Wir haben vor einer Weile bereits den chinesischen Rollenspiel-Oldie Xuan Yuan Sword: Mists Beyond the Mountains (aka Xuan Yuan Sword 3) für die Nintendo Switch besprochen und sind im Zuge der Einleitung ein bisschen auf die Historie der populären CRPG-Reihe eingegangen, die zusammen mit The Legend of Sword and Fairy (Chinese Paladin) das chinesische Rollenspiel entscheidend prägte, und welche zusammen auch gerne als „Twin Swords of Softstars“ bezeichnet werden [Softstar ist der Taiwan-beheimatete Publisher hinter den Reihen). Entwickelt wird Xuan Yuan Sword hingegen seit jeher von DOMO-Studio. Der siebte Teil, Xuan Yuan Sword 7, wurde bereits vor 4 Jahren veröffentlicht, damals für PC und später auch für PlayStation 4 und Xbox One. Der Serien-Eintrag folgte damit ganze acht Jahre nach Xuan Yuan Sword 6: The Phoenix Soars in the Sky Among Millenial Clouds, welches nie für eine westliche Veröffentlichung lokalisiert wurde. In der Zwischenzeit gab es lediglich das Spin-Off Xuan Yuan Sword: The Gate of Firmament, welches 2015 erstmalig für Konsolen erschien. Xuan Yuan Sword 7 hatte ebenso wie The Legend of Sword and Fairy 7 also die große Aufgabe, die traditionsreichen Serien einem westlichen Publikum schmackhaft zu machen; einem Publikum, welches nicht gerade viele Überschneidungspunkte mit chinesischen Videospiel-Produktionen gehabt haben dürfte.
Nachdem sich Publisher EastAsiaSoft zuletzt darum kümmerte, dass ein Remaster des oben benannten dritten Teils für die Switch releast wurde, und dieser offenbar ganz gut ankam, hat man sich dazu entschieden, auch den grafisch durchaus anspruchsvollen siebten Teil auf die Nintendo Switch zu portieren. Ende Mai kam das Spiel also in den eshop. Ob das Ergebnis technisch gut gelungen ist und ob EastAsiaSoft und Softstar sich damit einen Gefallen getan haben, erfahrt ihr in dieser Review.
Tod und Wiedergeburt in den Wirren eines Bürgerkrieges
Wir schlüpfen in die Rolle von Taishi Zhao, einem talentierten, jungen Jäger, der zusammen mit seiner jüngeren, kränklichen Schwester Taishi Xiang in den Außenbezirken des Dorfes Qiao-Ge in der chinesischen Provinz ein bescheidenes, doch friedliches Leben führt. Seit die Eltern in den Wirren des Bürgerkrieges ums Leben gekommen sind, kümmert sich der junge Mann aufopferungsvoll um seine Ziehschwester. Die Talente und die Expertise unseres Helden haben sich wiederum längst rumgesprochen. Nach Monstersichtungen in der Nähe beauftragt uns ein Soldatentrupp gegen Entgeld, dass wir diese ins nahegelegene Yidi-Gebirge führen, um der Sache auf den Grund zu geben. Da wir nicht zuletzt aufgrund der teuren Medizin für unsere Schwester auf das Geld angewiesen sind, willigen wir ein. Eine verheerende Entscheidung: Denn wir provozieren die Monster zum Angriff auf unser Heim: Im Zuge des Angriffs und der Defensive durch die Soldaten wird unsere geliebte Schwester durch eine Nebelstreunerin tödlich verwundet und liegt fortan im Sterben. Dies bildet dann den Auftakt für eine epische Reise.
Denn wir stoßen auf einen merkwürdigen Papageien-König namens Jipeng, der hinter einem Artefakt gefangen ist. Als wir dem großmäuligen Ding helfen, eröffnet er uns im Gegenzug, dass wir unsere Schwester mit einem Seelenformungszauber wieder zum Leben erwecken können. Doch im Zuge des Wiedererweckungsrituals geht etwas ganz erheblich schief und Xian existiert fortan als Geist zwischen Leben und Tod. Es ist ein Automaten-Körper vonnöten, der Xiang wieder in fleischlicher Form zurück ins Leben holt. Dazu bedarf es u.a. der Hilfe der Mohisten, einer sektenartigen Gruppierung, die versiert im Umgang mit ausgefeilten mechanischen Konstruktionen sind, sonst aber eine eher humanistische Philosophie verfolgt.
