Sniper Elite Resistance ist der neueste Ableger der beliebten Scharfschützen-Serie von Rebellion Developments, die auch als Publisher fungieren. Die Reihe hat sich seit Jahren als fester Bestandteil des taktischen Stealth-Shooter-Genres etabliert und bietet eine Mischung aus Schleichmechaniken, strategischer Planung und präziser Scharfschützen-Action.
Auch dieser Teil bleibt der bekannten Formel treu: Als Elite-Sniper agiert man hinter feindlichen Linien, analysiert das Gelände, studiert die Bewegungsmuster der Gegner und sucht den perfekten Moment für einen gezielten Schuss. Die Serie hat sich durch genau diese Mischung einen Namen gemacht – doch mit jedem neuen Teil stellt sich die Frage, ob genug Neuerungen eingeflossen sind oder ob es sich nur um eine leichte Variation des Vorgängers handelt. Ich habe Sniper Elite Resistance ausführlich getestet und gehe darauf ein, ob es mehr als nur eine routinierte Fortsetzung ist oder ob es tatsächlich frische Impulse setzt.
Lauwarme Geschichte
In Sniper Elite Resistance schlüpfen wir in die Rolle von Harry Hawker, einem Agenten des britischen Special Operations Executive (SOE) und erfahrenen Scharfschützen. Anders als in den vorherigen Teilen, in denen Karl Fairburne der Protagonist war, erleben wir diesmal die Ereignisse aus Harrys Perspektive. Die Handlung spielt im Jahr 1944 im von den Nazis besetzten Frankreich und verläuft parallel zu den Geschehnissen von Sniper Elite 5.
Harrys Mission führt ihn tief in die Reihen der französischen Résistance, wo er gemeinsam mit Widerstandskämpfern gegen die deutsche Besatzung agiert. Dabei stößt er auf Hinweise zu einer gefährlichen neuen „Wunderwaffe“ der Nazis, genannt Kleine Blume – ein chemischer Kampfstoff, der den Verlauf des Krieges zugunsten des Dritten Reiches wenden könnte. Soweit also nichts Neues. Schon in den verganegnen Teilen mussten wir stets „Wunderwaffen“ der Nazis vernichten. Es liegt nun also an uns, mit Harry und seinen Verbündeten, die Produktion und den Einsatz dieser Waffe zu verhindern.
Der Hauptantagonist des Spiels ist Obergruppenführer Otto Kruger, der Leiter einer speziellen Nazi-Abteilung namens „Sonderkommando C“, die für die Entwicklung und den Einsatz von chemischen Waffen verantwortlich ist. Kruger ist der Drahtzieher hinter dem Kleine-Blume-Projekt und stellt eine erhebliche Bedrohung für die Alliierten dar.
Die Story von Sniper Elite Resistance bietet somit kaum eine spannende Ergänzung zum bisherigen Serienuniversum. Es beleuchtet uns bereits bekannte Ereignisse lediglich aus einer neuen Perspektive. Hier hätte ich mir gerne eine spannende, abwechslungsreiche Story gewünscht. Doch wenn wir ehrlich sind: Die Geschichte war sowieso noch nie die Stärke der Serie.
Täglich grüßt das Nazi-Murmeltier
Schon nach den ersten Spielminuten fühlte ich mich wieder „zuhause“. Weitläufige Areale, in denen ich als Harry Hawker unentdeckt bleiben und gegnerische Truppen ausmanövrieren muss, gehören zum absoluten Markenkern. Auch die Missionsstruktur ist mir sehr vertraut vorgekommen: Ich bekam ein Hauptziel (etwa das Ausschalten eines hochrangigen Offiziers) und verschiedene Nebenaufgaben wie „Hacke den Funkturm“ oder „Sabotiere die Flugabwehranlage“. Das alles hat mich zwar gut unterhalten, allerdings muss ich zugeben, dass das Prinzip schnell vorhersehbar wird. Wer die Vorgänger gezockt hat, kennt das alles in- und auswendig.
Das klingt jetzt vielleicht etwas negativ, aber hey, ich mag das grundlegende Konzept. Die Kombination aus Schleich-Action und Präzisionsschüssen mit dem Scharfschützengewehr, garniert mit der kultigen Röntgen-Killcam, ist und bleibt einfach reizvoll. Es macht mir immer noch Spaß, mich in einer Ecke zu verstecken, das Beobachtungsmuster der Feinde zu studieren und dann im richtigen Moment den Schuss zu setzen. Trotzdem: So richtig frisch fühlt sich das alles leider nicht an.
