SEGA könnte die ECCO the Dolphin-Reihe reaktivieren: Markenschutz wurde eingetragen

Ecco the Dolphin ist eine eher skurrile Spielreihe, die an der Schwelle zur Obskurität steht. Die Spiele waren aber tatsächlich immer ziemlich gut und gehören zweifellos zum festen Bestandteil der SEGA Classics.

Artwork des ersten Ecco the Dolphin Teils von 1992 - erschienen für Sega Mega Drive und in abgewandelter Form als Port für weitere SEGA-Konsolen © SEGA

Artwork des ersten Ecco the Dolphin Teils von 1992 – erschienen für Sega Mega Drive und in abgewandelter Form als Port für weitere SEGA-Konsolen © SEGA

Das fängt beim Entwicklerteam an: Verantwortlich für das 1992 für SEGA Mega Drive erschienene Ecco the Dolphin war das ungarische Entwicklungsstudio Novotrade International. Das Action-Adventure um den jungen Delphin Ecco, der das Gleichgewicht der Erde und der Ozeane vor einem Eingriff der Vortex-Aliens bewahren musste, und dafür auch in der Zeit reisen musste, war ein außergewöhnlich deepes (höhö) und humanistisches Unterwasser Action-Adventure. 1994 folgte die Fortsetzung Ecco: The Tieds of Time, die unmittelbar an den ersten Teil anknüpfte und ebenfalls den namensgebenden Tümmler ins Zentrum rückte.

Es erschienen jeweils Ports für alle zu dem Zeitpunkt gängigen SEGA-Konsolen wie das Master System, den Game Gear, sowie erweiterte Versionen für das Mega CD Add-On. Vom ersten Teil gab es auch eine Umsetzung für Windows 3.1 und Windows 95.  Allen Fassungen gemein war der bemerkenswert hohe Schwierigkeitsgrad.

Auf die beiden Ecco-Haupttitel folgten zwei Edutainment Spiele, die sich an ein jüngeres Publikum richteten und demnach auch deutlich leichter ausfielen: Ecco Jr. erschien 1995 für das Mega Drive, also zum Ende des Lebenszyklus, und ebenfalls 1995 erschien Ecco Jr. and the Great Ocean Treasure Hunt für die Edutainment-Konsole SEGA Pico.

Danach war erstmal 5 Jahre Pause, bis das ungarische Studio – mittlerweile unter dem Namen Appaloosa Interactive – den Dreamcast Titel „Ecco the Dolphin: Defender of the Future“ herausbrachte. Eccos 3D-Premiere hatte den Ruf, die bis dato bestaussehendste Unterwasserwelt auf die Bildschirme zu bringen. Beim Storytelling setzte man auf eine ähnlich verkopfte Mischung aus Alien-Invasion, Naturschutz-Thematik und Zeitreisen wie bei den Mega Drive-Vorgängern. Das Spiel kam gut an und wurde mit zu den besten Spielen des Jahres 2000 gezählt. Nach SEGAs Abschied aus dem Konsolengeschäft folgte 2 Jahre später ein Port für die PlayStation 2.

Ecco the Dolphin: Defender of the Future war eine technisch durchaus beeindruckende 3D-Umsetzung für die Sega Dreamcast, und stammte von den Entwicklern des Originals © SEGA

Ecco the Dolphin: Defender of the Future war eine technisch durchaus beeindruckende 3D-Umsetzung für die Sega Dreamcast, und stammte von den Entwicklern des Originals © SEGA (Screenshot per Emulation aufgenommen)

Ein zweiter Teil für die Dreamcast war ursprünglich in Planung – Ecco II: Sentinels of the Universe sollte erscheinen, wurde durch das vorzeitige Ende des Produktionszyklus der Dreamcast aber gecancelt.

Während das 3D Ecco seitdem keine weitere Umsetzung erfahren hat, wurden die 90er Jahre 2D Ecco the Dolphin-Titel im Laufe der Zeit für Nintendos Virtual Console, für Xbox Live Arcade, für Steam, iOS, Nintendo 3DS und auch Nintendo Switch Online neu aufgelegt.

Neuer Markenschutz Eintrag – Hinweis auf neues Ecco?

Die auf japanische Markenschutz-Einträge spezialisierte Seite Chizai Watch hat am 27. Dezember 2024 die Markenschutz-Einträge für die beiden Bezeichnungen „Ecco“ und „Ecco the Dolphin veröffentlicht.

Das könnte Aufschluss darüber geben, dass möglicherweise ein gänzlich neues Ecco the Dolphin ansteht, oder zumindest aufwendigere Remasters und Remakes der alten Teile.

Das würde zu SEGAs derzeitiger Strategie passen, alte IPs wieder zu revitalisieren. Es ist bekannt, dass an neuen Teilen zu Jet Set Radio, zu Crazy Taxi, Streets of Rage, Golden Axe und Shinobi gearbeitet wird. Auch ein komplett neues Virtua Fighter wurde kürzlich angekündigt.

Gefühlt will man wieder zu den alten glanzvolleren SEGA-Zeiten zurück, nachdem die letzten Jahre recht erfolgreich verliefen.

Das bestätigt der CEO von Sega America and Europe Shuji Utsumi gegenüber dem Guardian. Seit er im April die Führung antrat, ist es sein Ansatz, die klassische SEGA-Attitüde wieder aufleben zu lassen, um das alte Vermächtnis fortleben zu lassen, ohne aber rückwärtsgewandt „retro“ zu sein – Die  technoide Hyperkreativität und Innovationsfreude der Dreamcast-Ära, die edgy Punkrock-Attitüde des Mega Drive/Genesis sollen im Vordergrund stehen.

„Wir haben ein paar großartige Säulen – wie Sonic, Persona und Yakuza. Zugleich aber haben wir auch andere Marken, die den Style, die Attitüde und den Kontext von SEGA wirklich zeigen. Ich denke, die Spieler*innen werden es lieben, wenn wir das Ganze richtig angehen. Es wird eine Herausforderung – die Erwartungen sind groß – aber wenn wir dahingehend reagieren, können wir dahin zurückkehren, SEGA zu sein.“

In einem Interview mit Eurogamer sagte er kürzlich, er wolle, dass SEGA endlich wieder das Rock ‚n‘ Roll-Pendant zu Nintendo’s Pop werde.

Ich denke tatsächlich, dass Shuji Utsumi mit diesem Ansatz Erfolg haben könnte. SEGA hatte viele turbulente Up and Downs in der Post-Dreamcast-Firmengeschichte, gerade die Dreamcast-Ära war aber die verspielteste. Sie hatte eine DNA, die im heutigen Mainstream Videospiel ganz offensichtlich fehlt. Eine ähnlich kreative Frische hat man noch bei CAPCOM in den 00er Jahren wahrgenommen. Passend dazu will auch dieser japanische Traditionspublisher zu diesem Vibe zurückkehren. Die Rückkehr von Marken wie Okami und Onimusha beweist es. Und zu guter Letzt haben wir ein Revival von KONAMI.

Vielleicht ist es wirklich Zeit für eine neue japanische New Wave.