Vorgestern wurde im Rahmen der technischen Präsentation von SONY die PlayStation 5 Pro vorgestellt. In einem 9-minütigen YouTube Video enthüllte PS5 Lead Architect Mark Cerny das neue Modell der PlayStation 5-Konsolenfamilie, zu welchem die Gerüchteküche schon im Vorfeld ordentlich brodelte. Ab dem 26. September kann die Konsole nun vorbestellt werden, ab dem 7. November 2024 wird sie bei teilnehmenden Handelspartnern sowie im hauseigenen Webshop direct.playstation.com verfügbar sein.
Während der Präsentation wurde eine Reihe von Features bekannt gegeben:
So wird es eine deutlich potentere GPU geben, die um 45 % schnelleres Rendering schaffen soll, u.a. durch 67 % mehr Recheneinheiten und 28 % schnellerem Speicher. Dazu komplementäre Features wie „Advanced Ray-Tracing“ mit immersiveren dynamischen Licht- und Schatten-Effekten und realistischeren In-Game-Reflektionen. Ein weiteres Schlüssel Feature des Pro Modells ist die neue KI-basierte Upscaling Technologie namens PlayStation Spectral Super Resolution. Damit decken sich die offiziellen Angaben weitgehend mit den vorherigen Leaks (siehe hier).
Die CPU und der verbaute Speicher indes bleiben offenbar gleich dem regulären Modell: Das heißt, voraussichtlich werden Spiele dahingehend profitieren, dass man die besten Eigenschaften der Grafik- und Performance-Modi in Spielen zusammenführen kann: Raytracing, 4K und schärfere Texturen bei 60 FPS – ebenso Verbesserungen für VR2-Titel. Schnellere Lade- oder Boot-Zeiten hingegen werden vermutlich nicht drin sein.
Theoretisch wird die PS5 Pro außerdem die Grenze von Grafik- und Performance-Modus einfach weiter nach hinten verschieben. Denn die Konsole soll 8K-fähig sein. Ich gehe aber davon aus, dass Spiele künftig die 8K Auflösung abermals auf dem Rücken der 60 FPS Framerate schaffen werden.
Der besagte PSSR-Upscaler erinnert ein bisschen an Nvidias DLSS Technologie auf dem PC. Es ist ein Post-Processing Tool, das hohe Framerates bei hohen Auflösungen ermöglicht. Während die PS5 konventionelles Anti-Aliasing nutzt, wird die PS5 Pro auf „maschinelles Lernen“ setzen – das Scaling im Sinne einer Interpolation basiert auf Objekten, die bereits aktiv gerendert wurden.
Weitere Änderungen ergeben sich bei der Unterstützung des WLAN-Standards: Die PS5 Pro unterstützt von Haus aus Wi-Fi 7, während die reguläre PlayStation 5 noch auf Wi-Fi 6 setzt. Die interne Festplatte wurde auf 2 TB erhöht, arbeitet aber mit denselben Geschwindigkeiten.
Abseits der neuen GPU und dem angepassten Kühlsystem, ist der größte Unterschied der PS5 Pro das Design. Größe und Länge ähneln der klassischen PS5, Dicke hingegen eher dem sleaken Slim-Modell. An den Seiten findet sich nun ein geripptes Designelement mit abnehmbaren Platten, für die SONY später individualisierbare Designs anbieten wird. Kann man machen, ich finde es eher ein wenig hässlich. Ein Laufwerk hingegen sucht man vergebens – Will man optische Datenträger, muss man das separat erhältliche Laufwerk für 120 EUR erwerben.
Wer ist Zielgruppe bei diesem Preis? Ist der Shitstorm berechtigt?
Ich bin mir tatsächlich gar nicht so sicher, was sich SONY mit der PlayStation 5 Pro gedacht hat. Der Shitstorm war doch vorprogrammiert. Die PlayStation 5 Pro wird 799 EUR kosten und damit so viel wie keine PlayStation Konsole zuvor. Nun könnte man meinen, bei einem solchen Premium-Preis gäbe es die bestmögliche und vollumfängliche Version der Konsole: Stattdessen bietet man die Konsole als Digital Only-Konsole ohne Laufwerk an, welches aktuell mit 120 EUR zu Buche schlägt. Der vertikale Standfuß für die PS5 sollte bei 700 EUR Listenpreis ebenfalls mit dabei sein, und nicht für zusätzliche 30 EUR verkauft werden. Mit Disc-Laufwerk und Standfuß sind wir also bei fast 1000 EUR Listenpreis.
Zugleich frage ich mich, welchen System Seller SONY liefern will, der die PlayStation 5 Pro zu diesen Konditionen an den Mann oder die Frau bringen soll. Die bisherigen Exclusives sind absolut klasse, keine Frage: Ob Demon’s Soul, Spider-Man 2, Returnal, Ratchet and Clank: Rift Apart, Stellar Blade oder das jüngste Astro Bot. PlayStation-Titel sind in der Regel qualitativ hochwertige Blockbuster. ABER: Ich habe noch keinen Titel gesehen, bei dem die PlayStation 5 an ihre technischen Grenzen gestoßen ist. Viele optisch grandiose Titel wie Horizon: Forbidden West oder God of War: Ragnarök erschienen gar als Cross Gen-Titel für die altehrwürdige PlayStation 4. Bei Multiplattform-Titeln ist es beinahe die Regel, dass noch die PS4 mit supportet wird. Die visuelle Komponente mal zur Seite gelegt, ist es vor allem der SSD-Support der Konsole, der in den letzten Jahren so ein Game Changer war. Und ausgerechnet an der Front wird wenig bis gar nichts passieren.
Die PlayStation 5 Pro mag für einen kleinen Kern an Poweruser*innen zukunftsgerüstet sein: Der 8K Support ist tendenziell gegeben, aber wie viele Leute haben tatsächlich einen 8K-fähigen Fernseher oder Monitor daheim stehen? Wi-Fi 7 Unterstützung auch voll gut, aber wie viele sind mit kompatibler Hardware ausgestattet? Bessere Unterstützung für PlayStation VR2? Kann man machen, die paar aktiven Nutzer*innen der VR2-Hardware sind am ehesten auch Käufer der PlayStation 5 Pro.
Meine Prognose lautet also daher: Die PlayStation 5 Pro wird von einer sehr geringen, technologieaffinen und zahlungskräftigen Kundenbasis erworben werden. Diese Poweruser*innen bilden aber nicht den Massenmarkt: Und mit entsprechend limitierter Hardware-Base werden Titel für die PS5 Pro in so geringem Umfang optimiert, dass die Vorteile kaum nennenswert sein werden. Ein Pro-Modell hätte zu einem Zeitpunkt in den letzten Zügen des Lebenszyklus der regulären PS5 weitaus mehr Sinn gemacht. Nämlich dann, wenn man als Kunde oder Kundin merkt, dass die PS5 angesichts des technologischen Status Quo von Videospielproduktionen schwächelt.
Der bisherige Shitstorm ist möglicherweise übertrieben. Immerhin bleibt es jedem selbst überlassen, wofür er oder sie die hartverdienten Brötchen ausgibt. Aber es ist ein Indikator dafür, was man der potentiellen Kundschaft zumuten kann, und was nicht.