als Fan des Horizon-Franchise. Als Nicht-Besitzer einer PS5 kam mir der PC Port von Forbidden West deshalb sehr gelegen. Und ich muss sagen – ich habe selten eine so wunderbare Open World gesehen, die mich komplett abgeholt hat. Forbidden West hat mich konstant bei Laune gehalten und landet deshalb auf der 2 – meine Review zur PC Fassung gibt es an dieser Stelle (Klick)
- Indiana Jones und der große Kreis
Hier hat wirklich alles gestimmt. Atmosphäre, Humor, Nostalgiefaktor. Ich kam mir die ganze Zeit vor, als würde ich hier einfach einen weiteren Indy Film schauen. MachineGames haben hier großartige Arbeit geleistet.
Top 3 Bücher/Comics/Manga
Hier kann ich dieses Jahr leider nichts beitragen.
Top 3 Filme
- The Zone of Interest
The Zone of Interest ist ein Schlag in die Magengrube. Der Film erzählt aus dem alltäglichen Leben von Ausschwitz Lagerkommandant Rudolf Höss und seiner Frau Hedwig. Die Alltäglichkeit des Lebens in unmittelbarer Nähe zu dem Grauen, das vor Ort passiert, vermittelt tatsächlich auf zynisch-unterkühlte Weise die „Banalität des Bösen“.
- The Substance
Radikaler Body Horror mit Demi Moore, der auf bitterböse Weise die Themenkomplexe Schönheits- und Jugendwahn aufgreift. Grandios!
- Alien: Romulus
Es war vielleicht ein Wagnis einen Regisseur wie Fede Alvarez an das Alien-Franchise ranzulassen. Das Ergebnis kann sich aber sehen lassen. Alien: Romulus greift eher den Survival Horror-Aspekt des ersten Teils von Ridley Scott auf und zeigt sich finster, dreckig und fies. Gerade nach den enttäuschenden Prometheus-Teilen (Prometheus und Alien: Covenant) ein richtig guter Serien-Eintrag.
Top 3 Serien
- From
Die Sci Fi Horrorserie From greift ein bekanntes Konzept auf. Die Bewohner*innen einer Kleinstadt werden von ominösen Kräften daran gehindert, diese zu verlassen. Die Serie bringt ordentlich Suspense und wartet mit guter Story, toller Regie und starken Schauspielleistungen des Casts auf.
- Fallout
Die Amazon Studios haben mit der Fallout Serienadaption einen Hit gelandet, der die schwarzhumorige Attitüde der Spielvorlagen gekonnt ins Serienformat überträgt. Auch hier: Tolle Atmosphäre, guter Cast und die passende Mischung aus Gewaltspitzen und einer eher zynischen Form der Post-Apokalypse.
- The Penguin
Richtig gute Serie, die eine tolle Ergänzung zu „The Batman“ von Matt Reeeves bildet. Colin Farrel macht als Oswald „Oz“ Cobblepot eine hervorragende Figur und ringt der Figur des Pinguins neue Facetten ab. Gotham ist dreckig und finster wie eh und je und von den Intrigen seiner Unterwelt zerfressen. Top!
Top 3 Flops:
Hier habe ich eigentlich nur einen Flop zu nennen. Ich habe mit Starfield begonnen. Ich habe mich auf das Spiel sehr gefreut, am Ende war es eine unfassbar herbe Enttäuschung.
Meine Wünsche für 2025:
Ich wünsche mir mehr gut erzählte Singleplayer Spiele und weniger Live Service Ramsch.
Thomas Kürschner
Top 3 Videogames
- Path of Exile 2
Ich habe das Genre fast aufgegeben und klebe jetzt buchstäblich vor dem PC. Richtig gutes Ding!
- Like A Dragon – Infinite Wealth
Ichibans Abenteuer finde ich super und die rundenbasierten Kämpfe helfen dem in die Jahre gekommenen Kampfsystem.
- ASTRO BOT
Bei ASTRO BOT habe ich vor allem meiner Frau beim Spielen zugeguckt. Das passiert auch nur alle Jubeljahre! Der Plattformer muss also spielerisch ziemlich klasse sein, um mich selbst passiv bei der Stange zu halten.
Top 3 Bücher/Comics/Manga
Bücher habe ich keine aktuellen gelesen.
Bei den Mangas wäre es vor allem Fire Punch. Die mit skurrilen Charakteren angereicherte Post Apokalypse ist ungewöhnlich, weil extrem grimmig und überzogen gewalttätig. Also genau mein Cup of Tea.
