Game Review: Remnant 2 für PC – Knallharte Soulslike Action im Sci-Fi Shooter Gewand

Ich bin ein Überlebender. Ich habe gesehen, wie die Saat die Erde verwüstet hat. Ich habe gekämpft, um zu leben. Ich habe mich den Wächtern angeschlossen, um die Saat zu stoppen. Ich habe gelernt, wie man durch die Welten reist. Ich habe Wunder und Schrecken gesehen. Ich habe Freunde und Feinde gefunden. Ich habe Geheimnisse gelüftet und Rätsel gelöst. Ich bin bereit, mich dem Bösen zu stellen.

Mit Remnant 2 ist kürzlich der Nachfolger zum Überraschungshit Remnant: From the Ashes erschienen. Das Spiel wurde, wie auch schon der Vorgänger, von den US-amerikanischen Gunfire Games entwickelt und ist chronologisch als direkte Fortsetzung konzipiert, die sich um den Kampf der Menschheit gegen eine außerdimensionale Bedrohung namens die Saat dreht. Vorab: Das Spiel bietet grandioses Gunplay, leider zu wenig Loot dafür aber umwerfende Umgebungen, die zum Erkunden einladen. Es steckt außerdem voller Geheimnisse, Rätsel und versteckter Quests, die mich immer wieder dazu getrieben haben weiter zu spielen, obwohl der mitunter sehr hohe Schwierigkeitsgrad sehr frustrierend sein kann. Aber der Reihe nach…

Eine düstere Reise durch fantastische Welten

Die Handlung von Remnant 2 knüpft direkt an das Ende von Remnant: From the Ashes an. Als Spieler schlüpfen wir erneut in die Rolle eines Überlebenden, der sich der Widerstandsgruppe angeschlossen hat, die als Wächter bezeichnet werden. Die Saat ist zwar auf er Erde besiegt worden, doch haben die Wächter herausgefunden, dass jene außerirdische Macht nicht nur die Erde, sondern auch andere Welten heimgesucht hat. Diesmal müssen wir als Überlebende als nicht die Erde retten, sondern gleich mehrere Welten und die Quelle des Bösen endgültig vernichten. Wir treffen zu Beginn auf den geheimnisvollen Anführer der Menschheit „Ford“ und seine Tochter, die kurze Zeit später mit ihrem Vater verschwindet. Also schultern wir unser Gewehr und begeben uns auf Rettungsmission.

Remnant 2: Abwechslungsreiche Welten

Remnant 2: Die Welten sind diesmal deutlich abwechslungsreicher geraten © Gearbox Games

Leider wird die Handlung von Remnant 2 nicht besonders gut erzählt und viele der Charaktere bleiben merklich blass. Zwar wirkt unsere Heimatstation diesmal deutlich belebter als noch im Vorgänger, dennoch ähneln sich hier die einzelnen Figuren stark. Im ersten Teil gab es bereits eine ziemlich genervte Mechanikerin, die unsere Waffen mit Mods versorgt hat. In der neuen Station 13 treffen wir nun auf genau denselben Typ Charakter. Eine ebenfalls von uns genervte Mechanikerin, die uns auch hier mit Mods versorgt. Wohingegen unser Spezialist für das Aufwerten unserer Waffen zwar nett und freundlich ist,  aber ebenfalls eine exakte Kopie aus dem Vorgänger zu sein scheint. Was mir allerdings wirklich gut gefällt, dass die einzelnen Figuren ihrem Tagwerk nachgehen und ihre Arbeit sichtbar unterbrechen und sich erst einmal zum eigenen Spielcharakter drehen oder bewegen müssen, um den Dialog zu beginnen. Das erhöht die Immersion und Glaubwürdigkeit der gesamten Spielwelt deutlich.