Unsere finale Gruppe besteht schließlich aus der resoluten, aber gutherzigen Mohistin Chu Hong, die wir seit unserer Kindheit kennen, aus unserer Schwester, zu der sich die Bindung im Laufe des Abenteuers verändert, und Jipeng, der uns zu seiner ominösen Gebieterin, der Frau in Grün, führt. Zu der manchmal ruppig wirkenden Hong verbinden uns nicht nur unsere Kindheitserinnerungen, sondern auch tatsächlich ein romantisches Interesse. Zusammen muss sich unsere Truppe Roadtrip-artig durch die Wirren eines Bürgerkrieges kämpfen, der zwischen den Lülin-Rebellionstruppen und den Lijun Soldaten des Kaisers tobt. Im Laufe der Story werden die Familienbande und das legendäre namensgebende Xuan-Yuan Schwert von zentraler Bedeutung sein. Historisch verortet ist Xuan Yuan Sword VII in der Zeit der Xin Dynastie bzw. der Zeit zum Ende der westlichen Han-Dynastie hin.
Schon bei Xuan-Yuan Sword: Mist Beyond the Mountains empfand ich das Erzählerisch als eine große Stärke des Spiels, und selbiges spiegelt sich auch bei Teil 7 wieder: Das Rollenspiel vermengt auf unglaublich ungezwungene Weise historische Inhalte mit fantastischen, folkloristisch-mythologischen Elementen. Teil 3 war hier noch ein bisschen ausufernder, da es europäische und asiatische Geschichtsschreibung miteinander verband. Aber auch Xuan-Yuan Sword 7 arbeitet mit geschichtlichen Fixpunkten, die auf mich als unbedarften westlichen Spieler, der sonst wenig Berührungspunkte mit chinesischer Geschichte hat, ungemeinen Reiz ausübt und zum Nachschlagen verleitet. Hatte ich schon beim dritten Teil immer wieder mal ereignisgeschichtliche Sachverhalte recherchiert, gab es auch hier kleine Reibungspunkte, die mich zum Wiki-Durchforsten animiert haben. U.a. ist hier etwa die Schlacht von Kunyang von Bedeutung. Während reale historische Vorbilder immer wieder in die Geschichte eingebettet werden, ist das Fantastische immer zentrales Element dieser alternativen Geschichte des antiken Chinas: Götter, Geister und Dämonen, mechanisch konstruierte Kreaturen, geheimnisvolle Artefakte gehen Hand in Hand mit politischen Irrungen und Wirrungen.
Der Charakter-Roster ist ebenfalls derart hochwertig und in die Tiefe geschrieben, dass die Motivationen und Beziehungen der Figuren zueinander stets sehr organisch und nachvollziehbar anmuten. Es wirkt absolut plausibel, dass ein Taishi Zhao sich stets um seine Schwester kümmern will, ohne die eigenen verwundbaren Stellen im Inneren zu offenbaren. Als Elternersatz und „Provider“ muss er, so glaubt er, permanent stark für seine kranke Schwester sein. Und es wirkt ebenso natürlich, dass die Ziehschwester darin ein emotionales Ungleichgewicht sieht, das sie stark bekümmert. Auch die zarte Romanze zwischen Zhao und Hong wirkt natürlich und nicht forciert, die Vertrautheit zwischen beiden vertieft sich im Laufe der Reise.
Intime Bande in einer herzlosen Welt – Die Nebenquests
Der familiären Intimität der Party steht eine grausame und fatalistische Welt gegenüber: Die vom Bürgerkrieg zerrüttete Welt kennt wenige Happy Ends – Ob Seuchen, welche die Bevölkerung dahinraffen; Kriegswaisen, die gottverlassen auf den Straßen der Dörfer und Städte irren oder moralisch verkommene Betrüger und Banditen, die für ein bisschen Geld bar jeden Gewissesns über Leichen gehen. Die Lebensumstände in Xuan Yuan Sword 7 sind hart.
