GC 2025: Zu Besuch bei Pearl Abyss – Die südkoreanischen MMO-Spezialisten versuchen sich MIT Crimson Desert an einem ebenso komplexen wie bombastischen Einzelspieler Action-Rollenspiel

Der Name kann durchaus für Verwirrung sorgen. Denn der Titel des Einzelspieler-Rollenspiels „Crimson Desert“ erinnert nicht nur auf den ersten Blick an das südkoreanische MMORPG Black Desert Online. Und das kommt auch nicht von ungefähr: Für das Action Rollenspiel zeigt sich dasselbe Entwicklerstudio – Pearl Abyss – verantwortlich; Im Ursprung sollte der Titel tatsächlich ein Mehrspieler-Prequel zu Black Desert Online werden, bevor die Entwicklung in eine andere Richtung driftete und aus Crimson Desert ein großbudgetiertes AAA-Game werden soll.

Trotz der Ähnlichkeiten bei der Namensgebung, beschreitet Crimson Desert also sowohl spielerisch, als auch ästhetisch andere Wege, bleibt aber grundsätzlich im selben Universum verhaftet.

Eine komplette Novität ist Crimson Desert hingegen nicht. Erstmalig wurde das Spiel nämlich schon 2018 angeteasert. Vor 6 Jahren, also 2019 gab es bereits einen ersten Ankündigungstrailer. Tatsächlich war die Veröffentlichung für 2025 vorgesehen. Kurz vor der diesjährigen Gamescom wurde der Release aber nochmal verschoben, und zwar ins erste Quartal 2026.

Ein schlechtes Omen? Wir durften uns rund eine Stunde mit dem Spiel beschäftigen und bekamen einen Eindruck von Spielwelt, Movement, Missionsstruktur und Kampf. Zum Schluss folgte ein anspruchsvoller Bosskampf. Hier unsere Eindrücke zu Crimson Desert.

Art Style-Hybrid, der die Brücke zwischen südostasiatischer und westlicher Fantasy schlägt

In der einstündigen Demo-Session haben wir noch gar nicht soviel von der Story mitnehmen können. Wir wissen, dass Crimson Desert auf einem Kontinent namens Pywel spielt, die Welt ist offen angelegt. Wir spielen den stoischen Söldner Greymane (Graumähne) Kliff, dessen Rolle in der konfliktträchtigen Welt noch nicht ganz klar ist und wir wissen, dass es mehrere Fraktionen gibt.

Laut Factsheet zur Demo geraten Kliff und seine Greymane-Mitstreiter in einen Hinterhalt, der von den Feinden orchestriert wird, den Drunken Black Bears. Nach einem erbitterten Kampf finden sich Kloff und seine Kameraden verstreut und voneinander isoliert. Der Söldner begibt sich auf die Suche nach seinen Kompagnons. Ihn erreicht die Nachricht, dass Greymane Oongka – einer seiner engsten Vertrauten – sich in der Region Calphade befindet.

Die Schlachten in der Abenddämmerung wirkten in der Gamescom Demo bereits atmosphärisch dicht, die Beleuchtung wirkte aber nicht immer ganz stimmig © Pearl Abyss - Hinweis: Screenshot stammt aus den bereitgestellten Assets

Die Schlachten in der Abenddämmerung wirkten in der Gamescom Demo bereits atmosphärisch dicht, die Beleuchtung wirkte aber nicht immer ganz stimmig © Pearl Abyss – Hinweis: Screenshot stammt aus den bereitgestellten Assets

Dort allerdings werden sie Zeuge einer Intrige. Denn eine gewalttätige Rebellion droht die Zusammenkunft von Kliff und Oongka zu verhindern. Diese wurde von Cassius Morten initiiert – einem Untergebenen von Marquis Stefan Landford, Lord von Calphade und ein Verbündeter der Greymanes. Cassius Morten hat die Fronten gewechselt, paktiert mit den Drunken Black Bears, um Lanford zu stürzen.

Gar nicht so einfach, sich all die involvierten Parteien zu merken. Und ich muss gestehen, während der Demo war ich auch eher damit beschäftigt, mich auf das Kontrollschema einzulassen.

