Game Review: Dolmen für die Xbox Series X- Dolmeh…

Was für ein Spielejahr… Mit dem Release von Elden Ring haben die Entwickler:innen von From Software dem Genre der Soulslikes nicht nur die Krone aufgesetzt, sondern auch eines der besten Spiele der letzten Dekade veröffentlicht. Zocker auf der ganzen Welt können praktisch gar nicht aufhören ein Loblied auf das japanische Spiel zu singen, dass nun der aktuellste Titel eines irgendwie eigenen Genres ist. Es gibt zahlreiche Ableger, die auch eine Scheibe vom Kuchen abhaben wollten und dabei teilweise auch ganz ordentliche Arbeit geleistet haben: Mortal Shell, Star Wars Fallen Order oder The Surge… Die Flut an neuen Vertretern nimmt vorerst kein Ende. Der Sieger? Elden Ring. Elden Ring ist großartig, sieht toll aus und zockt sich einfach prima. Ich selbst habe darin gute 100h Spielzeit genossen. Da haben wir sie also: Die Spitze des Genres. Darum geht es dieser Rezension aber leider nicht, denn ich habe Dolmen getestet und das hat mit den vorherigen Zeilen eigentlich nur das Genre gemein. Und vielleicht die Tastenbelegung.

Während die From Software Games von ihrer kryptischen Handlung leben, die manchmal schwer nachvollziehbar, aber unnachahmlich tief geht, geht man bei Dolmen einen ganz anderen Weg, den gleich im Intro kriegt man mit dem Holzhammer die laue Story eingehämmert und kann sogleich ins Spiel starten: Statt der klassischeren Fantasyableger handelt es sich hier um einen Sci-Fi Titel. Dolmen ist ein neues Mineral, welches man auf dem Planeten Revion Prime entdeckt hat und damit irgendwie die Zeit manipulieren kann. Außerdem soll man auf der Oberfläche für Ruhe sorgen. Naja, soll wohl für ein Spiel reichen und eine alternative für die Runen oder Seelen der anderen Genrekollegen hat man auch. Die Story ist nichts besonderes und damit leider auch das Highlight des Spiels. Und das, obwohl sie den Entwicklern total egal zu sein scheint, denn die Präsentation ist bemerkenswert schlecht. Die Synchro ist dabei noch positiv hervorzuheben, weil sie nicht negativ auffällt. Die Texte sind kurz, lieblos und voller Grammatikfehler in der englischen Version. Total unnötige Fehler, aber die reihen sich nahtlos in das Gesamtbild ein. Apropos: Gelegentlich trifft man auf Videosequenzen in Spielgrafik, die an sich schon keinen HD-Fernseher bräuchte, finden da aber aus völlig unnachvollziehbaren Gründen in komprimierter Qualität. Wie sowas überhaupt auf der Next Gen passieren kann, wird mir niemand schlüssig erklären können. Das selbe gilt übrigens auch für ALLE Menüs, die aussehen, als wären sie noch Platzhalter.  So ist beispielsweise der Lebensbalken tatsächlich einfach nur ein roter Balken, den man sich genau so in wenigen Sekunden bei MS Paint zusammenschustern könnte.