Die meisten Nebenquests haben hier demnach auch keine Happy Ends zu bieten: An einer Stelle müssen wir uns auf die Suche nach den Eltern eines jungen Mädchens begeben, nur um deren Leichname zu bergen. Uns bleibt letztlich nur das Überbringen der traurigen Botschaft – was aus dem weinenden Kind wird, wird indes nicht weiterverfolgt. An anderer Stelle schickt uns eine greise Frau auf die Suche nach ihrem vermissten Sohn; Doch es handelt sich um eine tödliche Falle, die sie gemeinsam mit ihrem Sohn ausgeheckt hat. Am Zielort erwartet uns tödliche Gefahr. Offenbar haben die beiden auf diese Weise schon einige Unschuldige in den Tod geschickt, um sie danach um ihre Habseligkeiten zu bringen. Wir können hier entscheiden, ob wir sie den Ordnungshütern überstellen, selbst zur Strecke bringen oder sie mehr oder weniger konsequenzlos ziehen lassen. Das trostlose, fatalistische Writing der Nebenstränge erinnert an Yoko Taro’s NieR oder in jüngerer Zeit an Stellar Blade. Leider sind die Nebenquests aber eher banal aufgebaut und reine Bring & Hol-Aufgaben, die oftmals auch nicht mehrstufig aufgebaut sind, oder auf eine Weise inszeniert werden, dass man emotional investiert ist. Hier wäre deutlich mehr drin gewesen und man muss sich diesen Kritikpunkt mit Stellar Blade teilen: Die NPCs sind häufig so egal, dass man keinen Bezug zu ihnen hat, und in der Regel bekommt man neben ein paar Erfahrungspunkten auch nur ein bisschen Geld und ein paar willkürliche Crafting-Zutaten als Belohnung. Man will mit diesen Aufgaben ja offensichtlich die Stimmung unterfüttern: Deshalb verstehe ich nicht, warum man Nebenquests nicht häufiger so schreibt wie etwa bei The Witcher oder meinetwegen einem Mass Effect. Es muss keine multiplen Lösungswege geben, ich bin mir bewusst, dass das kostenintensiv ist. Aber es ist ja schon viel Wert, wenn man Charaktere nicht einfach gänzlich fallen lässt, sondern wenn deren Schicksal später nochmal aufgegriffen wird.
Eine weitere Kritik am Story-Aspekt im Allgemeinen: Ähnlich wie schon The Legend of Sword and Fairy 7 und Mist Beyond the Mountains tendiert Xuan Sword 7 dazu, die Story nicht pointiert genug zu erzählen. Einige Handlungsstränge wirken Patchwork-artig zusammengeflochten, zusammen mit einer Lore, in die man sich als westliche*r Spieler*in erst hineinfuchsen muss, kann es durchaus vorkommen, dass man beim Wiedereinstieg ein bisschen verloren ist – speziell das Intermezzo mit der „Frau in Grün“, der Gebieterin vom Plappermaul Jinpeng, wirkt in der Gesamterzählung dramaturgisch bisschen deplatziert. Auf der Haben-Seite hingegen: Die deutschen Bildschirmtexte sind dieses Mal einwandfrei lokalisiert. Bei Mist Beyond the Mountain wirkte die Lokalisierung noch KI-unterstützt und partiell kaputt, hier habe ich weder inhaltliche, noch orthographische oder syntaktische Fehler gefunden. Auch komplexere Zusammenhänge wurden durchweg ordentlich übersetzt. Props dafür!
Aufbau der Spielwelt – Offen schlauchig
Der Aufbau der Spielwelt ist grundsätzlich recht offen gehalten. Das heißt, es gibt eine zusammenhängende Map, deren verschiedene Areale jederzeit begehbar sind. Über Schnellreisepunkte, in dem Fall Teleportationssteine, sind die verschiedenen Punkte auf der Map direkt anwählbar. Sofern man nur die Hauptstory verfolgt, ist das Spiel eigentlich sehr linear-schlauchig geraten. Es ist im Grunde ein permanentes Hinterherrennen hinter dem Hauptquest-Marker auf der permanent eingeblendeten Navigations-Leiste, die Wegfindung klappt dabei sehr intuitiv und ohne jede Mühsal. Auf der größeren Map sind darüber hinaus auch Nebenquests und verschieden geartete Shops eingeblendet. Backtracking gibt es aber eigentlich nur dann, wenn man die Nebenquests verfolgt oder aber bestimmte Ressourcen zum Craften benötigt.