Ich habe tatsächlich zunächst auch nicht gecheckt, dass es sich hier um eine südkoreanische Produktion handelt, weil die mittelalterliche, europäisch geprägte Fantasy-Welt hier ästhetisch eher nach The Witcher, Game of Thrones und zuweilen auch nach Kingdom Come Deliverance ausschaut, als nach anderen südkoreanischen Games in High Fantasy-Szenarien. Und auch wenn Crimson Desert im selben Universum angesiedelt ist wie Black Desert Online: Die Umgebungen und die Charaktermodelle sind wesentlich geerdeter, raubeiniger und realistischer gestaltet als das Mahnwa-artige MMORPG.

Dennoch gibt es immer wieder auch Punkte, wo dann der südkoreanische Background doch sichtbar wird: Die Charaktermodelle der Orks wirken deutlich androgyner als bei westlichen Produktionen.

Zu Beginn werden wir in eine Art karges Tutorial-Areal reingeworfen, in welchem wir mit den Spielmechaniken vertraut gemacht werden, dazu erzähle ich gleich mehr. Im Anschluss bekommen wir aber erstmalig einen Eindruck von der opulenten Welt. Dabei ist die diesjährige Gamescom-Demo wohl offener gehalten als die vom letzten Jahr, die in ihrer Linearität einige Spieler*innen enttäuscht haben dürfte. Wir reiten mit unserem Pferd durch die Natur und bewegen uns zwischen verschiedenen Greymane-Lagern –  unzählige NPCs bevölkern diese Welt und sind in ein buntes Schlachtengetümmel verwickelt. Ab und an müssen wir Banner hissen, welche die Motivation unserer Truppen steigern, an anderer Stelle müssen wir Kanonenkonstruktionen reparieren, um mit diesen Wachtürme in der Ferne zu zerstören.

Beeindruckend wuselige Welt, aber merkwürdige Ausleuchtung, schwache Auflösung und etwas zu generische Charaktermodelle

Crimson Desert will bei dem Schlachtengemälde vor allem optisch punkten. Demnach haben die Trailer und das gezeigte Bildmaterial primär mit visuell grandiosen Szenerien aufgewartet. In-Game wollte sich bei der Demo ein ähnlicher grafischer Wow-Effekt wie bei z.B. bei Hellblade II: Senua’s Sacrifice oder bei Black Myth Wukong aber noch nicht einstellen, denn irgendwie wirkte alles noch wie hinter einem nieselig-verwaschenen Pixelschleier, und auch die Lichtstimmung wirkte noch eine Ecke zu unorganisch, welches vor allem in der Abenddämmerung physikalisch nicht immer richtig gesetzt wirkt. Ich hoffe, hier wird nochmal bis zum Release nachgebessert, damit sich die Welt knackscharf präsentiert.

Beeindruckend fand ich aber aber vor allem die Dichte und Lebendigkeit der Spielwelt: Überall kloppen NPCs aufeinander, ganze Truppenzüge rennen durch das Bild. Unsere Mitstreiter haben in den Lagern unser Graumähnen jeweils eigene Funktionen inne. Genau diese Art von lebendigem Wuselfaktor brauche ich, um die Spielwelt als kohärenten und in sich schlüssigen Raum wahrzunehmen. Das ist auch etwas, weshalb ich z.B. in Bethesda Produktionen oft nicht so versinken kann.  Kritisch find ich für die Immersion, dass die NPCs ein bisschen zu sehr nach Copy & Paste aussehen, dafür aber wiederum gibt es Lob für die Animationen. Auch die Partikeleffekte im Kampf können sich sehen lassen und akzentuieren die Wucht hinter den Intermezzi. An den NPCs lässt sich aber durchaus noch arbeiten.

Auch die Natur gefällt mir grundsätzlich: Ob matschige, sich durch saftig grüne Hügel ziehende Pfade, von denen wir ins Tal schauen können, plätschernde Bächlein am Wegesrand und zerkluftete Felsen: Pywel sieht zugleich rau und wunderschön aus. Dazwischen gibt es aus Holz erbaute, provisorische Lager, aber auch aus Stein erbaute Schlösser. Durch die grau-grünen Farbschemata habe ich mich an The Witcher und andere osteuropäische Settings erinnert gefühlt. Passend dazu gibt es ein dynamisches Wettersystem, das sich mitunter auch auf die Beschaffenheit der Wege auswirkt.

Ich bin eigentlich guter Dinge, dass man hier noch spürbare Verbesserungen abliefern wird. Auflösung und Beleuchtung kann man optimieren. NPC Dichte und hohe Weitsicht in Kombination mit schon ziemlich solider Performance lassen darauf schließen, dass uns hier ein grafisch durchweg hübscher Titel erwarten wird. Befeuert wird das Ganze durch die proprietäre „BlackSpace Engine“.

