Game Review: The First Berserker: Khazan für Playstation 5 – Soulslike im Cel-Shading Animelook

Einführung: Noch ein Soulslike – aber doch irgendwie anders

Mittlerweile scheint jedes zweite Action-RPG das Label „Soulslike“ haben zu wollen. Harte Kämpfe, gnadenlose Bosse, kryptische Story – all das gehört zum festen Inventar des etwas sperrig benannten Genres. Und dann kommt The First Berserker: Khazan daher, ein Spiel, das auf den ersten Blick wie eine Mischung aus Dark Souls, Nioh und Sekiro wirkt, sich aber trotzdem seinen eigenen Charakter bewahrt. Ja, die Dark Souls-Anleihen sind unübersehbar: Langsames, methodisches Kampfsystem, düstere Fantasy-Welt, knackiger Schwierigkeitsgrad. Aber Khazan hat genug Eigenheiten, um sich von der Masse abzuheben. Und das Beste daran? Trotz kleinerer Frustmomente hat es mich insgesamt ziemlich gut unterhalten!

Khazans Look bleibt das gesamte Spiel über ähnlich finster. Er ist definitiv selbst das Highlight des Spiels! © Nexon

Story: Blut, Rache und das Erbe eines Berserkers

Die Geschichte von Khazan dreht sich um den titelgebenden ersten Berserker, einen Krieger, der nach Verrat und Gefangenschaft zurückkehrt, um Rache an seinen vermeintlichen Verrätern zu nehmen. Die düstere Welt ist geprägt von uralten Feinden, korrupten Herrschern und übernatürlichen Bedrohungen, die nur darauf warten, unseren Helden in Stücke zu reißen. Oder ihn zumindest mit auf die dunkle Seite der Macht zu holen. Übrigens ein Angebot, bei dem man bei Khazan scheinbar offene Türen einrennt, denn die Gefahr seine Seele zu verschachern hat ihn nicht unbedingt zum Zögern gebracht.

Hier zeigt sich übrigens auch die Soulslike-DNA: Vieles wird in kryptischen Monologen oder versteckten Dokumenten erzählt, und wer sich nicht aktiv mit der Lore beschäftigt, wird oft mehr Fragen als Antworten haben. Allen voran die Frage: Wieso kann ich den Verrat und den epischen Kampf gegen den Drachen, der Khazan zur lebenden Legende machte eigentlich nicht selbst erleben und muss mir alles aus ziemlich trockenen Tagebucheinträgen selber erklären? Dazu sieht Khazan auf seine edgy Art ziemlich cool aus, aber alle anderen Charaktere sind entweder gefühlte Kopien von ihm oder ziemlich generische Rüstungshirnis oder Monster aus dem Stock Archiv.

Es ist kein Meisterwerk der Videospiel-Narration, aber es hat genug Substanz, um zu rechtfertigen, wieso man eigentlich ungefragt alles zu Klump haut und vor allem nervt das Game auch nicht damit, seine eher überschaubare Handlung unnötig breit zu erzählen.

Löcher im Boden sind mein persönlicher Endgegner. © Nexon

Gameplay: Wuchtige Kämpfe mit feiner Klinge

Das Kampfsystem von Khazan ist brutal, schwer, häufig aber auch ziemlich befriedigend. Statt munter draufloszuhauen, wie der Name eigentlich impliziert, ähnelt das Gameplay am ehesten fast schon  Sekiro , denn nicht zuletzt wegen der geringen Stamina verlangt der Kampf präzises Parieren oder akrobatische Ausweichmanöver um zum Sieg zu gelangen.

Es gibt zwar nur drei unterschiedliche Waffengattungen, aber jede Waffe hat Gewicht und eine Daseinsberechtigung. Angriffe fühlen sich wuchtig an, und wer blind draufhaut, wird gnadenlos bestraft. Häufig bieten die Gegner auch sichtbares Trefferfeedback und sind nach ein paar Treffern sichtbar vom Kampf gezeichnet, auch wenn man oft gar keine Ahnung hat, wieviel Leben die Gegner eigentlich haben. Und das ist meistens ehrlich gesagt viel zu viel und der Lebensbalken kann da trügerisch sein. So hämmert man recht lange auf einfache Gegner ein und für die herausfordernden Bosse muss man sich auch reichlich Zeit nehmen. Aber das Spiel ist nicht unfair: Gegner haben klare Angriffsmuster, und wer sich die Zeit nimmt, ihre Bewegungen zu lernen, wird irgendwann belohnt und kann parieren wie ein junger Gott!

Die drei Waffengattungen lassen eigentlich kaum Wünsche offen und  erlauben wahlweise den Kampf mit zwei Waffen, ein Riesenschwert oder eine Art Naginata in verschiedenen Ausrichtungen. Mittels Skillpunkten kann man sich spezialisieren und weitere Manöver freischalten, was die Spielenden auch längerfristig an den Gamepad bindet. Nett ist auch, dass man die vergebenen Skillpunkte für lau wieder aufheben und woanders investieren kann, diese Freiheit ist aber nur scheinbar, denn da die Waffentypen verschiedene Attribute benötigen, um optimal zu scalen und man diese nicht verändern kann, sollte man sich frühzeitig  entscheiden, da man sonst reichlich Schadenspotential liegen lässt.