Xuan Yuan Sword 7 räumt der Exploration der Spielwelt nicht gerade viel Platz ein: Es gibt ein paar Truhen, die man abseits der Hauptwege öffnen kann. Die enthalten jetzt aber nicht extrem wertvollen Loot. Es gilt ansonsten: Alles was golden aufleuchtet (z.B. auch Tonkrüge), lässt sich zerschlagen und bringt auch Beute, in der Regel Geld, Ressourcen und Rezepte zum Craften.
Xuan Yuan Sword 7 ist beileibe kein Soulslike; ein Element gibt es dann aber, welches an den von FROM Software begründeten Spieltypus erinnert. In der Spielwelt sind immer wieder Lagerfeuer platziert, an denen wir rasten können. Hier können wir uns regenerieren, Items aufstocken und abspeichern. Während das reine Abspeichern keine Konsequenzen hat, sorgt die Regenerierung dafür, dass alle Monster des Areals neu respawnen. Das System weckt starke Assoziationen an Stellar Blade, welches ebenfalls kein klassisches Soulslike ist, aber kleinere Parallelen zum Genre aufweist.
Ansonsten gibt es größere Städte und Dörfer, die als Hub funktionieren: Hier können wir Zutaten kaufen, Nebenquests annehmen und in der Regel gibt es am Ortseingang auch einen Teleportationsstein. Die Städte und Dörfer finde ich insofern gut platziert, weil sie visuell schön gestaltet sind und ordentlich Atmosphäre verströmen. Sie wirken nicht ganz so lebhaft wie bei The Legend of Sword and Fairy 7, aber es sind viele NPCs hier, die ihrem Taggeschäft nachgehen.
Die verbindenden Areale sind häufig bewaldet, gebirgig oder wüst und umfassen vergleichsweise wenig Laufwege. In der Regel stoßen wir hier lediglich auf NPCs, zu denen wir einen Auftrag in den Städten wahrgenommen haben. Monster, auf die wir treffen, sind vor allem in Gruppen platziert und haben fixe Konstellationen, in denen wir ihnen begegnen. Hauptquests finden in Dungeon-artigen Gebieten statt, in Tempelruinen, Höhlen etc., die oftmals in einem Bossfight kulminieren.
Selten, aber manchmal gibt es auch Rätsel, die wir lösen müssen, um vorwärts zu kommen. Das Spiel ist nicht super rätsellastig, aber die, die es gibt, sind teilweise ziemliche Kopfnüsse, die durchaus für Frustration sorgen können. Eins der Rätsel taucht relativ am Anfang auf. Mittels eines archaischen Mechanismus müssen wir Jinpeng befreien und mein Gott, habe ich da lange gebraucht, um die Lösung zu finden. Ich finde, einerseits sollten DOMO hier bei künftigen Titeln dafür sorgen, dass man die Rätsel auch optional überspringen kann, ob mit Cheat-Objekt oder ohne ist egal, andererseits würde ich mir eine höhere Dichte an derartigen Rätseln wünschen, weil ich durchaus fand, dass sie das Geschehen aufgelockert und zur Stimmung gepasst haben.
Summa Summarum gilt hier: Ähnlich wie The Legend of Sword and Fairy 7 ist auch Xuan Yuan Sword 7 eine eher lineare Angelegenheit. Den Aufbau der Welt find ich aber eigentlich stringent und knackig, zugleich würde ich mir für künftige Serieneinträge, um Repetition zu vermeiden, mehr Rätsel und mehr Zufallsevents, sowie mehr Erkundbares abseits der Städte wünschen.
Kampf und Movement als Herzstück
Das Kampfsystem ist grundsätzlich recht simpel, hat aber einige Twists: Es gibt zunächst einfache und schwere Angriffe. In der Standard-Tastenbelegung auf der Switch sind die R-Schultertasten für einfache Angriffe, die ZR-Tasten für schwere Angriffe vorgesehen. Wir können zwischen mehreren Kampfstilen hin- und herwechseln: Über die L-Schultertaste und eine weitere Taste können wir die speziellen Fähigkeiten von uns und unseren Party-Mitgliedern nutzen. Im Grunde nutzen wir Angriffe solange zur Betäubung, bis die Gegner am Boden liegen. Entweder verbraten wir deren HP-Leiste gänzlich, oder aber wir nutzen die Anvisier-Taste, um eine Hinrichtung zu vollziehen. Im Prinzip lassen sich die meisten regulären Gegner einfach gut zusammenknüppeln. Bei Bosskämpfen hingegen müssen wir eine rhythmische Balance aus Ausweichmanövern, Parieren und Angreifen finden. Auch hier gibt es also Ähnlichkeiten zu Stellar Blade, wenngleich sich hier alles ein bisschen steifer anfühlt als in dem ultrasmoothen Kampfsystem der Koreaner.
