Der „Hundertjährige Krieg“ ist eine Zäsur in der Geschichte des Mittelalters und beeinflusste maßgeblich das Verhältnis zwischen England und Frankreich; Obwohl das Setting die drachenlose Vorlage für Game of Thrones sein könnte, taucht es im Videospielkontext erstaunlicherweise ziemlich selten auf. Dabei sind die Intrigen zwischen den beteiligten Familien, das diplomatische Ränkeschmieden und die zahlreichen Schlachten wie gemacht für eine Videospielumsetzung. Ob Crown Wars: The Black Prince den Mythos vom finsteren Mittelalter überstrahlen kann oder ins Verlies gehört, erfahrt ihr in unsrer Review!
Immer Ärger mit der lieben Familie
Crown Wars: The Black Prince spielt während des Hundertjährigen Kriegs und zeigt schon im Intro deutlich, dass es hier gar nicht nur um einen Kampf zwischen Nationen, sondern viel mehr um machthungrige Familien geht. Und eine dieser Familien darf man sich am Anfang erstellen und begibt sich so in die undankbare Situation, sich innerhalb des Krieges einen Namen zu machen. Dabei trifft man nicht nur auf historische Persönlichkeiten, sondern findet auch recht schnell heraus, dass wir es hier mit einem leichten Fantasykomplott zu tun haben, denn ein mystischer Orden arbeitet im Hintergrund gegen den Frieden und haucht so der historischen Vorlage ein wenig Magie ein. Zu viele Erwartungen darf man sich aber nicht machen, denn die Dialoge sind nicht nur schnarchlangweilig geschrieben, sondern auch auffällig schlecht vertont. Für die Handlung wird bei Crown Wars keiner am Ball bleiben!
Etwas X-COM, ein wenig Basebuilding und eine Weltkarte – Zack Feddich: Crown Wars
Das Gameplay von Crown Wars splittet sich in zwei Teile: Zum einen hat man als Adeliger, der etwas auf sich hält, natürlich eine Burg und zum anderen muss man bei Crown Wars natürlich auch ein paar Schlachten außerhalb schlagen. Die eigene Burg ist eine Art Hub-Bereich, in dem man Missionen plant, die eigenen Einheiten verwaltet und durch freispielbare Upgrades auch mehr Tiefe ins Spiel bekommt. Ein cooles Element dabei ist, dass sich die Burg dann auch entsprechend visuell verändert und neue Gebäude, wie eine Schmiede oder erweiterte Baracken, nicht nur Texte in den Menüunterpunkten sind, sondern auch tatsächlich sichtbar sind. Dafür, dass die Hubwelt eigentlich nur zwischen den Missionen genutzt wird, wird hier also durchaus etwas Abwechslung geboten und der eigentlich eher triste optische Eindruck ein wenig gelindert. Zumal hier auch der Rollenspielaspekt von Crown Wars am ehesten zum Tragen kommt, denn mit den in den Kämpfen gewonnenen Erfahrungspunkten kann man hier seine Schergen ein wenig individualisieren. Jeder hat nämlich eine eigene Klasse, die in einen simplen Fertigkeitsbaum aufgeteilt ist und durch die Wahl der Waffen auch noch ein wenig individualisiert werden kann, also eigentlich ganz wie bei X-COM und somit mehr oder weniger offiziell cool. Das Gameplay von „Crown Wars: The Black Prince“ setzt im eigentlichen Gameplay stark auf repetitive, rundenbasierte Kämpfe. Spieler müssen ständig Truppen rekrutieren und trainieren, was nach einer Weile monoton wirkt, da die Helden selbst eher blass bleiben und generisch wirken. Auch die Missionen ähneln sich oft, da sie hauptsächlich aus der Bekämpfung immer wiederkehrender Feinde bestehen und in seltenen Fällen auch auf eher unbeliebte Zeitlimits setzen. Die sind zwar nicht drakonisch, ich habe aber vollstes Verständnis für alle Zockenden, die sich das am liebsten rausmodden würden. Dazu kommen lästige Elemente, wie die teilweise viel zu großen Schlachtfelder. Klar, die Argumentation ist, dass man sich erst an die Gegner heranschleicht und sich so in Position bringt, in der Praxis macht das aber fast keinen Unterschied. Spiele wie Mutant Year Zero überbrücken beispielsweise diese mühselige Phase, indem man hier in Echtzeit herumrennt und so direkt mehr Dynamik ins Spiel bringt. Zwei Runden lang nur rennen ist nämlich schon beim ersten Mal nicht spannend. Insgesamt fehlt es dem Spiel an dynamischen und überraschenden Elementen, die das Gameplay interessanter machen könnten oder dafür sorgen, dass einem die eigenen Veteranen ans Herz wachsen. Das alles sticht mir umso mehr ins Herz, da die Entwickler auch The Dungeon of Naheulbeuk: The Amulet of Chaos herausgebracht haben und da ist meiner Meinung nach wirklich alles besser gelöst, denn da sind die Charaktere auch wirklich einzigartig und der gut geschriebene Humor zeigt, dass auch in der Erzählweise mehr möglich ist.