Die Dialoge sind aber oft hölzern und die Zwischensequenzen sind rar gesät. Die Story dient vor allem als Vorwand, um die Spieler von einer Welt zur nächsten zu schicken. Das ist schade, denn das Spiel hat eine interessante Lore und eine düstere Atmosphäre, die mehr deutlich Potenzial hätte. Als Spieler muss ich mir selbst ein Bild von der Geschichte machen, indem ich Notizen lesen oder mich durch Tagebücher wälze.

Eine bunte Mischung aus Sci-Fi und Fantasy – die größte Stärke von Remnant 2

Die Welt von Remnant 2 ist einer der größten Stärken des Spiels. Das Spiel bietet eine angenehme, abwechslungsreiche Mischung aus Sci-Fi, Horror und Fantasy, die sich in den verschiedenen Welten widerspiegelt. Meine Reise starte ich, wie schon im Vorgänger, in den postapokalyptische Ruinen auf der Erde. Schon bald reise ich aber frei durch magische Wälder auf Yaesha, durch futuristische Städte auf Rhom oder durch albtraumhafte Landschaften auf Corsus. Jede Welt hat ihren eigenen Stil, ihre eigenen Gegner und ihre eigenen Geheimnisse und damit auch eine eigene Geschichte.

Remnant 2: Kämpfe gegen besondere Gegner, die deutlich stärker sind als der Standardmob

Kämpfe gegen besondere Gegner, die deutlich stärker sind als der Standardmob © Gearbox

Die Welten von Remnant 2 sind zudem mit mehr Details gefüllt als noch im ersten Teil. Mag es zu Beginn in den Ruinen der Erde noch an Abwechslung fehlen, so macht schon die erste Welt, eine mittelalterlich angehauchte Stadt samt Sanatorium, die anfängliche Ernüchterung direkt wieder weg.  Die Umgebungen sind lebendiger und vielfältiger gestaltet. Es gibt mehr Objekte zum Interagieren, mehr versteckte Wege zum Entdecken und mehr Rätsel zum Lösen. Die Welten sind auch nicht mehr so linear wie im Vorgänger, sondern bieten mehr Freiheit und Abwechslung.

Ein dynamisches und herausforderndes Erlebnis

Das Kampfsystem unterscheidet sich kaum von anderen Soulslike Spielen, zumindest wenn wir in den Nahkampf gehen. Wir timen unsere Angriffe, versuchen geschickt auszuweichen und haben dabei stets unsere Ausdauer im Blick. Doch der Clou, der schon im ersten Teil überzeugte, ist eine Mischung aus Fern- und Nahkampf, welcher je nach Situation angepasst werden muss. Die verschiedenen Schießeisen fühlen sich wuchtig an und auch die Auswahl stimmt. Dicke Schrotflinten, Jagdgewehre, futuristische Flinten, Western-Revolver und eine Sci-Fi Armbrust runden das Arsenal ab.

Und genau diese Mischung hat mich schon im Vorgänger begeistert und wird im zweiten Teil nun perfektioniert. Es fühlt sich einfach gut an, Gegner erst auf Distanz zu halten um sie dann mit einem wuchtigen Schwertschlag den letzten Rest zu geben. Das Kampfsystem bietet so einfach mehr Abwechslung.

Leider gibt es keinerlei Blockmöglichkeiten, lediglich eine Ausweichrolle, die aber sehr schwerfällig daher kommt. Verschiedene Modifikationen, wie etwa brennbare Munition, helfen uns aber dabei, Gegner möglichst schnell auszuschalten, bevor diese uns überhaupt erreichen. Die Mods können aktiviert werden, wenn die Waffe genug Mod-Energie gesammelt hat. Diese fühlt sich praktischerweise durch den Einsatz jener Waffe auf.

Die Welt in Remnant 2 ist genauso gefährlich wie sie vielfältig ist. Alles versucht, uns zu töten. Es gibt diverse verschiedene Arten von Feinden, die alle teils unterschiedliche Angriffsmuster, Stärken und Schwächen haben. Sind die Kämpfe mit kleineren Gegnergruppen noch gut handelbar, werden Bosse umso unübersichtlicher. Teils sind diese Kämpfe auch wirklich frustrierend.