Natürlich gibt es auch hier eine Ausdauer-Leiste: Allerdings ist die dann doch so großzügig bemessen, dass man ihre Nachwirkungen fast gar nicht mitbekommt: Die Leiste senkt sich nämlich arg langsam herab, wird aber zügig wieder gefüllt. Im Grunde muss hier nur dann hausgehaltet werden, wenn man gerade im Bosskampf steckt. Im Laufe des Spiels finden wir auch immer wieder Items, die unsere Ausdauerleiste erhöhen.
Auf die Ausweichmanöver bin ich bereits eingegangen: Wir können jeweils zweimal ausweichen, was ein bisschen Ausdauer verbraucht, zugleich ist der Rollradius der zweiten Dodge-Bewegung kleiner. Dies sind allerdings die einzigen Einschränkungen. Die Ausweichrollen sind tatsächlich bei größeren Mobs und bei Bosskämpfen der Schlüssel zum Erfolg.
Parieren ist ebenfalls ein zentraler Pfeiler und wird jeweils in Guard und Perfect Guard-Manöver unterteilt: Das normale Parieren reduziert den gegnerischen Schlag erheblich, ab dem Zeitpunkt können wir die Offensive starten, wenn die Angriffsphase der Gegner vorbei ist. Beim Perfect Guard müssen wir den gegnerischen Schlag innerhalb eines kurzen Zeitfensters blocken, das neutralisiert den Angriff vollständig, und eröffnet die Möglichkeit zum verheerenden Konter.
Im Talent-Menü können wir zwei Kampf-Styles festlegen bzw. ausrüsten, die wir in Echtzeit wechseln können. Manche sind auf einen höheren Angriffsradius ausgelegt, dafür aber langsamer, manche sorgen für mehr Schaden oder höhere Betäubungsraten. Die Kampf-Styles eignen wir uns im Laufe der Geschichte an, zwei davon sind optional auffindbar. Ähnlich wie unsere Mitstreiterinnen ist auch jeder Kampf-Style mit einem spezifischen „Martial Art“ ausgestattet. Darüber hinaus gibt es eine Fähigkeit, mit der man die Zeit verlangsamen kann.
Grundsätzlich ist das Kampfsystem recht befriedigend; schade finde ich bloß, dass die Möglichkeit, die Charaktere auszurüsten, recht eingeschränkt ist. Die Standard-Waffe etwa kann ausgebaut werden, nicht aber vollständig gewechselt werden. Dadurch gibt es beim Loot auch keinerlei neue Waffen mit besseren Stats. Ein weiteres Defizit ist, dass das Trefferfeedback der Gegner gering ist: Wir können drauf mit heftigen Comboketten kloppen, die Charaktermodelle der Gegner reagieren wenig auf Einschläge. Die Wucht eines Black Myth Wukong oder Stellar Blade ist daher zu keinem Zeitpunkt gegeben. Im Grunde kann man nur an den HP-Leisten der Widersacher erkennen, wie es um sie bestellt ist. Dadurch fühlt sich der Kampf immer wieder ein bisschen „schwimmend“ und weniger dringlich an.
Geheimnisse der Elysium-Schriftrolle: Fusionen, Crafting und Ausbau
Die Elysium-Mechanik ist eine recht zentrale Säule des Gameplays und ein Trademark der Xuan Yuan Sword-Reihe: In dieser Taschen-Dimension innerhalb der namensgebenden mystischen Schriftrolle können wir mehrere Dinge mehrstufig ausbauen: Es gibt die Waffenwerkstatt, die sogenannte Seelenwerkstatt, die Mechanikwerkstatt, die Fusionswerkstatt sowie die Rüstungswerkstatt. Die einzelnen Werkstätten können jeweils dreistufig mit entsprechenden Ressourcen aufgelevelt werden. Die Waffenwerkstatt benötigt etwa die Ressourcen „Kiefernholz“, „Bronze“ und „Eisen“ – Bestimmte Upgrades werden erst ab einer gewissen Stufe freigeschaltet.