Top 3 Filme
Auch hier muss ich passen. Bis auf Deadpool vs. Wolverine habe ich dieses Jahr keine Filme geschaut. Und angesichts dieses „Filmgenusses“ lasse ich es vermutlich auch 2025 bleiben.
Top 3 Serien
Auch hier habe ich dieses Jahr nicht sonderlich viel gesehen, nachhaltigen Impact hatten die folgenden.
2. Arcane – Alleine optisch zum niederknien…
- The Bear – Das Küchendrama ist wohl das Beste, was ich dieses Jahr gesehen habe. The Bear vermengt Drama und Suspense mit Kulinarik. Die Schauspielleistungen tun ihr übriges hinzu. Passt mir!
Top 3 Flops
3. Dragon Age – The Veilguard – Das Edgelord Grimdarl-Feeling ist endgültig weg und statt das elendig langweilige Gameplay zu monieren verliert sich der Diskurs zum Spiel in ekligen Real Life Politics.
2. Warhammer Space Marine 2 – Ich fand es einfach lahm und kann es gar nicht wirklich glauben… gerade angesichts der zahlreichen positiven Kritiken
- Marvel Snap – Ich hab diesen Herbst den Absprung geschafft. Es ist eigentlich so ein gutes Kartenspiel, aber das ständige Schröpfen der Spieler*innen und der Engagementbait sind ultimativ dann doch zu viel des Guten gewesen.
Meine Wünsche für 2025
Mehr Spiele, die Zockende ernst nehmen. Perlen wie Sifu, Elden Ring oder Path of Exile entstehen nicht, wenn man ein Spiel für jeden machen will. Außerdem hätte ich gerne ein allgemeines Verbot von bezahlbaren Lootboxen. Echtes Glückspiel hat nix in Videospielen verloren.
Jacqueline Kiefer
Top 3 Videospiele
- Stitch
Ich bin Nonogramm-Ultra und Stitch. war hier eine vor allem künstlerisch nette Überraschung. Im Shinkaku Manier muss man hier Flächen füllen, indem man sie bestickt. Das Spiel wartet, gerade im Vergleich zum schmalen Preis, mit extrem großen Umfang und einem meditativen Gameplay Loop auf. Hier unsere Review: Klick
- Life is Strange: Double Exposure
Hier habe ich vor allem Martin beim Spielen zugeguckt. Zwar teile ich die allgemeine Kritik, dass die Story zum Ende hin ein bisschen auseinanderfällt, aber das Wiedersehen mit Max Caulfield hat mir trotzdem großen Spaß gemacht. Die Indie-Film Atmosphäre kriegt mich trotz manchmal unfreiwillig komischer Dialogzeilen dann doch. Hier ist Martins Besprechung zu Life is Strange: Double Exposure: Klick
- Piczle Cross: Story of Seasons
Wenn man alle Teile der von Jupiter Corp. entwickelten Picross Spiele durch hat, muss man sich anderweitig umschauen. Das Quasi-Ein-Mann Entwicklerstudio Score Studios greift hier die beliebte Story of Seasons-Lizenz auf, um die zahlreichen Nonogramm-Rätsel mit charmanter Bauernhof-Motivik zu unterfüttern. Auch Piczle Cross: Story of Seasons ist Preis/Leistungs-technisch unschlagbar, wenn man auf diese Art von Spiel steht. Hier die dazugehörige Review: Klick
Top 3 Bücher/Comics/Manga
Comics und Manga habe ich dieses Jahr keine gelesen, dafür aber 18 Bücher. Hier sind meine diesjährigen Highlights.
- Die Neapolitanische Saga von Elena Ferrante
Der vierbändige Romanzyklus von Elena Ferrante erzählt die Lebensgeschichten zweier überdurchschnittlich intelligenter Freundinnen, die in den ärmlichen Vierteln Neapels aufwachsen. Die Erzählweise ist gleichermaßen realistisch wie poetisch. Was als Coming of Age-Roman beginnt, wächst über sich hinaus.
- Die Wut, die bleibt von Mareike Fallwickl
Care-Arbeit wird gesellschaftlich immer noch als Frauenarbeit wahrgenommen. Und hier setzt dann der feministische Roman von Mareike Fallwickl an. Helena, die Mutter dreier Kinder, gibt auf – sie steht nach dem Abendessen auf, geht wortlos zum Balkon und stürzt sich in den Tod. Auf drastische Weise werden die Lücken offengelegt, die sie hinterlässt. Emotional aufwühlend, kritisch bis ins Mark und eindringlich wie eine Bohrmaschine. Unbedingte Empfehlung, vor allem für die Männers.
