I hate Mondays
Manchmal sind es die kleinen Dinge. Ich hab beispielsweise schon seit rund drei Jahren nichts mehr bei Amazon bestellt, weil ich vielen Aspekten des Unternehmens kritisch gegenüberstehe und der Reallife-Version von Lex Luthor keine weiteren Weltraumflüge spenden möchte, daher ist The Last Worker vom Setting her genau mein Ding. In dem dystopischen Adventure-Spiel aus der Ich-Perspektive schlüpft man in die Haut (und die klobigen Pfoten) von Kurt. Und Kurt hat es wirklich nicht leicht, denn er muss nicht nur in der schon hinreichend hoffnungslosen Welt eines echten Warenhauses schuften, sondern fährt seinen schwebenden Gabelstapler für Jüngle, das weltgrößte Warenhaus. Doch warum ist Kurt, abgesehen von seinem fliegenden Robokumpel Skew, eigentlich alleine und wer bestellt die ganzen Pakete überhaupt? Und ist Jüngle wirklich so sauber, wie seine Fassade hoffen lässt? Diesen Fragen gehen, beziehungsweise hovern wir also nach bis wir auf Hinweise der Rebellen von S.P.E.A.R treffen und gemeinsam gegen unseren Arbeitgeber angehen.
Mehr als nur Kartons stapeln – Erinnert sich eigentlich noch jemand an Forsaken 64?
Doch wie genau spielen wir das ganze? Gerade für Couchpotatos oder erfahrene Flurförderzeugführer gibt es schon zum Anfang gute Nachrichten: Im Gegensatz zu Spielen wie „Pistolwhip“ oder „Horizon – Call of the Mountain“ zockt man „The Last Worker“ in der immersivsten aller Positionen: Im Sitzen. Und zwar bequem im schwebenden Hubwagen. Den kann man in zwei unterschiedlichen Modi herumdüsen, je nachdem wie präzise man sein will. Zusätzlich gibt es im Verlauf des Spiels weitere Features und kann beispielsweise mit Schub etwas Speed rausholen oder Pakete mit einem Gadget aus der Entfernung heranziehen, als beherrsche man Telekinese und sie entsprechend ihrer Parameter umetiketieren. Das Leben als Lagerist ist also praktisch schon ohne weitere Zwischenfälle voll von Abenteuern aller Art. Dass das jetzt nicht zum gestählten Astralkörper führt, kann man übrigens mit dem coolen Augenfolge-Feature der VR2 Brille direkt erleben, denn schaut man in den Rückspiegel schaut man in das Big Lebowskiesque Gesicht des Protagonisten. Das Spiel gibt es übrigens nicht nur in einer VR Fassung und irgendwie merkt man das auch ständig. Die Steuerung ist recht überladen und wird dem Spieler wirklich überraschend schlecht erklärt. In bisher keinem anderen Spiel musste ich nebenher googeln, wie ich mein Equipment nutze, weil die Erklärung im Spiel nicht ausreicht und auch keinen Raum zum herumspielen gelassen hat. Das stößt einem natürlich sauer auf, aber wo wir schonmal dabei sind: VR Spiele sind je nach Game für mich immer noch ziemlich anstrengend und können schnell zu Übelkeit führen und „The Last Worker“ ist da einer der eher schlimmeren Kandidaten für mich gewesen. Das liegt unter anderem auch an den schmalen Gängen, die ein bisschen die Frage aufwerfen, wieso das Spiel überhaupt in VR sein muss, auch wenn es anfangs etwas witzig ist den Hubwagen händisch zu lenken. Dafür hält man die Hände aber auch in einer eher anstrengenden Position, solange man denn die dem Spiel entsprechende Haltung einnehmen will.