Knackiges Kampfsystem bei überladener (?) Tastenbelegung

Demo-Settings auf der Gamescom sind ja immer eine spezielle Sache. Man wird in der Regel in einen Ausschnitt reingeworfen und muss sich on the fly mit der ganzen Spielmechanik vertraut machen. Ich hatte eingangs erwähnt, dass man zu Beginn der Crimson Desert-Demo in ein Tutorial-Setting geschmissen wird. Hier wird man mit dem Kampfsystem von Crimson Desert vertraut gemacht und oh boy, fühlt sich das auf den ersten Blick überwältigend an.

Es gibt eine Reihe von Manövern, die wir ausführen können: Es sind verschiedene Kombos mit dem Schwert möglich, mit den obligaten leichten und schweren Angriffen. Es gibt ferner Drehangriffe und Fernkampf-Optionen, bei dem wir auf verschiedene Pfeile zurückgreifen können. Es gibt ein sogenanntes „Axiom Armband“, mit denen wir über Schnellwahl oder Kreismenü verschiedene Elementarzauber wirken können und auch unsere Waffen verstärken. Wir können natürlich blocken, kontern und ausweichen.  Wir können mit einem magischen Enterhaken Gegner zu uns zu holen. Eine Lock on-Mechanik, mit der wir Gegner konkret anvisieren, liegt hier entgegen der Gewohnheiten nicht auf dem L3-Stick, sondern auf der rechten Schultertaste.

Was sich auf dem Papier weitgehend nach Genre-Standard anhört, ist in realer Praxis tatsächlich unverhofft komplexer, weil man relativ viele Tasten für einzelne Manöver betätigen muss. Im späteren Kampf hatte ich häufiger ein wenig Kontrollverlust hinnehmen müssen, weil ich vergessen hatte, wofür spezifische Button-Prompts stehen.

Trotz seiner südkoreanischen Wurzeln: Die Welt von Crimson Desert fühlt sich eher nach europäischer Fantasy an. In der Gamescom-Demo konnten wir uns erstmalig einen kleinen Eindruck der offenen Welt verschaffen. Ganz so beeindruckend wie auf dem Screenshot fielen die Schauwerte auf dem Testsystem allerdings NOCH nicht aus © Pearl Abyss - Hinweis: Screenshot stammt aus den bereitgestellten Assets

Trotz seiner südkoreanischen Wurzeln: Die Welt von Crimson Desert fühlt sich eher nach europäischer Fantasy an. In der Gamescom-Demo konnten wir uns erstmalig einen kleinen Eindruck der offenen Welt verschaffen. Ganz so beeindruckend wie auf dem Screenshot fielen die Schauwerte auf dem Testsystem allerdings NOCH nicht aus © Pearl Abyss – Hinweis: Screenshot stammt aus den bereitgestellten Assets

Zum Axiom Armband: Hier können wir unsere Angriffe mit verschiedenen Elementen verstärken – namentlich Feuer, Blitz und Eis – jeder Elementarschaden ist mit spezifischen Effekten verbunden. Pfeile, die mit dem Feuer-Element aufgewertet werden, explodieren bei Einschlag. Eine Eis-verstärkte Schwertattacke kann Gegner gefrieren, die vereisten Gegner lassen sich mit einem Folgeschlag kaputt hauen. Aber auch hier empfand ich die Betätigung der Axiom Kräfte als relativ komplex.

Zu guter Letzt gibt es die „Artillerie Heulpfeile“ („Artillery Whistling Arrows“) – das ist ein Signalfeuer, mit dem wir befreundete Kräfte beschwören können, die auf eine vorher bestimmte Lokalität feuern. Mit dem Ding kann man sowohl zahlenmäßig überlegene Feindesheere besiegen, aber auch fixe Einheiten wie Wachtürme.

Die Obsession für überkomplexe Button-Prompts geht über den reinen Kampf hinaus: Während in anderen Spielen das Anheben eines Banners locker mit einem einzelnen Knopfdruck realisiert worden wäre, geht Crimson Desert weiter. Hier müssen wir, um die Beflaggung anzuheben, gleich mehrere Dinge erledigen.