- Die schönste Version von Ruth-Maria Thomas
Das Buch wirkt ein bisschen wie das feministische Äquivalent zu Hendrik Bolz‘ „Nullerjahre: Jugend in blühenden Landschaften“ – Die späten 00er Jahre in einer ostdeutschen Kleinstadt, in der Lausitz. Zwischen Gangsterrap und Lipgloss flammt zwischen Jella und Yannick eine erste große Liebe auf, die aber schon recht bald in eine gewalttätige und toxische Abwärtsspirale gerät. Einerseits ist hier das Setting einer ostdeutschen Jugend ausschlaggebend, andererseits die Gegenperspektive auf toxische Männlichkeit – die sich so auch bei Hendrik Bolz aus männlicher Perspektive wiederfindet.
Top 3 Serien:
- Gannibal
Die erste Staffel ist bereits von 2022 und läuft aktuell auf Disney+. Wir haben die japanische Serie begonnen primär begonnen, weil Martin die gleichnamige Manga-Serie durchgelesen hatte. Aber auch ohne großartige Manga-Affinität ist die Serien-Adaption von Gannibal ein ultraspannender, manchmal enorm blutiger und finsterer Kleinstadt-Thriller, der mit einer hervorragenden Schauspielriege und einer unglaublich dichten Atmosphäre besticht.
- Die Discounter
Die Discounter ist frische Comedy aus Deutschland, die den Mockumentary-Stil von Stromberg aufgreift. Die Charaktere rund um „Feinkost Kolinski Altona“ sind allesamt Originale, die man so in abgeschwächter Form auch im realen Leben wiederfindet. Situationskomik, Timing der Gags und die Mischung aus derben Jokes, menschelnden Feel Good-Momenten und manchmal wuchtiger Tragik hat einen ziemlich speziellen Reiz, der am ehesten mit der britischen Serie „Derek“ vergleichbar ist.
- The Wire Rewatch
The Wire ist ein HBO Serien-Klassiker, der auch 2024 noch hervorragend funktioniert, weil die Themen nach wie vor aktuell sind. Polizeiarbeit in den USA und alle Strukturen, die damit zusammenhängen, werden in fünf Staffeln und 60 Episoden äußerst eindringlich vermittelt. Dabei ist die Serie ein Slow Burner – jede Staffel setzt einen institutionellen oder örtlichen Schwerpunkt, ist aber als eher behäbige Erzählung ziemlich komplex aufgebaut. Für jeden und jede, die damit was anfangen können, auch hier unbedingte Empfehlung.
Top 3 Filme:
- Geliebte Köchin
Die Sinnlichkeit des Kochens wird hier perfekt vermittelt. Geliebte Köchin ist audiovisuell buchstäblich Food Porn.
- The Substance
The Substance sollte man sich nicht anschauen, wenn man Spritzen und Kanülen nicht gut verträgt. Der Body Horror ist mitunter ziemlich eklig. Gleichzeitig ist der Film aber extrem clever und verhandelt auf bissige Weise Schönheitsdiskurse.
- Poor Things
Yorgos Lanthimos hat zwei Schaffensmodi, die beide mit skurrilen Einfällen und tiefergehenden Philosophien zusammenhängen. Die Arbeiten mit Tony McNamara sind dann aber doch die eingängigeren und häufig auch besser funktionierenden. Das hat man 2024 recht gut gesehen. Kurze Zeit nach Poor Things mit Emma Stone folgte Kinds of Kindness und überraschte die Lanthimos-Newcomer mit einem deutlich radikaleren und unbarmherzigeren Erzählstyle. Es ist aber Poor Things, das auf der Leinwand so viel besser funktioniert. Das bizarre Märchen entlarvt toxische Männlichkeit auf eine wunderbar charmante, verschrobene, aber auch sexy Art und Weise. Emma Stone liefert hier eine grandiose Performance.
Top 3 Flops:
Keine tatsächlich. Meine Zeit war mir ein bisschen zu schade für mögliche Enttäuschungen.
Meine Wünsche für 2025:
Ein Nonogramm-Spiel mit extrem detaillierter und schöner Pixel Art – wo sich meditativer Spielrhythmus und Kunstwille die Hand geben.