@Massive Work Studio

Genauso lieblos geht´s auch weiter. Die Entwickler haben sich das Sprichwort „Lieber gut geklaut, als schlecht selber gemacht“ ein bisschen zu sehr zu Herzen genommen und unterwegs irgendwie die Attribute vertauscht, denn alles hier wirkt schlicht und ergreifend, wie von den großen Spielen abgeguckt und handwerklich schrecklich mau umgesetzt. So hat man am Anfang eine Art Editor, der auf den ersten Blick vielversprechend erscheint: Man kann eine Klasse wählen und so entscheiden, ob man lieber mit Axt und Schild, einem Riesenschwert oder zwei Einhandwaffen starten will. Besonders viel Sci-Fi Charme versprüht die Grundidee nicht unbedingt, aber da jede Klasse auch eine Schusswaffe hat, ist das zu verschmerzen und von der Grundidee natürlich ganz cool. Ebenso, dass man das Erscheinungsbild des Charakters verändern kann. Zumindest auf die rudimentärste Art und Weise, denn man kann seinen Helden umfärben. Das geht aber nur in kunterbunten Farben, die gar nicht zur Standardfarbe passen und so auch keine wirklich sinnvolle Mischung ermöglichen. Und auch im eigentlichen Spiel wird und wird es einfach nicht besser. Die Hauptperson steht total unnatürlich und läuft fast wie auf schienen und schwebt gerne über Kanten, was gerade durch die total eigenartigen Schatten, die häufig fehlen, wirkt, als hätte man als Spielercharakter überhaupt kein Gewicht und würde einfach nur durch die Welt schweben. Dabei ähneln die Sounds auch der Gratisauswahl aus der Grabbelkiste, alles klingt billig. Dabei hilft es auch nicht, dass das Spiel viel zu spät erkennt auf welcher Oberfläche man läuft, denn das Schmatzen der alienartigen Welt sollte spätestens auf Felsen aufhören. Schwamm drüber, es geht bei einem Videospiel ja in der Regel um´s Gameplay.

@Massive Work Studio

Und da wird´s wirklich grausig. Fangen wir mit dem positiven an: Die Tastenbelegung. Die kennt auch schon jeder, denn die ist eins zu eins aus den Souls Games entliehen. Funktioniert. Ebenso „inspiriert“ ist der Gameplayloop, bei dem man alleine durch die Welt läuft und Dolmen/Seelen sammelt, die nach dem Tod permanent verloren gehen können. Es gibt auch versteckte Kisten und Leitern, die die Spielwelt wieder zusammenführen, ähnlich wie beim Vorbild. Soweit so gut. Gar nicht mehr gut sind dann aber die Kämpfe. Das Genre verlangt praktisch kniffelige Kämpfe, die den Spieler schwitzen lassen. Kniffelig sind die Kämpfe auch in Dolmen, denn selbst die einfachsten Gegner sind eine totale Gefahr für den Spieler. Aber nie auf die gute Art, bei der man sich als Held fühlt, denn die eigenen Angriffe haben überhaupt kein Gewicht, das Trefferfeedback bei den Gegnern ist total unbefriedigend und so hämmert man unmotiviert und viel zu lang auf den total beliebigen Gegnern herum, bis man sie vielleicht mal kaputt schlägt. Und hier ist dann auch der Kardinalfehler des Spiels: Die Kämpfe machen überhaupt keinen Spaß. Man hat nach zwei Minuten wirklich alles gesehen, da helfen auch keine Levelups oder Waffen in einer anderen Farbe. Der Fairness halber muss ich sagen, dass wir eine Pre-release Version erhalten haben und manche Probleme möglicherweise noch per Patch ausgebessert werden könnten, aber bei dem aktuellen Zustand des Spiels sehe ich da ehrlich gesagt schwarz.

@Massive Work Studio

 

Fazit

Grafik - 3
Langzeitmotivation - 1
Handlung - 2
Spielspaß - 0

1.5

Was ist denn hier passiert? Dolmen ist echt eine Ausnahme. In der SNES Zeit war es durchaus üblich, dass gelegentlich mal Spiele erscheinen, die gar nicht taugen. Das Phänomen ist seit dem ziemlich abgeflacht. Auch wenn viele Zocker sich gerne Luft machen, indem sie moderne Spiele als "schlechtestes Spiel aller Zeiten" bezeichnen. Meistens sind die aber an sich schon ok. Der Durchschnitt ist eben relativ hoch. Bei Dolmen sieht das aber ganz anders aus, das Spiel ist in meinen Augen reine Geldverschwendung. Hier stimmt einfach nix. Wer nach einem neuen Soulslike sucht, sollte um Dolmen einen riesen Bogen machen. Da gibt es mit Fallen Order und The Surge bedeutend bessere Alternativen.

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