Hier kommt einem der Koop-Modus gelegen. Zwar werden Bosse mit der Anzahl der Spieler auch stärker, verteilen sich die Angriffe aber auf mehrere Ziele, wird das Kampfgeschehen deutlich übersichtlicher. Mit bis zu drei weiteren Überlebenden kann ich mich ins Getümmel stürzen und haben so deutlich bessere Chancen länger zu überleben. Das Beitreten funktioniert problemlos über das Menü der Weltensteine, die überall als Checkpoints in der Welt verteilt sind.

Übrigens: Jede Welt generiert sich für jeden Spieler neu. Das heißt, wir erleben zwar immer die gleiche Art einer Welt, aber der Aufbau ist immer komplett anders. Und nachdem wir eine Welt „durchgespielt“ haben, können wir diese neu generieren lassen. Dadurch können wir immer neue Rätsel und Geheimnisse entdecken. Das ist gerade in den späten Welten allein wirklich zeitintensiv. Hier fand ich es deutlich angenehmer, mit einem Kumpel die Welt zu durchstreifen. Vier Augen sehen eben mehr als nur zwei.

Große Schatzsuche? Leider nein.

Doch ein großes Manko hat die Spielwelt von Remnant 2: Der fehlende Loot. Hier und da finden wir Truhen, die gefüllt sind mit allerlei Material, um unsere Waffen aufzurüsten oder um spezielle Mods herzustellen. Waffen oder gar neue Rüstungsteile suchen wir hingegen vergebens. Zwar gibt es von Bossen manchmal besondere Waffen, aber wer eine wahre Lootorgie wie bei einem Diablo erwartet, wird bitter enttäuscht. Nur mit einer Sache wird man regelrecht zugeschüttet: Ringe, Amulette und Reliktmodifikationen. Ringe und Amulette bringen uns kleine Vorteile, wie etwa mehr Lebensenergie oder mehr Schaden. Die Mods für das Relikt, das uns wie im ersten Teil als Heilungsitem dient, bringen teils so minimale „Verbesserungen“, dass ich sie irgendwann völlig links liegen gelassen habe. Was bringt es mir, wenn sich beispielsweise mein erhaltender Schaden um 1,765 % Punkte verringert? Oder mein Schaden sich um 3,725 % erhöht? Hier hätte ich mir wirklich mehr Abwechslung gewünscht und auch Loot, der sich spürbar auf meinen Helden auswirkt.

Reliktmodifikationen bringen teilweise so wenig, dass die Auswirkungen irrelvant sind.

Fazit: Ein Shooter mit Seele

Remnant 2 macht vieles richtig und fügt Elemente und Spielmechaniken hinzu, die im Vorgänger spürbar fehlten. Eine abwechslungsreiche Welt, ein dynamisches Kampfsystem und eine individuelle Charakteranpassung mit insgesamt fünf verschiedenen Klassen. Die facettenreiche Welt steckt voller Geheimnisse, Rätsel und versteckter Quests, die mich immer wieder dazu animierten, weiterzuspielen. Leider nutzt Gunfire Games das Potential der interessant gestalteten Welt und ihrer Lore narrativ nicht genug aus: Die Story wird dröge erzählt, die Dialoge wirken hölzern. Hier ist noch deutlich Luft nach oben. Auch der Loot könnte deutlicheren Impact auf die Spielweise haben. Dennoch ist Remnant 2 eine gelungene Fortsetzung, die auf das von From Software etablierte Soulslike-Prinzip zurückgreift, um eine eigenständige Dark Fantasy/Sci-Fi-Shooter-Action-RPG Melange aus der Taufe zu erheben.

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Remnant 2 bei EPIC

Remnant 2 [PC]

Grafik - 7
Story - 7.3
Technik - 8.2
Umfang - 8
Spielspass - 7.9

7.7

Remnant 2 ist eine gelungene Fortsetzung und gerade für Fans der Dark-Souls Reihe ein Muss.

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