Fans des postapokalyptischen Open-World Epos Horizon Zero Dawn mussten sich damals viele Jahre gedulden, bis sie das Meisterwerk aus dem Hause Guerilla Games, das damals exklusiv für die PS4 erschien, endlich auch auf dem PC genießen konnten. Bei dessen Nachfolger, Horizon Forbidden West, inklusive der Erweiterung Burning Shores, verkürzte sich diese Zeitspanne deutlich: Sony, Guerilla Games und die Portierungs-Experten von Nixxes benötigten lediglich etwa zwei Jahre, um das Spiel für Steam und den Epic Games Store bereitzustellen. Ich konnte den Nachfolger intensiv spielen und testen, wie gut sich Aloys zweites Abenteuer auf dem PC schlägt und ob die Performance von Beginn an überzeugen kann.
Eine Reise in den verbotenen Westen
Die Handlung von Horizon Forbidden West setzt einige Monate nach dem Ende des ersten Teils ein. Für den Fall, dass man die Story aus Teil 1 vergessen hat, erleben wir in den ersten zwei Stunden nicht nur ein sehr ausführliches Tutorial, sondern bekommen auch nochmal einen ordentlichen Rückblick präsentiert.
Doch zurück zum jetzigen Status Quo: Aloy hat die Stadt Meridian verlassen und begibt sich auf eine Mission, um ein Heilmittel gegen eine rätselhafte Seuche zu finden. Bald wird klar, dass Sylens, der aus dem ersten Teil noch als freundlicher Mentor bekannt war, erneut eine Rolle in den Ereignissen spielt. Er fordert Aloy auf, in den namensgebenden „Verbotenen Westen“ zu reisen, um dort Antworten zu suchen. Während unserer Reise decken wir manch eine alte Verschwörung auf, treffen auf mehrere unterschiedliche Völker mit ihren ganz eigenen Hintergrundgeschichten und bauen am Ende sogar noch eine eigene Basis auf und aus.
Spielerisch bietet Horizon Forbidden West das bewährte Open-World-Erlebnis. Allerdings wissen die Mädels und Jungs von Guerilla Games, wie man eine extrem abwechslungsreiche und lebendige Open-World präsentiert. Überall in der Spielwelt finden sich zahlreiche Nebenaktivitäten, die ziemlich organisch eingeführt werden. Aloy gibt immer wieder passende Kommentare ab, gibt dadurch auch so manchen sinnvollen Hinweis. Dadurch wirkt das Erlebnis viel immersiver und man baut eine viel stärkere Bindung zum eigenen Spielcharakter auf.
Immer wieder finde ich interessante Orte, an denen auch tatsächlich etwas zu finden ist. Sei es, dass es besonders wertvolle Rohstoffe sind, die ich dringend für Upgrades brauche, oder aber ein paar NPCs, die mir eine Nebenquest anbieten. Das ganze passiert aber so homogen und atmosphärisch, dass selbst einfache „Bringe mir dies, finde jenes“- Quests immer mit einer kleinen spannenden oder humorvollen Geschichte verknüpft werden.
Nie habe ich das Gefühl, hier irgendetwas abzuarbeiten. Jede Aktivität wird einfach gut eingebunden und ich fühle mich zu keiner Zeit überfordert.
Teil der Complete Edition ist auch der Story DLC „Burning Shores“, der im Gegensatz zum Ur-Forbidden West, das noch als Cross Gen-Titel erschienen ist, bislang PlayStation 5-exklusiv war. Mit dem PC Port bekommen auch PC-Spieler*innen die Möglichkeit, das neue Kapitel zu spielen. Hier verschlägt es uns nach Los Angeles, oder vielmehr das, was von der ursprünglichen Metropole übrig geblieben ist. Wir verfolgen in bester McGuffin-Manier Hinweise, wie man die am Ende von Forbidden West angedeutete Bedrohung stoppen könnte. Ansonsten ergänzt Burning Shores die Lore auch noch um queere Elemente, die homophoben Leutchen beim PS5-Release noch Anlass genug boten, das ziemlich gute DLC auf Metacritic reviewzubomben. Ansonsten gibt es neue Maschinenwesen, neue Mechaniken beim Kampfsystem und eine aufpolierte Optik.
Ein Grafikwunder
Im Vergleich zur PlayStation 5-Version bietet die PC-Portierung von Horizon Forbidden West auf den ersten Blick keine deutlichen Verbesserungen, abgesehen von einer oft signifikant höheren Bildwiederholrate. Die visuelle Qualität des Spiels, bleibt auf beiden Plattformen beeindruckend. Die Sichtweite sucht ihresgleichen, die Welt ist lebendig und detailreich gestaltet, und die Beleuchtung in den dichten Wäldern, weiten Tälern und heißen Wüsten ist oft malerisch schön. Auch die Gesichts- und Charakteranimationen sind hervorragend. Man kann den einzelnen Figuren ihre Emotionen wirklich ablesen. Hier können sich etliche Spiele mal eine Scheibe abschneiden (looking at you, Bethesda). Horizon Forbidden West zählt damit, für mich, zu den optisch beeindruckendsten Open-World-Spielen auf dem PC. Gerade auch das Burning Shores-DLC setzt nochmal einen drauf und zementiert, dass Guerilla Games hier eines der bestaussehendsten Spiele dieser Generationen abgeliefert haben.
