Wir alle haben es mitbekommen: Mit Ghost of Yōtei wurde auf der letzten State of Play ein offizieller Nachfolger zu Sucker Punch’s grandiosem Samurai-Epos Ghost of Tsushima angekündigt. Im Gespräch mit der New York Times plauderte Creative Director Jason Connell ein bisschen aus dem Nähkästchen, welche Änderungen bei Ghost of Yōtei geplant seien.
Zur Story wissen wir bislang so viel: Die Handlung spielt sich im Jahr 1603 ab. Damit setzt der Titel 300 Jahre später an als noch Ghost of Tsushima. Der Name des Titels verweist abermals auf die geografische Verortung: Die Handlung vollzieht sich in der Gegend um den Berg Mount Yōtei auf der Insel Hokkaido. Wir schlüpfen in die Rolle der Hauptprotagonistin Atsu.
Der Name der Protagonistin könnte ein Indiz dafür werden, dass Atsu eine sogenannte Ainu ist. Die Ainu sind eine indigene japanische Minderheit, die sich vor allem auf Hokkaido, den Kurilen Inseln, sowie der zu Sibirien zugehörigen Insel Sachalin ansiedelten. 1603 markiert eine Zäsur, in welcher die japanische Regierung der Edo-Zeit dem Matsumae-Clan, einer Adelsfamilie, das Exklusivrecht einräumte, Handel mit den Ainu zu treiben. Dies war aber gleichsam der Beginn einer Geschichte von Abhängigkeiten, bei der die Hegemonialität der Ainu über die Region um Hokkaido langsam zu bröckeln begann. Bei Ghost of Yōtei könnte es sich durchaus um eine Ainu-Rachegeschichte handeln, das ist aber noch spekulativ.
Der Historiker Itsuji kommentierte diesen Umstand auf X:
製作発表が出た『ゴースト・オブ・ヨーテイ』の舞台が1603年の北海道というのはすごい。いろんな意味で「ゴースト」です。絶対にわざとですね。「ヨーテイ」の元の「後方羊蹄山」という山名は明治以降のもので、アイヌ語では「マチネシㇼ」です。「1603年のヨーテイ」は「ゴースト地名」ですね。
— 丹菊逸治 (@itangiku) September 25, 2024
Übersetzt heißt es: „Es ist erstaunlich, dass der Schauplatz von „Ghost of Yotei“, der gerade angekündigt wurde, Hokkaido im Jahr 1603 ist. Es ist in vielerlei Hinsicht „geisterhaft“. Das ist definitiv beabsichtigt. Der ursprüngliche Name des Berges, „Kouyotei-san“, von dem sich „Yotei“ ableitet, wurde nach der Meiji-Zeit verwendet, und in der Ainu-Sprache heißt er „Machineshir“. „Yotei im Jahr 1603“ ist ein ‚Geister-Ortsname‘.“
In einem weiteren fortlaufenden Tweet darunter heißt es:
„1603 war das Jahr vor 1604, als die Matsumae-Domäne dem Edo-Shogunat das „exklusive Recht auf Handel mit den Ainu“ garantierte. Von diesem Zeitpunkt an begann die Überlegenheit der Ainu nach und nach zu bröckeln. Der „Hundertjährige Krieg“ zwischen den Ainu und den Japanern, der mit dem Koshamain-Krieg im Jahr 1457 begann, wurde zugunsten der Ainu entschieden und die erste Grenze wurde 1551 festgelegt. Das war ein halbes Jahrhundert später.“
Jason Connell gab gegenüber New York Times an, dass man im kommenden Spiel „mehr Kontrolle“ über die Geschichte von Atsu haben werde. Mehr als etwa über Jin Sakai aus dem Vorgänger.
Es gab in diesem jeweils Situationen, in den wir als Spieler*innen eine Entscheidung treffen mussten, mitsamt der entsprechenden Last der Konsequenz. Im Nachfolger werde dieses System noch stärker ausgebaut.
Gleichermaßen ließ Connell verlauten, dass man als Entwicklerstudio nicht Gefahr laufen wolle, dass man eine generische Open World mit sich wiederholenden Inhalten gestaltet. Das war einer der wenigen Kritikpunkte an Ghost of Tsushima, das die Welt sich mit ihren vielen Collectibles ein bisschen zu sehr an moderndem Spieldesign orientiert.
„Eine der Herausforderungen bei der Entwicklung eines Open-World-Spiels ist sei dessen repetitives Wesen mit der Wiederholung des Gleichen (…) Wir wollten einen Ausgleich dazu schaffen und einzigartige Erlebnisse schaffen.“
SONY hat den Release für 2025 angesetzt. Eine Review zum ziemlich guten PC-Port von Ghost of Tsushima Director’s Cut findet ihr hier: Klick