Comic Review: HORDE – Das erste Zeitalter: Was Helden tun fürs Heldentum – Wird das unterhaltsame Abenteuer qualitativ ähnlich gut weitergespannt?

Vor langer, langer Zeit, also streng genommen vor 10 Tagen, habe ich eine Review zum Band des Comics Horde – Das erste Zeitalter verfasst (Review hier). Was Vorurteile anging, war ich nicht sparsam, wurde aber eines deutlich besseren belehrt. Tatsächlich war diese Premiere eine sehr gelungene und ich habe mich ziemlich auf den Nachfolger gefreut. Lange musste ich nicht warten: Der zweite Band ist jetzt da und ich bin gespannt, ob es ähnlich überraschend weitergeht!

Abenteuer nach Rezept 

Nachdem die Helden im ersten Band mit der magischen Kuppel konfrontiert wurden, die ihren Heimatort umhüllt, geht es im zweiten Band um einen Lösungsansatz. Praktisch, dass die Vorlage aus einem Pen & Paper-Rollenspiel stammt und man sie an wirklich allen Ecken und Enden auch spürt. So wird als Einstiegsprämisse praktischerweise eine Quest an die Gruppe weitergereicht und zwar stilecht, in bester Rollenspiel-Manier, von einem Nichtspielercharakter: Die Dorfhexe ist nicht nur ein neues potentielles Partymitglied, sondern auch im Besitz des passende Rezepts für die Entsorgung der magischen Kuppel in Form eines…Rezepts. Und da sind halt die Standardsachen drauf, die man zum Entzaubern magischer Kuppeln eben braucht: Ein bisschen Kleinkram wie Geisterzähne, Drachenkot und andere Kleinigkeiten. Und da derlei Besorgungen mehr oder weniger von alleine klappen, teilt sich die Gruppe auf und macht sich auf die Suche. Wie der Zufall, oder besser gesagt der Spielleiter und seine Gruppe es so wollen, gerät die Party in allerlei, meist selbst verursachten, Unsinn. Dabei treffen sie auf zahlreiche neue und alte Bekannte und lösen ihre Probleme wie so oft mit mehr als nur einer Prise Gewalt, dem nötigen Quäntchen Glück und der Hilfe des Schicksals. Es wird also munter alles abgedeckt, was der D20 hergibt: Kritische Erfolge treffen nicht selten auf kritische Fehlschläge und sorgen so unterwegs für beste Unterhaltung.

Die Gesichter muss man lieben! © Riva

Die Gesichter muss man lieben! © Riva

Ein Krieger, ein Zauberer, ein Schurke und eine holde Maid treffen sich in einer Bar….

Ich möchte euch von der Geschichte nicht zu viel vorwegnehmen, denn wie scheinbar für HORDE typisch, steckt hinter dem Ersteindruck auch meistens mehr als man vermutet. Allzu viel passiert aber gleichzeitig auch nicht. Ich weiß zwar nicht, wie viele Ausgaben für den ersten Storyarc genau geplant sind, aber inklusive Band 2 fühlt sich alles erstmal nach Setup an. Auch in diesem Buch lernen wir zuerst die Charaktere und ihre neue Umgebung kennen, quasi in Echtzeit, denn die meisten skurrilen Gestalten begegnen Bronko & Co. auch zum ersten Mal. Das macht durchaus Spaß, man weiß aber auch nicht wohin die Reise geht, denn die „Sidequests“ am Anfang folgen einer simplen Struktur. Das ist nicht unbedingt schlecht, zumal der gekonnt genutzte Cliffhanger am Ende deutlich mehr verspricht. Ob das dann auch eingelöst wird, steht natürlich auf einem anderen Blatt, bisher gibt es aber keinen Grund zu Zweifeln, denn die rund 80 Seiten des Comics liest man praktisch in einem Rutsch und das Chaos, dass die Helden verursachen, wird so schnell nicht langweilig.

Horde - Ja..öhm... dynamisch, ne? © Riva

Ja..öhm… dynamisch, ne? © Riva

Vorne steht Gronkh, aber wer macht das noch?