Auch wenn das Erstlingswerk Horizon Zero Dawn bei seiner Veröffentlichung viele Einstellungsmöglichkeiten bot, war der technische Zustand anfangs nicht optimal. Glücklicherweise trifft dies auf Horizon Forbidden West nicht zu: Nixxes hat die von Guerilla Games entwickelte Decima-Engine exzellent im Griff und liefert eine fast durchweg überzeugende Performance. Während meines Tests kam es zu keinen gravierenden Bugs oder extremen Performance-Einbrüche. Letzteres traten nur dann zwischendurch auf, wenn wirklich sehr viel los war auf dem Bildschirm. Angesichts der hohen grafischen Qualität sind die Systemanforderungen durchaus angemessen.
Was kann die PC-Version
Inhaltlich und erzählerisch bleibt die PC-Version von Horizon Forbidden West identisch mit dem PlayStation-Original. Das bedeutet, dass wir mit Aloy den Großteil unserer Zeit laufend, reitend oder schleichend verbringen, verschiedenen Charakteren bei ihren Problemen helfen, und vor allem gegen richtig gut aussehende Roboter Dinos kämpfen. Die Geräuschkulisse ist gerade bei den Dinosauriern wirklich beeindruckend. Manchmal hatte ich sogar etwas Mitleid, wenn ein kleiner Robodino winselt. Die Kämpfe sind, wie auch schon im ersten Teil, äußert dynamisch und fordernd. Ich muss immer wieder die Schwachstellen ausfindig machen und auch die zahlreichen verschiedenen Waffen und Fallen immer durchwechseln. Wer einfach drauflos ballert, wird ziemlich schnell ins Gras beißen. Gerade die Dinosaurier agieren oft taktisch und gewieft, wohingegen die menschlichen Gegner, wie auch schon im ersten Teil, eher dümmlich rüberkommen. Schade.
Auf dem PC profitiert das Kampfsystem, wie schon beim Vorgänger, von der Präzision der Maus und Tastatur. Ein großes Schmankerl ist die Tastaturbelegung, diese lässt sich nämlich fast vollständig individuell anpassen. Das ist vor allem praktisch, weil Aloy einiges an Fähigkeiten erlernt. Übrigens ganz neu ist es, dass Aloy diesmal tauchen kann. Wir erleben also auch eine relativ große Unterwasser Welt. Aber natürlich können wir auch problemlos mit einem Controller spielen, egal ob mit einem klassischen Xbox-Gamepad oder dem DualSense der PlayStation 5, welcher übrigens nativ unterstützt wird.
Ein Manko hat das Kampfsystem aber nach wie vor. Mir fehlt ein wenig das Treffer-Feedback. Solange ich mit Pfeil und Bogen unterwegs bin, ist das kein Problem, aber gerade der Wechsel in den Nahkampf macht weniger Spaß. Aloys Speer wirkt zeitweise unglaublich schwach und durch die fehlende Möglichkeit Schläge abzuwehren, ist es auch durchaus gefährlich, nah an die Dinos ranzugehen.
Fazit: Fesselnd bis zum Schluss und massig zu tun
Mit einer Spielzeit von 30 bis 60 Stunden, abhängig davon, wie intensiv man die Welt erkunden möchte, ist Horizon Forbidden West schon in seiner Grundversion ein umfangreiches Spiel, auch wenn es sicherlich noch größere Open-World-Erlebnisse gibt, die aber nicht immer auch besser sind. Gerade Forbidden West zeigt, wie gut eine Open-World sein kann, die trotz ihrer Größe zu keinem Zeitpunkt langweilig wirkt. Wer nach dem Hauptspiel noch mehr erleben möchte, kann sich der DLC-Erweiterung Burning Shores widmen, die in der Complete Edition von Anfang an enthalten ist und nochmal on top 7 – 8 Spielstunden beschert.
Eine wichtige Info noch: Es gibt keine weiteren DLCs oder Mikrotransaktionen. Zum Preis von rund 60 Euro bietet Horizon Forbidden West ein vollständiges Paket, das sogar zwei zusätzliche Gegenstände umfasst, wenn ihr euer Steam- mit eurem PSN-Konto verknüpft. Das Spiel, das ursprünglich exklusiv für PS4 und PS5 verfügbar war, ist ebenfalls im Epic Games Store erhältlich.
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Grafik - 9.5
Story - 8.1
Technik - 9
Umfang - 9.2
Spielspaß - 9.1
9
Wunderschöner Open-World Spaß, der auf dem PC technisch einwandfrei funktioniert. Das ohnehin exzellente, bislang PS5-exklusive Grundspiel von Guerilla Games, wurde von Nixxes kongenial auf den heimischen Rechner portiert.