The Game Awards: SEGA kündigt fünf neue Entwicklungen zu bekannten Franchises an

Bereits vor einer Weile gab es Gerüchte um eine Reihe von Spielen aus klassischen Franchises, zu denen SEGA neue Big Budget-Titel entwickeln wolle. Damals firmierte das Ganze unter dem Projektnamen „Creation of Super Game“ und war als Fünfjahresstrategie konzipiert. Wir berichteten darüber im April 2022 (Link zum Artikel hier).

Nun scheinen diese Pläne Gestalt anzunehmen: Auf den diesjährigen Game Awards hat SEGA gleich fünf konkrete Titel angekündigt, die mitunter zu den Gerüchten passen: Crazy Taxi, Shinobi, Jet Set Radio, Golden Axe sowie Streets of Rage. Zudem sollen auch weitere Titel in Planung sein, wie der „and more“-Zusatz suggeriert.

Ein erster Teaser Trailer hat dann auch direkt frühes Gameplay zu den Titeln gezeigt, welche direkt nostalgische Gefühle hervorriefen.

Die Titel haben weitgehend ihre Wurzeln in der Dreamcast- und Mega Drive-Ära und haben gemeinsam, dass sie in den letzten Jahrzehnten ein bisschen stiefmütterlich behandelt wurden.

Das arcadige Crazy Taxi etwa hat es nach den beiden Dreamcast-Spielen 2002 auch noch auf einen dritten Teil für die erste Xbox gebracht, aber seitdem gab es nur noch mediokre Handheld- und Mobile Games. Die Serie hat sich vor allem durch das hohe Tempo und den grandiosen Soundtrack mit Titeln von Bands wie Bad Religion ausgezeichnet. Ein Remake wäre zwar schön, aber noch cooler fänd ich eine ausgebaute AAA-Umsetzung des klassischen Prinzips, die weniger arcadig anmutet.

Das originäre Golden Axe hatte als mythologisches Arcade Beat ‚em‘ Up in den späten 1980ern einen schweren Stand bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BpjM) und wurde indiziert. Auf dem Mega Drive gab es drei sehr erfolgreiche Teile und etliche Spin Offs und Portierungen für das Master System, Game Gear und für diverse Heimcomputer. Der letzte Versuch, das Franchise abseits von Compilations wiederzubeleben, war Golden Axe: Beast Rider von 2007, welches für Xbox360 und PlayStation 3 erschien. In bester Serientradition wurde allerdings auch dieses eher mittelmäßige Hack and Slay indiziert. Ich bin gespannt, was SEGA hier abliefern wird.

Jet Set Radio ist ein Dreamcast-Evergreen von 2000 und zählte mit seinem Cel Shading-Style und der interessanten Mischung aus Graffiti- und Skating-Kultur in einer cyberpunkigen Metropole zu den künstlerisch innovativsten Dreamcast-Spielen – auch Jet Set Radio hatte, ähnlich wie Crazy Taxi, einen tollen Soundtrack mit an Bord – 2002 gab es mit Jet Set Radio Future auch hier einen Nachfolger für die erste Xbox und einige mobile Ableger. Die Gameplay-Sequenzen im Teaser Trailer machen Lust auf mehr.

Das Gezeigte zu Jet Set Radio sieht sehr vielversprechend aus © SEGA

Das Gezeigte zu Jet Set Radio sieht sehr vielversprechend aus © SEGA

Shinobi hat wiederum einen ähnlichen Weg eingeschlagen wie Golden Axe: 1987 als Arcade-Titel veröffentlicht, sind es vor allem die Mega Drive-Ableger, die heute in Erinnerung geblieben sind. Die anspruchsvollen Side Scroller mit dem Ninja Joe Musashi wurden aber auch für etliche andere SEGA-Plattformen der damaligen Zeit umgesetzt, etwa für das Game Gear. Auch hier gab es mehrere Reanimations-Versuche: 2002 erschien ein ziemlich durchschnittliches Shinobi-Spiel für PlayStation 2, 2011 ein recht okayer Nintendo 3DS-Titel namens Shinobi 3D. Im Teaser scheint man die 2D-Side Scroller-Traditionen der Reihe aufrechterhalten zu wollen.

Streets of Rage ist ebenfalls eine seitlich scrollende Prügel-Reihe, die vor allem auf dem Mega Drive populär war. Von Dotemu, Lizardcube und Guard Crush Games kam 2020 ein hervorragender und wunderschöner vierter Teil – Hier weiß ich nicht ganz, wie SEGA die hohe Qualität des französischen Publishers matchen will und ob es hier nach dem unerwartet grandiosen Teil einer weiteren Revitalisierung bedarf.

Ich bin grundsätzlich ziemlich Fan des Vorhabens, klassische IPs aus der Versenkung zu holen. Das SEGA-Portfolio gibt ja reichlich her. Ich habe allerdings auch die Befürchtung, dass zu geringe Qualitätsstandards dafür sorgen, dass die Serien ihren endgültigen Sargnagel finden. Deshalb hoffe ich inbrünstig, dass SEGA hier dieselbe Sorgfalt walten lässt, wie bei den Sonic- und Yakuza-Titeln.

Ein weiterer Take zu der Initiative: Mittlerweile hat man ja mit ATLUS regelrechte JRPG-Experten an Bord. Warum kein neues Solo Phantasy Star (wie zu Mega Drive-Zeiten), Shining Force oder Neuauflagen zu Titeln wie Landstalker oder Soleil? Das wären mal Titel, die SEGA tatsächlich benötigt und die verdammt viel hergeben.