Martin Pilot
Top 3 Videogames:
- Like A Dragon – Infinite Wealth
Ichibans neues Abenteuer ist grandios. Das Hawaii-Setting macht Spaß, die Handlung bringt nostalgischen Fanservice und frische Handlungsstränge gut unter einen Hut, die Antagonisten funktionieren und der Umfang ist schlicht gewaltig. Auf der Rollenspiel-Ebene verbessert Infinite Wealth alle Wehwehchen, die Like A Dragon – Yakuza 7 noch ob seines spielmechanischen Reboots mitbrachte und spielt sich nun deutlich flowiger. Ich hatte schon in der Review geschrieben, dass Infinite Wealth ein früher GotY Anwärter sei. Diesen Platz hat bei mir ASTRO BOT erlangt, aber Infinite Wealth ist verdammt weit vorne mit dabei.
- Silent Hill 2 Remake
Ich habe im Vorfeld gebangt. Aber ich bin extrem froh, dass KONAMI die Revitalisierung der Silent Hill Reihe gelungen ist. Dem polnischen Bloober Team ist hier was großes gelungen. Und ich hoffe, sie bewahren sich das Momentum. Auch das Remake ist ein Psychological Horror-Meilenstein und eine Liebeserklärung an das Magnum Opus von 2001. James Sunderlands Traumatherapie in dem vernebelten Örtchen ist beklemmend, düster, furchterregend und… tieftraurig.
- ASTRO BOT
ASTRO BOT ist einfach ein Banger. Der Plattformer sieht hervorragend aus, spielt sich unglaublich gut, bringt extrem viele frische und innovative Gameplay-Ideen mit, ist knuddelig und macht einfach durch und durch Laune. Nintendo hat Mario, SONY hat ASTRO BOT – qualitativ geben sich beide Franchises wenig. ASTRO BOT fand ich noch eine Ecke meisterlicher als das ebenfalls herausragende Mario Wonder. Das Ding kann ein moderner Klassiker werden.
TOP 3 Bücher/Comics/Manga:
- Gannibal von Masaaki Ninomiya
Gannibal erschien ursprünglich zwischen 2018 und 2021 im Weekly Manga Goraku. Seit 2023 erscheint das Werk in deutschsprachiger Ausgabe im Hayabusa Verlag und wird voraussichtlich 2025 abgeschlossen werden. Die Story um den strafversetzten Polizisten Daigo Agawa, der im japanischen Dörfchen Kuge landet, und feststellen muss, dass hier ritueller Kannibalismus vermutlich noch Thema ist, ist extrem spannend geschrieben. Einen so suspense-lastigen Manga habe ich nicht mehr seit Monster gelesen. Dabei sind auch die Zeichnungen herausragend geworden und arbeiten mit harten Strichen und extrem realistischen Set Pieces. Mein Überraschungshit!
- Fangirl Fantasy von Olivia Vieweg
Ich muss sagen, ich habe diesen im Carlsen Verlag erschienenen Comic geliebt. Olivia Vieweg hat sich hier auf sehr herzliche und selbstironische Art und Weise mit weiblich gelesener (und/oder) queerer Fankultur auseinandergesetzt und dabei die verschiedenen kleinen Quirks aber sehr zärtlich behandelt. Nach größtenteils doch eher düstereren und vertrackten Werken, sorgte Fangirl Fantasy dann doch für das notwendige Maß an cleverer und charmanter Feel Good-Unterhaltung. Hier die dazugehörige Besprechung: Klick
- Berserk von Kentaro Miura
Ich wollte Berserk immer mal lesen, aber bin nie dazugekommen. Nun habe ich alle bei Panini erschienenen Max-Bände bis Band 21 nachgeholt und bin endlich up-to-date. Und was soll ich sagen? Der mittlerweile leider verstorbene Kentaro Miura hat mit Berserk ein echtes Brett geschaffen, den Maßstab für Dark Fantasy. Ohne Berserk gäbe es vermutlich keine Soulslike-Spiele, wie wir sie heute kennen. Die Heldenreise von Guts durch eine finstere, dem europäischen Mittelalter nachempfundene Welt ist episch und monumental, und so gewalttätig und unbarmherzig wie kaum eine andere Serie, die popkulturell eine solche Relevanz hat. Die späteren Bände wirken zwar wesentlich versöhnlicher, hoffnungsvoller und weniger edgy als die frühen Kapitel, den epischen Charakter bewahren sie sich aber trotzdem. Ich liebe es. Und ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum es abseits des Dreamcast-Titels Gut’s Rage keine ernstzunehmende Versoftung gibt, wenn man Musou-Titeln der Marke Dynasty Warriors absieht.