Erst müssen wir auf dem Dual-Sense R2 und L2 drücken, um in den Fokus Modus zu kommen. Mit gleichzeitiger Betätigung von Dreieck und Kreis initiieren wir die Anhebung, mit schnell betätigten X-Prompts hieven wir das Ganze hoch, um es dann mit Dreieck über uns schweben zu lassen. Mit L1 können wir mit dem Banner auf das Ziel-Podest zielen, um es dort zu platzieren. Eine merkwürdig komplizierte Tastenabfolge für eine relativ basale Tätigkeit. Aber diese Komplexität ist irgendwo auch DNA von Crimson Desert

Bosskampf mit Twist

Zum Schluss der Demo gab es noch einen brachialen Bosskampf gegen der Verräter Cassius Morten, der durchaus knackig war, aber beileibe nicht auf Soulslike-Niveau. Trotz allem müssen wir ordentlich ausweichen, blocken und uns alle zugrunde liegenden Mechaniken zunutze machen, um siegreich hervorzugehen.

Während normale Offensiv-Angriffe vergleichsweise wenig Schaden anrichten, füllen erfolgreiche Angriffe aber die Stun-Leiste von Cassius Morten. Sobald die gelbe Leiste voll ist, und der ordentlich gepanzerte Ritter sich kurzzeitig betäubt zeigt, müssen wir die Gunst der Minute nutzen, die herumliegenden Säulen auf eine ähnliche Weise hochzuhieven, wie wir es zuvor mit den Bannern getan haben. Ein gezielter Hieb auf Cassius zieht direkt die Hälfte seiner Lebenskraft ab. Hier ist also ein Umgebungsrätsel gewissermaßen der Schlüssel zum Erfolg.

Im finalen Spiel werden auch mythische Kreaturen wie Drachen eine Rolle spielen. In der Gamescom-Demo trafen wir bislang aber ausschließlich auf humanoide Figuren © Pearl Abyss - Hinweis: Screenshot stammt aus den bereitgestellten Assets

Im finalen Spiel werden auch mythische Kreaturen wie Drachen eine Rolle spielen. In der Gamescom-Demo trafen wir bislang aber ausschließlich auf humanoide Figuren © Pearl Abyss – Hinweis: Screenshot stammt aus den bereitgestellten Assets

Ich hatte die Kritik im Gespräch mit den Vertretern am Stand vorgebracht: Ich finde, Crimson Desert spielt sich zuweilen komplizierter als es müsste, fühlt sich aber durchaus befriedigend und wuchtig an. Ich könnte mir vorstellen, dass das ein zentraler Reiz des Spiels wird, würde mir aber bis zum Release 2026 dennoch wünschen, dass man die Steuerung so ein bisschen schlanker gestaltet.

Silber Badge Dailygeek

Potential: Gut!

Preview Fazit:

Crimson Desert ist ein spannendes Ding – eine südkoreanische Produktion, die sich ästhetisch und spielmechanisch eher an grimmigen Fantasy-Epen aus dem Westen orientiert. Ein bisschen The Witcher, ein bisschen Game of Thrones. Ich habe Black Desert Online aufgrund meiner MMO-Abneigung nie gespielt, und kann nicht sagen, wie sich das Spiel in den Kanon einfügen wird. Aber das Gezeigte macht durchaus Lust auf mehr, gerade weil die Spielwelt ordentlich lebendig anmutet. Die Gamescom Demo arbeitet mit wuseligen Schlachtszenarien, in denen überall etwas passiert. Eine solche Dichte an Aktivität sieht man selten. Abzüge bei der Grafik gibt es für die generisch ausschauenden NPCs, die zuweilen merkwürdige Lichtstimmung und den etwas breiigen Schleier, der sich über die eigentlich opulenten Bilder legt. Das Kampfsystem ist der eigentliche Star: Dieses fühlt sich knackig und brachial an, fordert aber auch seinen Tribut: Die Steuerung ist z.T. so komplex, dass gemeine Zungen behaupten könnten, sie sei überladen. Das kann Reiz oder Schwachpunkt sein. Ich freue mich auf das Action-RPG, aber bin gespannt, ob es das Zeug zum Hit hat.

Crimson Desert soll im ersten Quartal 2026 erscheinen, und zwar für PlayStation 5, Xbox Series S|X und PC (Mac/Windows).

Crimson Desert Wishlisten: 

PlayStation 5 (PlayStation Store)

Xbox Series S|X (Microsoft Store)

PC (Steam)