Game Review: Rising Lords für PC – ein angenehmer Genremix aus 4X Strategie und Kartenspiel, aber leider eine Ecke zu leicht

Rising Lords ist ein deutsches, rundenbasiertes Strategiespiel mit Karten- und Brettspielelementen aus der noch unbekannten Entwicklerschmiede Argonwood. Vertrieben wird es durch den deutschen Entwickler und Publisher Deck 13, die vor allem durch ihre Soulslike Spiele wie The Surge und Lords of the Fallen bekannt geworden sind. Seit 2020 im Early Access auf Steam, erhebt es sich nun am 18. Januar aus eben jenem Status und macht seinem Namen „Rising Lords“ alle Ehre.

Auf den ersten Blick wirkt Rising Lords wie ein sehr umfangreiches 4X-Strategiespiel, also vergleichbar mit Civilisations, mit einem, für das Genre untypischen, sehr taktischen Kampfsystem. Auf den zweiten Blick entpuppt es sich dann doch als weniger strategisch und anspruchsvoll, wie man es von dieser Art der Startegiespiele erwarten würde.

Ein junger Lehnsherr

Bevor ich mich als Lord in die Kampagne stürzen kann, muss ich erst einmal das Tutorial abschließen. In einfachen Bild-Text Seiten wird mir eine Rahmenhandlung präsentiert, die mich in das Tutorial einführen soll. Ich starte als Sohn eines kleinen Lehnsherren, der mir nun sein Wissen weitergibt, damit ich eines Tages in seine Fußstapfen treten kann.

Rising Lords präsentiert seine Geschichte in hübsch gestalteten Bild-Text Seiten @Argonwood

Anhand des Tutorials werde ich recht gut an die einzelnen Facetten des Spiels herangeführt. Was mir natürlich direkt ins Auge sticht, ist der Grafikstil. Angelehnt an alte, historische Zeichnungen, kommt er recht einfach daher. Ein Grafikwunder muss man hier nicht erwarten, so ist die Grafik aber für die Ansprüche des Spiels völlig ausreichend und zum gesamten Stil auch sehr stimmungsvoll und passend. Hier und da wirken allerdings die Zeichnungen etwas zu einfach auf mich, könnten sie doch geradewegs aus einem Kindermalbuch stammen. Was mir ebenfalls direkt auffällt, ist der wunderbare Soundtrack. Als großer Mittelalterfan bin ich sofort vom wunderschönen mittelalter Klang der Hintergrunduntermalung begeistert.

Jetzt aber zum eigentlichen Spiel. Ähnlich wie in anderen 4X-Strategie Spielen habe ich in Rising Lords die Möglichkeit verschiedenste Gebäude zu errichten, Rohstoffe und Geld einzutreiben, Forschung bzw. Entwicklung anzustoßen und eine Armee aufzustellen. Hinzu kommen hier noch einige Aspekte wie etwa Optionen, über die Steuern und die Rationen meine Vasallen zu entscheiden. Hier kommt jetzt der erste Aspekt ins Spiel, der mehr an ein Brettspiel erinnert.

Meine Stadt produziert Arbeitskräfte, die ich als Spielfiguren auf verschiedene Felder meiner Stadt ziehen kann. Je nach Feld verändert sich dann die Spielfigur. Beispielsweise wird aus einem normalen Bauer ein Holzfäller, wenn dieser auf einem Sägewerk abgelegt wird. Oder er nimmt seine Sense und fängt auf dem passenden Feld an, Getreide zu ernten. Beende ich meine Runde, werden zu Beginn der neuen Runde Rohstoffe in meine Lagerhäuser gebracht. Runde für Runde baue ich so also meine Wirtschaft auf- und aus, erreiche hierbei neue Gebäude wie beispielsweise ein Sägewerk oder eine Schmiede und fülle meine beständig meine Kornspeicher und Lagerhäuser auf.

Die verschiedenen Rohstoffe halten sich da in Grenzen. Jede Region hat regionale Ressourcen wie Nahrung, Schafe und Bevölkerung. Globale Ressourcen dagegen stehen für unsere gesamten Ländereien zur Verfügung: Gold, Holz, Stein, Eisen, Wolle und unsere Waffen, Rüstungen und Pferde.

Die ersten Gehversuche

Das Tutorial nimmt mich schon recht gut an die Hand, auch wenn hier und dort ein paar Texte etwas merkwürdig ins Deutsche übersetzt worden sind. Die Steuerung ist leider auch etwas fummelig. So nehme ich des Öfteren meine kompletten Arbeitskräfte auf, anstatt nur einen, um ihn entsprechend auf das gewünschte Feld zu platzieren. Auch wirken die zahlreichen Fenster mit Informationen etwas erschlagend, aber das dürfte eine reine Gewöhnungssache sein. Das Verwalten meiner Ländereien ist aus meiner Sicht etwas eintönig. Nach einigen Stunden habe ich den effektivsten Weg gefunden und arbeite meine Liste ab, um jede Stadt, jedes Dorf am besten zu verwalten.

Im Übrigen kann ich auch jedes meiner Gebiete automatisch verwalten lassen. Hier nimmt mir dann der Computer meine Entscheidungen ab und verwaltet eben die Region allein. So wird deutlich, dass Rising Lords weit hinter anderen Genrevertretern zurückbleibt, zumindest was die Komplexität angeht. Für Einsteiger ist das sicherlich toll, für geübte Veteranen dürfte das aber zu wenig Herausforderung sein. Zwar kommen noch verschiedene Jahreszeiten hinzu, aber diese bringen nur wenig Herausforderung mit ins Spiel.