Technik aus dem Mittelalter
Irgendwie ist Crown Wars: The Black Prince eine ziemlich passende Analogie, denn obwohl es just erschienen ist, kann es wie auch das europäische Mittelalter auf die Vergangenheit schauen und muss sich da echt mal die Frage stellen, wieso einem die Vorgänger aus der Antike technisch so überlegen sind; Die Frage zieht sich in dem Spiel echt wie ein roter Faden durch die gesamte Spielerfahrung. Während das Intro mit der Einführung der Story in animierten Standbildern noch ziemlich okay rüberkommt, bricht die freudige Erwartung ziemlich schnell ein, wenn man auf das eigentliche Spiel trifft. Die Videosequenzen in Spielgrafik sind fast schon dilettantisch: Die schrecklich hölzern animierten Charaktere sehen fast schon beleidigend generisch aus während die auffallend schlechten Sprecher*innen sich durch völlig austauschbare Dialoge stümpern. Die Texte sind zwar langweilig, aber am Ende des Tages wäre es mir lieber, die Texte nur zu lesen. Die anderen Soundeffekte fügen sich nahtlos in des Gesamtbild ein, denn auch sie wirken mehr oder weniger zufällig aus einem Standardarchiv gewählt worden zu sein. Total schade, vor allem weil der Soundtrack an sich total stimmig ist und zumindest nicht negativ auffällt. Auch eigentlich coole Ideen, wie der Zoom in kritische Treffer, werden durch die Technik kaputt gemacht, denn abgesehen davon, dass die Effekte sich praktisch sofort wiederholen, vergisst das Spiel manchmal direkt in die Animation zu springen und so sieht man erst den normalen Treffer, und dann im Zoom nochmal die Killanimation. Da die sich aber gar nicht flüssig miteinander verbinden wirkt das ganze wie ein Bug. Hinzu kommen die unübersichtlichen Informationen und das HUD, das den Spielenden Informationen nur auf Anfrage ausspuckt. Das wirkt alles total unelegant und führt zu der Frage, wieso man auf Quality of Life-Verbesserungen verzichtet, die mittlerweile absoluter Genrestandard sind. Das Spiel lässt sich natürlich spielen, aber jeder Schritt ist weiter weg, als beim ursprünglichen X-COM-Reboot und das ist auch schon fast 15 Jahre alt. Das lässt sich mit dem Retro-Argument auf keinen Fall erklären.
Fazit:
Genrefans, die restlos alles weggezockt haben, was in irgendeiner Form an X-COM erinnert, können bei Crown Wars durchaus zugreifen. Der Rest sollte aber vielleicht lieber bei einer Alternative zugreifen. Ganz ehrlich: Das Spiel funktioniert irgendwie und ich bin Fan des Genres, aber ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, wieso ich ausgerechnet dieses Spiel empfehlen sollte. Schwache Technik und eher stümperhafte Inszenierung können durch ein Gameplay mit etlichen Design-Schnitzern nur unzureichend aufgewogen werden. Das ist insofern schade, weil die französischen Artefacts Studios mit The Dungeon of Naheulbeuk: The Amulet of Chaos noch vor zwei Jahren ein wirklich gutes X-COM-like in einem selbst erdachten und schön geschriebenen Fantasy-Universum veröffentlicht haben. Was ist da bloß los?
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Story - 6.1
Grafik - 5
Technik & Sound - 4.8
Gameplay - 6.8
Spielspaß - 6
5.7
Genrefans, die restlos alles weggezockt haben, was im Enferntesten an X-Com erinnert, können bei Crown Wars durchaus zugreifen, der Rest sollte aber vielleicht lieber bei einer Alternative zugreifen. Ganz ehrlich: Das Spiel funktioniert und ich bin Fan des Genres, aber ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, wieso ich ausgerechnet dieses Spiel empfehlen sollte.