Das alles erinnert in Grundzügen ein bisschen an Forsaken, allerdings muss man den Actionanteil streichen. Stattdessen teilt sich das Gameplay in zwei unterschiedliche Parts, die Tagesschicht und die eigentliche Zeit für Abenteuer in der Nacht. Tagsüber macht Kurt seinen Job, so gut er kann und düst durch die Gegend und versucht Pakete korrekt zuzuordnen, um am Ende des Tages eine angemessene Bewertung zu kriegen, um am nächsten Tag mit weiterer Arbeit belohnt zu werden. Das klappt ungefähr so lange, bis er in einem Rennen gegen andere Logistikroboter auf offensichtlich schummelnde Konkurrenz trifft und eine Drone, die ihn daraufhin mit den Leuten von S.P.E.A.R in Verbindung setzt, die Kurt aus seinem Trott herausreißen wollen, indem sie ihn dazu bringen, dass er nachts heimlich im Lager herumschleicht, um Informationen zu gewinnen. Warum der gute Kurt 25 Jahre gebraucht hat, um überhaupt zu bemerken, dass bei Jüngle irgendwas nicht stimmt ist übrigens auch ein erster Hinweis darauf, dass die Story eher dünn ist. Denn eigentlich unterscheidet sich der Protagonist praktisch nicht von den anderen Dronen, da er lange Zeit einfach mit dem Strom mitgeschwommen ist, nur um sich dann dem Widerstand anzuschließen, um wiederum blind deren Befehlen zu folgen.
„Zwischen Hochglanz und Mittelmaß – Techniklieferung aus der mittleren Schublade“
„The Last Worker“ bringt als Spiel eigentlich genau das, was es inhaltlich kritisiert: Eine freundliche Fassade, hinter der es amtlich bröckelt. Unter der Führung des ersten Zeichners der Judge Dredd Comics, Mick McMahon, haben die Entwickler von Oiffy, Wolf & Wood Interactive Ltd einen Look geschaffen, der Aussieht, als hätte man Borderlands und Portal vermengt. Dadurch punktet das Spiel durch die coole Optik der Charaktere, fällt dann aber zeitgleich wieder auseinander, wenn man sich die sterilen und einfallslosen Umgebungen genauer anschaut, die keine Interaktionen ermöglichen und damit den Nummer 1 Selling Point für VR ignorieren und Spielende aus der Immersion fallen lassen. Auch die Technik ist wieder durchwachsen. Zwar sind die Ladezeiten kurz und eigentlich klappt auch alles, aber es gibt auch immer mal wieder Bugs, die sich nur mit einem Neustart des Abschnitts beheben lassen. Schade, denn das Spiel hat einen ziemlich beeindruckenden Cast an Sprechern, die allesamt einen entsprechend guten Job machen und Leute wie Zelda William hauchen dem sonst eher blutleeren Spiel etwas Leben ein, auch wenn das Drehbuch eigentlich zu dünn ist.
Fazit:
„The Last Worker“ bringt in der Theorie ein gesellschaftskritisches Abenteuerspiel mit augenzwinkerndem Humor mit, aber gleichzeitig krankt das Spiel an dem selben Problem, wie so ziemlich jedes PS VR Spiel: Es ist halt einfach nicht so geil. Die Idee und der Ersteindruck sind schon positiv, aber das Gameplay ist viel zu dünn, um jemanden nur für das Spielgefühl an die Konsole zu binden. Und Filme guckt man bequemer ohne Headset. Die Steuerung ist überladen, mir wurde ziemlich zügig schwindelig und die Handlung ist dann doch zu dünn. So musste ich mich echt dazu zwingen das Spiel auch wirklich zu spielen, statt es zu genießen.
Bei Steam kaufen:
Im PlayStation Store kaufen:
The Last Worker für PlayStation 5 und PS VR2
Im Nintendo eshop kaufen:
The Last Worker für Nintendo Switch
Für Oculus Quest kaufen:
The Last Worker für Oculus Quest
Fazit
Story - 7
Grafik - 6.5
Technik - 6
Gameplay - 6
Umfang - 8
6.7
"The Last Worker" bringt in der Theorie ein gesellschaftskritisches Abenteuerspiel mit augenzwinkerndem Humor mit, aber gleichzeitig krankt das Spiel an dem selben Problem, wie so ziemlich jedes PS VR Spiel: Es ist halt einfach nicht so geil. Die Idee und der Ersteindruck sind schon positiv, aber das Gameplay ist viel zu dünn um jemanden nur für das Spielgefühl an die Konsole zu binden. Und Filme guckt man bequemer ohne Headset. Die Steuerung ist überladen, mir wurde ziemlich zügig schwindelig und die Handlung doch zu dünn, so musste ich mich echt dazu zwingen das Spiel auch wirklich zu spielen, statt es zu genießen.