Top 3 Filme:
Meine Top Filme dieses Jahr lassen sich vor allem im ersten Quartal wiederfinden.
- Past Lives – In einem anderen Leben
Past Lives stammt von der koreanischstämmigen Amerikanerin Celine Song, die hier autobiografische Motive verarbeitet. Der Film handelt von einer aus Südkorea stammenden Frau, die in die USA gezogen ist, und seitdem über mehrere Dekaden hinweg zwischen ihrer Beziehung zu ihrer platonischen Jugendliebe und ihrer einstigen Heimat und ihrem neuen Leben in den USA hin- und hergerissen ist. Der Film ist zutiefst melancholisch, eine Romanze, die gleichzeitig leichtfüssig und schwermütig daherkommt, aber nie die Erdung verliert. Ein toller Film.
- Dune – Part II
Ich liebe das komplexe und überbordende World Building von Dune – und Denis Villeneuve hat hier die Geschichte, die mit Part I eröffnet worden ist, ebenso bildgewaltig wie episch fortgeführt. Mag sein, dass das überwältigende Überraschungsmoment von Part 1 nicht mehr ganz so stark nachhallt. In die Top Listen des Jahres muss dieser Eintrag aber dennoch.
- Poor Things
Poor Things ist vor allem eine Emma Stone-Show, aber dennoch stimmt hier alles. Die ganze weirde Ästhetik einer surrealen Steampunk-Welt, die aber zunächst dennoch eine typische Man’s World ist, und die quasi künstlich geschaffene Bella Baxter, die sich diese Welt auf kindliche, aber ganz und gar nicht unschuldige Weise zueigen macht, ist zugleich sexy, aber auch absolut irrwitzig und grotesk. Poor Things ist wie ein hypersexueller Tim Burton-esquer Fiebertraum und absolut phänomenal.
Top 3 Serien:
- Die Discounter
Ich bin normalerweise kein großer Fan deutscher Produktionen. Dieses Jahr habe ich mir aber sowohl „Achtsam Morden“, als auch „Die Discounter“ angesehen. Und gerade letztere Show ist aktuell meine Go-To Comedy. Das Supermarkt-Setting hat mir schon bei der amerikanischen Serie „Superstore“ was gegeben. „Die Discounter“ find ich aber tatsächlich nochmal eine Ecke stärker. Die Performances sind teils absolut phänomenal – gerade Merlin Sandmeyer als Security-Typi Jonas ist umwerfend. Der Charakter ist der Inbegriff von tragikomisch. Obwohl man als Zuschauer amüsiert ist, steckt zwischen allen komischen Momenten eine tiefe Traurigkeit. Dieses Ding zwischen abgeklärten Jokes und Situationen, die emotionalen Punch haben, hat Stromberg seiner Zeit nicht so richtig hingekriegt.
- Ranma ½ Remake
Das Netflix-Remake des leicht hyperaktiven Romance-Anime Ranma ½ ist supergut gelungen. Ich liebe, dass die originalen Sprecher*innen wieder mit an Bord sind. Ich mag die Art der Animationen und die satten Farben, aber auch die anarchische Screwball-artige Art der Inszenierung, die Martial Arts-Action mit krawalliger Romantik verbindet. Gleichzeitig hat man inhaltlich wenig bis gar nichts abgeschwächt, was auch den Fans des ursprünglichen Anime gut gefallen dürfte. Hier ist nichts gegen einzuwenden, freue mich auf eine weitere Staffel.
- The Penguin
„The Batman“ von Matt Reeves ist tatsächlich mein bis dato liebster Batman auf der großen Leinwand – weil der Comic-Background des dunklen Rächers spürbar ernster genommen wird als bei der Christopher Nolan-Trilogie (die natürlich auch sehr gut ist). The Penguin ist hier eine grandiose Ergänzung, welche die Kaputtheit von Gotham City noch vertieft. Oz Cobblepot, verkörpert von Colin Farrell, ist ein ambivalenter Schurke. Er ist ein intriganter Widerling, und trotzdem ringt die Figur den Zuschauer*innen ihre Sympathien ab. Hier stimmt alles: Schauspielerische Performances, Storygerüst, und der Noir-artige Artstyle. Extrem starke Serie, selbst wenn man kein Batman-Fan ist.
