Comic Review: Matt Kindt, Keanu Reeves: BRZRKR Band 1 – Der erfolgreichste Kickstarter Comic auf dem Seziertisch

Es gibt immer mal wieder kleine Perlen, mit denen keiner gerechnet hat und boom! … Überraschungshit. Und es gibt BRZRKR. Da war die Aufruhr schon vor dem Release gewaltig. Ich richte mal eben meine Brille und zitiere aus den Vorschusslorbeeren: BRZRKR ist die erfolgreichste Kickstarterkampagne für einen Comic mit schmalen 1.4 Millionen $ Backing. Einer der Autoren ist Keeanu Reeves, der auch dem Protagonisten sein Antlitz leiht. Der andere Autor ist Comic Urgestein Matt Kindt. Illustriert wird das ganze von Ron Garney. Und dann soll das ganze auch noch ein Limited Run mit zwölf Ausgaben sein. Natürlich hat Netflix auch schon die Rechte am Werk, um eigene Adaptionen zu produzieren. Uff. Kann man dem gerecht werden?

Der Comic fängt düster an, denn man sieht zuerst den Protagonisten im Regen auf einer Parkbank sitzen. Seine leuchtenden Augen deuten an, dass mit dem Protagonisten etwas nicht stimmt. Der Eindruck bestätigt sich dann spätestens auf den folgenden Seiten, sobald „B“ aus einem fliegenden Helikopter springt und neben seiner enormen Resilienz auch zeigt, was eine ordentliche Ein-Mann-Armee so anrichten kann, wenn man sie von der Kette lässt. Das erinnert ein wenig an eine Mischung aus Wolverine und dem Punisher. Was streng genommen eigentlich auch nur Wolverine sein könnte… Aber ich schweife ab. Der namenlose Protagonist mit dem prominenten Gesicht weiß ein gutes Blutbad zu schätzen, ist aber kein Mann großer Worte. Wunschlos glücklich ist „B“ aber nicht, denn er hat nur noch einen Wunsch: Sterben. Schwierig als scheinbar unsterbliche Naturgewalt in Menschenform. Wo also Hilfe holen? Klaro, die gute, alte USA findet ziemlich schnell eine Verwendung für ihren Neuzugang, den sie erstaunlich schnell wieder zusammenflicken kann. Und während der Regenerationsphasen ist Zeit für Exposition, denn der maulfaule Held ist voller Traumata, nicht zuletzt Erinnerungen an seine eigene Geburt. Vor 80.000 Jahren.

Viel mehr möchte ich über die Handlung nicht erzählen, zumal geschickt mit Zeitsprüngen und Cliffhangern gearbeitet wird. Potential erfüllt? Bisschen früh das nach dem ersten Band zu beurteilen, aber will ich weiterlesen? Ich will.

© Boom! Studios
© Cross Cult

Keinen Grund für Zweifel liefert der Artstyle. Die Figuren sind weitgehend realistisch proportioniert, stilistisch wird aber auf die Pauke gehauen und ein deutlicher Hechtsprung fort vom Realismus hingelegt. Das ist vor allem ein großes Thema, wenn man sich der Kernkompetenz des Berserkers widmet: Rasender Gewalt. Da gibt´s echt keine Rücksicht: Es wird vor sich hin gemetzelt, ungefragt amputiert und Blut und Innereien fliegen so sehr durch die Gegend, dass die Leute von Crossed an ihrem USP zweifeln.  „B“ sieht aus wie der echte Keanu Reeves, meiner Meinung nach möglicherweise ein Problem. Sieht man nämlich den Protagonisten, denkt man immer nur „Keanu“, nie „B“. Lässt sich aber drüber hinwegsehen, alle lieben Keanu Reeves und ich auch. Die hektischen Gewaltbilder sind aber immer übersichtlich, unterstützt durch die bunten Filter, die dem Leser helfen, sich in rotgetönte Gefechte, die kaltblaue Gegenwart oder das orangene Leben in der Conan-artigen Vergangenheit zu orientieren.

Bei Umfang und deutscher Umsetzung gibt es auch nix zu meckern. Der Comic kommt im Softcover und enthält die ersten vier Ausgaben. Am Ende gibt es zusätzlich eine nette Gallery mit den alternativen Covern der Sammeleditionen. Nett. Nicht mal mit der Übersetzung kann ich meckern, dabei ist das ein persönliches Steckenpferd von mir. Band 2 kann gerne kommen!

Apropos nett. Nett sind auch wir und der Cross Cult Verlag. Mit ihrer Unterstützung verlosen wir drei Mal den ersten Band von BRZRKR!

Gewinnspiel: Wir verlosen 3x BRZRKR – Comic-Schlachtplatte von Keanu Reeves mit Kultpotential

BRZRKR Band 1

Story - 7
Dramaturgie - 8
Zeichnungen - 9
Aufmachung - 9

8.3

BRZRKR aka The Eternal Warrior Wolverine hat auf jeden Fall keinen leichten Start mit dem massiven Hintergrund der pre-release Sensation. Aber BRZRKR ist gleichzeitig auch ziemlich cool. Die Geschichte findet sich in ähnlichen Varianten schon gelegentlich in der Comicwelt, sie ist aber schnell und spannend geschrieben. Die Dialoge räumen keine Preise ab, sind aber auch nicht peinlich. Gleichzeitig siehts super aus. Der Artstyle ist eher realistisch, es gibt reichlich Gore mit ein paar kreativen Kills und am Ende einen Cliffhanger der Hunger auf mehr macht. Was will man denn mehr? BRZRKR ist vielleicht nicht der beste Comic der Geschichte, erfüllt aber alle seine Ziele. Schönes Ding!

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