Auf in den Kampf!

Aber kommen wir nun zu dem Teil, der sich angenehm von anderen 4X-Strategiespielen abhebt: Das Kampfsystem.

Wir stellen uns unsere kleine Garnison zusammen @Agonwood

Als Erstes baue ich mir eine Garnison auf. Dazu brauche ich Speere, Bögen, Schwerter, Rüstungen und Pferde. Diese kaufe ich entweder bei einem fahrenden Händler oder produziere die Güter selbst, beispielsweise in einer ortsansässigen Schmiede. Hier wählen wir auch unsere Karten aus. Richtig gelesen. Das Kampfsystem ist anderen Rundenstrategiespielen ähnlich, aber hat noch einen kleinen weiteren Kniff. Ich habe ein kleines Kartendeck, aus dem ich jede Runde Karten ziehen kann. Diese Karten bringen beispielsweise Vorteile für meine Bogenschützen oder ich bekomme Leitern, um schneller Mauern zu überwinden.

Dann erscheint auch schon eine weitere neue Spielfigur auf unserem „Spielbrett“. Meine Armee samt seiner Lordschaft, der natürlich mitkämpft. Treffe ich auf feindliche Armeen, wechselt das Spiel auf das taktische Schlachtfeld.

Das Schlachtfeld @Argonwood

Zu Beginn stelle ich meine Truppen auf, platziere Bogenschützen, Speerträger, Bauer und Ritter auf passende Felder. So bekommen Bogenschützen auf Hügel einen Vorteil, Sümpfe können besonders gut von Bauern durchstreift werden, während Ebenen keinerlei Boni ausschütten. So ziehe ich rundenweise meine Truppen über die Felder und greife meine Feinde an. Dabei hilft mir ein kleines Infofenster, das mir zeigt, wie viele feindliche Truppen ich wohl mit einem Angriff erledige und welche Verluste ich zu erwarten habe. Gewonnen habe ich, wenn die Moral der feindlichen Armee tief genug ist – und das erreiche ich vor allem durch gezielte Angriffe und durch spezielle Karten, welche die Moral der Gegner senken. Eine Besonderheit des Kampfes sind definitiv die Karten, die ich zu Beginn in meiner Garnison ausgewählt habe. Jede Runde kann ich Karten einsetzen und mir so Vorteile sichern. Das macht die Kämpfe angenehm taktisch, obwohl sie selten eine große Herausforderung darstellen.

Die Geschichte

Nach dem Tutorial kann ich die Einzelspieler Kampagne starten. Die Geschichte setzt am Ende des Tutorials an und ich verkörpere den jungen Lehnsherren, den ich bereits zuvor kennengelernt habe. Nach dem Tod seines Vaters regiert seine Mutter Tannheim. Wir dagegen führen die Armeen des Vaters. Tankreds, der junge Lehnsherr, den wir verkörpern, ist auf der Jagd und findet dort ein geheimnisvolles Amulett, auf das leider nicht mehr eingegangen wird.

Während des sogenannten Richttages, bei dem wir und unsere Mutter unseren Regierungsangelegenheiten nachgehen, kommt es zu einer unerwarteten Konfrontation mit einem jungen Ritter. Es geht um eine Mine, die einem anderen Lord wohl versprochen war. Hier habe ich das erste Mal die Möglichkeit, mich für zwei Wege zu entscheiden. Bin ich diplomatisch oder stelle ich mich dem Ritter in den Weg? Leider wird mir hier nicht ganz klar, ob meine Entscheidung Konsequenzen haben. Am Ende sehe ich mich gezwungen Tannheim zu verteidigen, da ich scheinbar den jungen Ritter, der die Mine für seine Ländereien gefordert hatte, so oder so wütend gemacht habe und am Ende ein Krieg losbricht.

So ganz einleuchtend ist die Geschichte nicht. Später im Verlauf des Spiels kommen noch einige Wendungen hinzu, aber trotzdem bleibt die ganze Kampagne trotzdem etwas nebulös für mich. Ehrlicherweise war mir die Geschichte dann aber auch egal, ich wollte einfach meine Ländereien aufbauen und spannende Kämpfe bestreiten.

Fazit

Rising Lords ist eine äußerst interessante Mischung aus 4X-Strategie und Brett- und Kartenspiel. Es macht wirklich vieles richtig. Das Spiel ist leicht zu erlernen, sieht hübsch aus, trotz der manchmal etwas sehr einfach gehaltenen Zeichnungen. Der Soundtrack ist wirklich grandios und das ein oder andere Mal kann man sich gut in einer „Partie“ Rising Lords verlieren. Allerdings muss ich sagen, dass es mir an Herausforderung fehlt. Den wirklich schwer ist Rising Lords nicht, auch nicht sonderlich anspruchsvoll. Für zwischendurch aber eine nette und unterhaltsame Abwechslung im sonstigen Rundenstrategie-Universum.

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Rising Lords [PC]

Grafik - 6
Story - 5.4
Technik - 6.9
Umfang - 8.5
Spielspaß - 7.5

6.9

Unterhaltsames, wenn auch wenig herausforderndes, 4X-Strategie Spiel mit einem besonderen Kniff.

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