Erwartet habe ich eigentlich eine Weiterentwicklung gegenüber dem Vorgänger, Sniper Elite 5. Ich wollte neue Gadgets, frische Missionsdesigns oder wenigstens ein paar überraschte „Wow!“-Momente. Leider blieb das weitgehend aus. Nach meinem Eindruck ist Sniper Elite Resistance fast eine dreiste Kopie von Sniper Elite 5. Viele Elemente, die ich schon im letzten Teil gesehen habe, tauchen hier wieder auf. Selbst die Fähigkeiten sind eins zu eins dieselben. Klar, das bewährte Gameplay funktioniert immer noch – aber ein bisschen mehr Mut zu Neuem hätte ich mir schon erhofft. So hatte zumindest jeder Teil immer ein paar neue Details. Sniper Elite Resistance bietet hier lediglich ein paar neue „Propaganda Missionen“, die es so tatsächlich vorher nicht gab. Hier muss ich besonders viele Gegner in einem Zeitlimit erledigen. Nicht besonders spannend. Nicht besonders innovativ.
Wer also auf große Innovationen hofft, sollte seine Erwartungen drosseln. Ich finde, hier wurde eher auf Nummer sicher gegangen, statt das Franchise wirklich weiterzuentwickeln. Für mich war das ein wenig enttäuschend. Andererseits ist das altbekannte Konzept natürlich weiterhin solide und macht gerade dann Spaß, wenn man genau das haben möchte: klassische Sniper-Elite-Kost.
Für wen lohnt es sich denn dann?
Jeder der schon immer ein Faible für Stealth- und Scharfschützen-Action hatte, fühlt sich prinzipiell sofort wohl. Gerade das Planen der perfekten Sniper-Route und das Gefühl, wenn man einen Gegner über weite Distanzen ausschaltet, haben für mich einfach ihren Reiz – auch im gefühlt hundertsten Ableger.
Falls ihr jedoch Abwechslung braucht, werdet ihr möglicherweise schnell gelangweilt sein. Das Missionsdesign bleibt konservativ, und echte Überraschungen sind rar. Daher würde ich Sniper Elite Resistance allen empfehlen, die sich nach mehr Elite-Gameplay sehnen und mit dem Eintönigen des Ganzen kein Problem haben. Wenn ihr aber nur „mal rein schnuppern“ wollt bleibt beim vorletzten Vorgänger. Für mich war es ein nettes Wiedersehen mit der Serie, aber ich hätte mir schon ein wenig mehr Esprit gewünscht.
Ein Grafikblender war es noch nie…
Technisch gesehen konnte ich nicht wirklich meckern. Ich habe auf dem PC gespielt und relativ flüssige Bildraten erzielt – also wirklich kaum Performance-Einbrüche. Die Grafik sieht okay aus, ist aber keineswegs das Nonplusultra. Hier und da wirken Texturen etwas veraltet, und auch Licht- oder Partikeleffekte sind mir nicht besonders positiv aufgefallen. Es ist eben solider Durchschnitt, ohne echte Highlights.
Bugs oder sonstige Störungen? Hatte ich kaum. Das Spiel läuft rund, Abstürze gab es bei mir keine. Also kann ich zumindest in puncto Stabilität Entwarnung geben. Wenn euch Grafik aber wichtiger ist als Gameplay, solltet ihr bedenken, dass Sniper Elite Resistance nicht wirklich Maßstäbe setzt. Für mich war das jedoch in Ordnung – schließlich stand der Jagdaspekt und die Taktik im Vordergrund.
Fazit
Sniper Elite Resistance liefert genau das, was man von der Reihe erwartet: Spannende Schleich-Action, präzise Sniper-Schüsse und diese typisch grimmige Zweite-Weltkrieg-Atmosphäre. Wenn ihr also Lust auf ein klassisches Sniper-Elite-Erlebnis habt, dann macht ihr mit dem Kauf nichts verkehrt. Ich hatte trotz gewisser Kritikpunkte meine Freude, weil das Grundprinzip einfach sitzt und es über die Jahre auch perfektioniert wurde.
Allerdings solltet ihr wissen, dass es im Vergleich zu Sniper Elite 5 kaum Neuerungen gibt. Mich persönlich hat das nicht komplett gestört, aber ein bisschen Innovation hätte ich mir schon gewünscht. Letztlich bekommt ihr hier ein solides Spielerlebnis – nicht mehr und nicht weniger. Wer damit klarkommt, hat definitiv seinen Spaß. Alle anderen sollten vielleicht lieber auf einen Sale warten oder ihre Erwartungen etwas runterschrauben.
In diesem Sinne: viel Spaß auf der Pirsch!
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Grafik / Art Style - 6.9
Story / Inszenierung - 6.5
Technik - 8.3
Umfang - 7
Gameplay / Spielspass - 7.9
7.3
Alte Kost in bekanntem Gameplay Gewand. Solide, spaßig aber nichts Neues - Resistance fühlt sich in seiner Innovationsarmut beinahe wie ein DLC zu Sniper Elite 5 an.