In der Fusionswerkstatt können wir Items aller Art zu Objekten fusionieren, mit höherem Level schreiten wir mehr Slots für den Fusionierungsvorgang frei. Wir können entweder experimentieren oder mit festen Rezepten arbeiten. Das ging auch schon bei Mist Beyond the Mountains, dort konnte man aber Persona-artig neue Kreaturen als Support fusionieren. Hier ist derlei nicht möglich. Wir schaffen aber Materia/Substanz-artige Module, die uns Buffs zu bestimmten Konditionen geben. Diese „gebändigten Seelen“ haben Bezeichnungen wie „Schutz“, „Moral“ oder „Hüter“. In der Seelenwerkstatt können wir sie mit Seelen weiter ausbauen. In der Mechanikwerkstatt können wir hingegen Juwelen und Ringe herstellen, in der Rüstungswerkstatt Bekleidungsgegenstände.
Das Spiel nimmt hier nicht gerade an die Hand. Die Kenntnis über die Elysium-Mechaniken erfolgt größtenteils über Trial & Error und Experimentierfreude. Das mag man kritisieren, ich finde, man kann als Spieler*in damit arbeiten. Zugleich macht hier dann auch Sinn, dass man so unglaublich viel Crafting-Material in der Wildnis findet, denn für den vollen Ausbau benötigt man diese Zutaten tatsächlich auch. Ich finde allerdings schade, dass die Support-Kreaturen nicht mehr dabei sind.
Zhoulu Schach
Zhoulu Schach ist DAS Minispiel von Xuan Yuan Sword 7 und ich liebe es: Es erinnert an die klassische Mühle. Sobald man eine Kette von 3 Steinen gelegt hat, kann man einen gegnerischen Stein vom Feld nehmen. Der Platz bleibt blockiert. Gewonnen hat, wer mehr gegnerische Steine genommen hat.
Man sammelt aber im Lauf des Spiels zusätzliche Steine, die mit bestimmten Eigenschaften daherkommen. Manche Steine blockieren etwa das Nebenfeld, andere Steine lassen sich nur in bereits blockierte Felder setzen, andere ermöglichen uns, direkt einen gegnerischen Stein zu nehmen. Sind die ersten Partien noch recht einfach, zieht der Schwierigkeitsgrad ordentlich an. In späteren Partien muss man durchaus um die Ecke denken, und strategisch vorgehen, um siegreich hervorzugehen. Das Minispiel ist nochmal eine Ecke cooler als Heaven – Journey aus Sword and Fairy 7. Bin also Fan.
Audio & Optik: Technik auf der Nintendo Switch – Beeindruckender Port, mit Schwächen
Softstar Entertainment hat mit Sword and Fairy 7 und Xuan Yuan Sword 7 zwei visuell sehr hübsche Rollenspiel im Portfolio. Ich habe Xuan Yuan Sword 7 ursprünglich auch auf dem Steamdeck gespielt. Dort wartete das von der Unreal Engine 4 befeuerte Spiel mit einigen sehr hübschen Visuals auf. Insbesondere Texturen und Reflektionen, sowie die Charaktermodelle wirkten ziemlich hochwertig. Die Darstellung des ländlichen Chinas mit urigen Dörfern und landschaftlich interessanten Szenerien kam in der PC-Fassung voll zur Geltung. Durch die märchenhafte Farbgebung gefiel mir Sword and Fairy: Together Forever zwar noch eine Ecke mehr, letztlich war Xuan Yuan Sword 7 aber optisch erhaben und konnte mit einer schönen Verquickung von Realismus und folkloristisch-fantastischen Elementen aufwarten. Schwächen gab es vor allem im animatorischen Bereich. Ich bin eigentlich ziemlich beeindruckt, dass das Ding auf der Nintendo Switch lauffähig ist. Damit gehört es zu den technischen Wundern zwischen dem The Witcher 3-Port und zwischen den Doom und Wolfenstein-Umsetzungen, und reiht sich in Reihe der bestaussehendsten Spiele ein. ABER: Die Portierung hat ihren Preis. Gerade die üppigen Wälder und Gebirgszüge wirken deutlich matschiger als auf den „großen Konsolen“; zudem ist dann doch recht häufig ein Nebel präsent, der permanentes Nachladen von Objekten verhindern soll. In Arealen, in denen sich viele NPCs tummeln, also natürlich insbesondere in den Städten, kommt es zu mitunter heftigen Framerate-Drops. Zudem gibt es einen Bug: Wenn man aus Innenräumen zu schnell in die Außenareale sprintet, stürzt das Spiel gerne mal ab. Spaziert man hingegen langsam durch diese technische Grenze, nimmt alles seinen gewohnten Gang. Das Spiel ist in jedem Fall spielbar, aber mit Einschränkungen. Hat man die Möglichkeit, auf die größeren Systeme auszuweichen, sollte man das tun. Viel von der optischen Finesse geht bei der Switch-Fassung letztlich flöten.