Top 3 Flops:
- Die Dune Prophecy Serie
Ich habe bislang nur die ersten zwei Episoden gesehen. Aber wo mich die Dune-Filme von Vilneuve überwältigen und Lust auf das Universum an sich machen, kriegt mich die Geschichte um die Bene Gesserit bislang noch nicht ganz so. Ich fand die ersten Episoden eher dröge und auch künstlerisch gab es bislang noch zu wenig, was mich abgeholt hat.
- Die Like A Dragon: Yakuza Serie von den Amazon Studios
Boah, ich liebe, liebe, liebe das Yakuza bzw. Like A Dragon-Franchise. Neben Shenmue gehört SEGAs Unterwelt-Saga zu meinen absoluten Alltime-Faves. Ich habe mich demnach auch extrem auf die Serie gefreut, gerade auch, weil sie hier den ersten Teil adaptieren wollten und weil ich parallel Yakuza Kiwami auf der Switch erneut gezockt habe. Leider gibt mir die Serie gar nix. Die Schauspielerriege besteht m.E. fast nur aus Fehlbesetzungen, die Atmosphäre von Kamurocho wird nur in Ansätzen wiedergegeben und die inhaltlichen Änderungen und das Drehbuch sind meiner Meinung nach eine Vollkatastrophe. Das war leider gar nix. Extrem schade.
- Uzumaki Anime
Die Anime Adaption von Junji Ito begann gleich doppelt verheißungsvoll. Die Trailer zu Uzumaki sahen stilsicher und gehaltvoll aus, als würden sie den Geist der Manga Vorlage atmen. Auch die erste Folge konnte sich sehen lassen. Doch direkt die zweite Folge sah auf einmal furchtbar schlecht aus, das wurde auch nicht mehr besser. Es schien klar, dass man sich finanziell komplett übernommen hatte. Und so wurde aus einer High End Produktion schlagartig ein Low Budget Disaster. Das hat ein Horror Classic wie Uzumaki absolut nicht verdient, und folgerichtig ist das Ding auch auf Platz 1 meiner Enttäuschungen.
Ich habe nun tatsächlich ausschließlich Serien gelistet. Gab es bei den Videospielen etwa keine Flops dieses Jahr? Nicht für mich jedenfalls. Spiele wie Life is Strange: Double Exposure oder Dragon Age: The Veilguard reißen jetzt nicht zwangsläufig Bäume raus, aber ich hatte eigentlich weitgehend mit allen Spielen Spaß, die ich dieses Jahr so gezockt habe. Mit Persona 3 Reload und Metaphor: ReFantazio habe ich sogar noch mehr Top Liste-Anwärter gehabt, insofern konnte ich mich spielerisch wirklich nicht beklagen. Gurken wie Suicide Squad und Concorde habe ich schlicht zu sehr vernachlässigt, als dass ich sie als Flop wahrnehmen könnte.
Meine Wünsche für 2025:
Weniger Entlassungswellen und Studioschließungen in der Videospielbranche. Die großen Publisher haben eine Verantwortung gegenüber ihrer Belegschaft. Ich verachte die Embracer Group dafür, dass sie derart misskalkuliert haben, dass ein geplatzter (mündlicher!) Deal einer derart großen Anzahl von Menschen die Existenzgrundlage weggenommen hat. THQ Nordic haben mit Outcast 2 und Alone in the Dark zwei solide AA-Produktionen auf den Weg gebracht, die altehrwürdige Franchises zurückgebracht haben. Nun wurden da Studios wie Pieces Interactive trotz solider Ausgangslage dennoch geschlossen. Ich halte das für frech und undankbar. Selbiges gilt aber auch für Microsoft, für SONY und all die anderen großen Publisher.
Eine reflektiertere Spielerschaft. Ganz ehrlich, die rechtsoffenen, incelhaften Volldeppen ruinieren mir mit ihrem vermeintlichen Partisanenkrieg gegen die Wokeness das Vergnügen am Medium. Und nicht nur das, eigentlich auch deren eigenes Vergnügen am Medium. Verkriecht euch in euer selbstgefälliges 4chan-Hellhole, statt öffentlichkeitswirksam zu kläffen.
Neuigkeiten zu Shenmue. ININ Games haben die Publishing-Rechte an Shenmue 3 erworben. Ich hoffe, dass ein Switch- und/oder Xbox-Port die Marke nochmal revitalisiert, und möglicherweise einen vierten Teil ermöglicht.