Alles in allem: Wer schwere, aber lohnende Kämpfe mag, wird hier auf seine Kosten kommen.

Die Bosse und Umgebungen sind okay, aber hier hinkt Khazan der Konkurrenz oft hinterher. © Nexon

Welt & Atmosphäre: Düster, rau und unspektakulär.

Die Welt von Khazan ist ein trostloser Albtraum, in dem fast jedes Dorf, jede Ruine und jede Festung eine eigene Geschichte erzählen könnte – oft in Form von Blutspuren und Leichenbergen. Auf den ersten Blick erinnert das alles optisch stark an Dark Souls mit gotischen Strukturen, rußbedeckten Ruinen und nebelverhangenen Wäldern und vor allem viel Schnee. Aber das Environmental Storytelling, das bei From Software Spielen Weltklasse hat, verblasst hier im Vergleich total. Die oft eher leeren Level erzählen kaum eigenständig Geschichten, einzig und allein dröge Tagebücher übernehmen den Part, der bei der Vorlage impliziert wird und so einfach glaubhaft eine vergangene Zivilisation simuliert.

Leveldesign-technisch gibt es viele versteckte Wege, Abkürzungen und Geheimnisse zu entdecken. Es ist kein Open-World-Spiel, aber die verwinkelten Gebiete fühlen sich groß genug an, um eine gewisse Erkundungslust zu wecken, aber die Level erreichen praktisch nie das geniale verschachtelte Design der From Software Games, bei dem man manchmal Baff ist vor dem Ideenreichtum der Abkürzungen. Auch abseits davon sind Gegner und Leveldesign blass. Es gibt gar nicht mal so viele unterschiedliche Gegnertypen und die sind oft absolut generisch. Egal ob Yeti, lebende Rüstung oder Wolf, das alles habe ich irgendwo schon gesehen und dort dann meistens auch origineller. Besonders schade ist das insbesondere bei Bossfights. Die Gegner sind meistens eigentlich nur etwas größere Varianten der Standardgegner und erreichen nie die groteske Genialität der Souls-Games. Und wieso sehen alle NPCs irgendwie aus wie der Haupttyp?

Eine Hubwelt um zwischen den halboffenen Leveln zu wechseln darf natürlich auch nicht fehlen! © Nexon

Technik & Performance: Solide, aber nicht perfekt

Auf der PlayStation 5 läuft Khazan ziemlich stabil. Die Framerate bleibt größtenteils flüssig, und Ladezeiten sind angenehm kurz. Die Grafik ist zwar nicht bahnbrechend, aber die düstere Ästhetik wird gut transportiert und echte Bugs sind mir auch nicht untergekommen.

Allerdings gibt es ein paar technische Macken: Manche Animationen wirken etwas steif, und hin und wieder sorgen Clipping-Fehler für unfreiwillige Komik. Auch die Kamera kann in engen Räumen manchmal problematisch sein, besonders wenn größere Gegner ins Spiel kommen.

Nichts davon ist spielzerstörend, aber es sind Kleinigkeiten, die ein bisschen Feinschliff vertragen könnten, aber am Ende sieht das Spiel gut aus und lässt sich mühelos spielen.

Bei bestimmten NPCs kann man Zeug kaufen oder verkaufen. Ist auch bitter nötig, das Inventar ist schnell vollgemüllt. © Nexon

Fazit: Nicht perfekt, aber definitiv spielenswert

Ja, The First Berserker: Khazan trägt viele Dark Souls-Gene in sich. Ja, es kopiert einige Elemente, ohne sie immer perfekt umzusetzen und so richtig viel Neues gibt es auch nicht.  Aber der wuchtige Kampf, das düstere Setting und der Gameplayloop eines Soulslikes machen es zu einem lohnenden Erlebnis – auch wenn es nicht ganz an die Perfektion eines Elden Ring oder Bloodborne heranreicht. Und wenn man Bock auf noch einen Vertreter des Genres hat. Persönlich hab‘ ich das nämlich langsam nicht mehr!

The First Berserker: Khazan bei Amazon bestellen: 

The First Berserker: Khazan [PlayStation 5]

The First Berserker: Khazan [Xbox Series S|X]

The First Berseker: Khazan bei Steam kaufen: 

The First Berseker: Khazan [PC / Steam]

The First Berserker: Khazan [PlayStation 5]

Grafik / Art Style - 7.5
Story / Inszenierung - 7
Technik - 8
Umfang / Abwechslung - 8.5
Gameplay / Spielspass - 8

7.8

Kein Meisterwerk, aber ein richtig solides Soulslike, das mich trotz kleinerer Macken überzeugt hat. Wer noch ein Soulslike spielen will, macht mit The First Berserker: Khazan gar nichts falsch.

User Rating: Be the first one !