Auditiv ist das Spiel wiederum ein Augenschmaus: Die chinesischen Sprecher*innen, gesprochen wird ausschließlich chinesisches Mandarin, machen bei der Vertonung der Charaktere einen ziemlich guten Job und bringen die Emotionen gut rüber, die Abmischung ist stimmig. Der orchestrale Soundtrack ist aber ähnlich grandios wie schon bei Sword and Fairy 7 und Mist Beyond the Mountain und erinnert mich abermals an selige Shenmue-Zeiten: Sehnsüchtige, mystische und gefühlsgeladene Klängen fußen auf traditioneller Instrumentierung wie Bambusflöten, Erhu, Guzheng oder chinesische Zithern. Auch hier gibt es mal pompöse und mal zurückhaltende Parts, und auch hier würde ich mich über eine Schallplatten-Veröffentlichung sehr freuen.
Fazit:
Xuan Yuan Sword 7 ist ein schönes chinesisches Rollenspiel, das im Vergleich zu manch japanischem Genre-Kollegen deutlich geradliniger daherkommt. Vor allem die toll geschriebenen Charaktere und die Geschichte halten Spieler*innen am Ball. Visuell dürfte Xuan Yuan Sword 7 einer der schönsten Switch-Titel sein, wenngleich ich sagen muss, dass es hardware-bedingt die schlechteste Version des Spiels ist. Wenn man also die Möglichkeit hat, das Spiel auf PC, Xbox oder PlayStation-Systemen zu zocken, sollte man das tun, denn dann kommt man in den vollen Genuss der visuellen Pracht des Spiels. Hier muss man mit Framerate-Einbrüchen und nebeligen Passagen rechnen, wenngleich ich nach wie vor beeindruckend finde, dass der Switch-Port möglich war. Spielmechanisch ist das Rollenspiel sehr actionfokussiert und erinnert an eine etwas simplere Form des Stellar Blade-Gameplays. Das heißt, wir haben hier ein paar wenige Soulslike-Elemente, arbeiten aber sonst mit Hack and Slay-Elementen, die stark auf eine rhythmisierte Abfolge von Ausweich- Block- und Angriffsmustern setzt. Schwierigkeitsgradtechnisch ist das Spiel aber recht barmherzig: Auf „Normal“ sind die Bosskämpfe ab und an ein bisschen fordernd, im Story-Modus kommt aber jeder problemlos durch. Recht unique ist das Elysium-Schriftrollen Feature, wo jeder einzelne Crafting-Bereich separat ausbaubar ist. Das gab es in Teilen schon bei Mist Beyond The Mountains. Abschließend sei gesagt, dass ich Xuan Yuan Sword 7 jedem empfehle, der schon Sword and Fairy: Together Forever mochte und der Interesse an angenehm andersartigen südostasiatischen Rollenspielen hat. Im eshop kostet der Titel aktuell knapp 30 EUR, auf den großen Konsolen um die 40 EUR. Für diesen Budget-Preis macht man nicht viel verkehrt, wenn man Lust drauf hat.
Xuan Yuan Sword 7 kaufen:
Nintendo Switch [Nintendo eshop]
PlayStation 4 [PlayStation Store]
Xuan Yuan Sword 7 [Nintendo Switch]
Grafik / Art Style - 8
Story - 7.8
Technik - 6
Umfang - 7.7
Spielspass - 7.7
7.4
Technisch beeindruckender Port eines mehr als soliden CRPGs. Im Zweifel sollte man aber die Fassung für die großen Konsolen präferieren.