Klar, Gronkh ist irgendwie der große Name, auch weil er einen der Hauptcharaktere (ein wenig) sein Aussehen leiht. Aber das Cover enthält noch deutlich mehr Namen: Gronkh, Pandorya, PhunkRoyal, Liza Grimm und Marvin Clifford. Bei mir klingelt da nicht viel, zumal man als Comic-Fan üblicherweise weniger Namen auf dem Cover erwartet. Und üblicherweise stellen die sich als Autor, Zeichner und gelegentlich noch als Colorist heraus, doch hier sieht das naturgemäß anders aus, weil sich der Comic nicht nur inhaltlich an der Vorlage bedient. Die ersten drei Personen sind die Spieler ihrer Charaktere, das Aushängeschild für die Marke, aber nicht offensichtlich am „Handwerk“ beteiligt. Diese Arbeit teilen sich nämlich Liza Grimm und Marvin Clifford untereinander auf und die beiden sind für mich die spannendsten Leute. Grimm teilt sich nicht nur einen Faible für Märchen mit mir, sondern auch den Hang zur Rolle des Spielleiters. Sie ist somit verantwortlich für das Skript des Comics und veröffentlichte unter verschiedenen Namen Fantasyromane. Diese Werke kenne ich zwar auch nicht, aber ich vermute hier die Ursache dafür, wieso die eigentlich simple Geschichte eben doch immer über das Erwartete hinausgeht, denn die Autorin beherrscht ihr Handwerk ziemlich souverän. Marvin Clifford hingegen ist ein Name, den ich wirklich kennen sollte, denn er ist fast so etwas wie ein deutsches Comic Urgestein im Bereich Gaming. Er ist mitverantwortlich für den Browsergame Klassiker Shakes & Fidget, den man nach gut 14 Jahren immer noch zocken kann. Und nebenbei durfte er auch mal einen Comic für Riot Games im League of Legends Universum zeichnen. Vermutlich ist das auch der Grund dafür, wieso Horde so gut aussieht, denn um so ausdrucksvolle Gesichter und das allgemeine Chaos der Party einzufangen braucht man vermutlich ein bisschen Erfahrung. Übrigens muss auch nochmal ein Wort über den Verlag und die Verarbeitungsqualität der Comics verloren werden, denn Gronkh & Co. veröffentlichen ihren Comic nicht über einen der branchenüblichen Verlage, sondern über den Riva Verlag, der eigentlich Bekanntschaft über Sach- und Geschenkbücher erreicht hat. Und auch die liefern hier gekonnt ab, denn der Comic bringt die wirklich knallbunten Neonfarben von Clifford in bester Qualität daher. Dafür würde ich mich sogar persönlich verbürgen, nachdem ich mir nach der Lektüre ein Nickerchen auf dem Balkon gegönnt habe und von einem Regenguss geweckt wurde. Das Buch bewahrte mich tapfer vor dem Schlimmsten und sieht weiterhin ziemlich präsentabel aus. Danke!

Horde Band 2 - Full Art gibt es auch und die kann sich sehen lassen! © Riva

Full Art gibt es auch und die kann sich sehen lassen! © Riva

Fazit:

Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Der zweite Band von Horde – Das erste Zeitalter ist gut, im Grunde genau so wie Band 1. Und das mit allen Vor- und Nachteilen. Der Humor schwankt irgendwo zwischen infantilen Pimmelwitzen und smarter Slapstick, ist makellos illustriert und die Charaktere erfüllen ihre erwarteten Klischees, gehen aber gleichzeitig auch über sie hinaus, so dass sie nicht wie Abziehbildchen wirken. Außerdem fühlt es sich an, als würde mit dem nächsten Band mächtig Fahrt aufgenommen werden. Ich werde auf jeden Fall dabei sein und ihr solltet das auch! Zumindest solange ihr den Comic nicht für kleine Kinder besorgt, denn trotz dem launigen Cartoon-Look ist Horde kein Kinderbuch.

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Horde - Das erste Zeitalter: Band 2

Story - 8
Artwork - 8
Lesespaß - 8

8

Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Horde Band 2 ist gut, im Grunde genau so wie Band 1. Und das mit allen Vor- und Nachteilen. Der Humor schwankt irgendwo zwischen infantilen Pimmelwitzen und smarter Slapstick, ist makellos illustriert und die Charaktere erfüllen ihre erwarteten Klischees, gehen aber gleichzeitig auch über sie hinaus.

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