Game Review: Ad Infinitum für PC: Ein düsterer Horrortrip durch den Ersten Weltkrieg

Ad Infinitum, das Debüt der deutschen Entwickler Hekate aus Berlin, entführt uns in eine düstere Welt. Dieses Spiel gehört zur Kategorie der klassischen Horror-Walking-Simulatoren, in denen das Lesen unzähliger Schriftstücke unser Weg zur Ergründung der Geschichte ist. Dabei müssen wir uns vor diversen Monstern und Schrecken verstecken, da wir als Spieler scheinbar völlig wehrlos sind. Normalerweise zähle ich mich nicht zu den großen Fans dieser Spiele, die sich alle an der Amnesia-Reihe orientieren. Doch Ad Infinitum hat einen besonderen Kniff: Es spielt während des Ersten Weltkriegs, einem Zeitraum, der bisher in der Welt der (Horror)-Videospiele nur selten erkundet wurde. Ironischerweise spielt allerdings auch der neuste Ableger der Amnesia-Reihe im ersten Weltkrieg.

Der Alptraum des Krieges

Die Handlung von Ad Infinitum versetzt uns in die Rolle eines Soldaten, der in einem der zahllosen Schützengräben des Ersten Weltkriegs dient und dort als Funker arbeitet. Eines Tages erhalten wir den Befehl, die feindlichen Stellungen anzugreifen. Wir ergreifen unser Gewehr, denn ja, wir haben eine Waffe. Wir könnten offensichtlich tatsächlich kämpfen, aber das Spiel verweigert uns diese Möglichkeit, und stürmen los. Doch auf diesem Weg werden wir schwer verletzt. So schwer, dass wir scheinbar im Gewirr aus Schüssen, Leichen und Stacheldraht sterben.

Der Schützengraben. Diese beklemmenden Orte des Schicksals begegnen uns immer wieder im Spiel. @Hekate

Plötzlich finden wir uns in unserem Anwesen wieder – oder besser gesagt, in dem unserer Eltern. Es scheint, als ob wir noch am Leben sind. In unserem Zimmer erfahren wir, dass wir einen Bruder hatten, der im Krieg gefallen ist. Leider sind wir nicht gerade das geliebte Kind unserer Eltern. Vor allem unser Vater wünscht sich, dass wir anstelle unseres Bruders gestorben wären. Unsere Mutter hingegen versinkt in Trauer und versucht verzweifelt, ihren verlorenen Sohn durch okkulte Rituale zurückzuholen. Doch das geht natürlich gründlich schief und eine geheimnisvolle, böse Macht erwacht.

Ein beklemmender Fiebertraum

Ad Infinitum spielt sich wie ein beklemmender Fiebertraum, aus dem es kein Erwachen zu geben scheint. In drei Kapiteln stellen wir uns den abstrakten Schrecken des Krieges, die als grauenhafte Schreckenswesen manifestiert sind, die uns das Leben schwer machen. Hunger, Wut, Verzweiflung, Chaos – all diese Elemente des Krieges werden in grotesken Kreaturen verkörpert, die uns auflauern.

Teils werden die Schrecken des Krieges in wirklich schaurigen Wesen manifestiert. @Hekate

Jedes Kapitel ist wiederum in verschiedene Abschnitte unterteilt. Zu Beginn jedes Kapitels befinden wir uns stets im heimischen Anwesen in Berlin – verlassen und menschenleer, zumindest auf den ersten Blick. Immer wieder erhaschen wir flüchtige Blicke auf vermeintliche Familienmitglieder, die sich unseren Blicken entziehen und in abgeschlossene Zimmer flüchten. Unsere Aufgabe besteht darin, die verstreuten Rätsel zu lösen, um diese Hindernisse zu überwinden.

Rätseln im Weltkrieg

Ad Infinitum überrascht positiv durch seine starken Rätsel-Elemente. Hier unterscheidet es sich angenehm von anderen Vertretern des Genres. In bester Point-and-Click-Manier suchen wir nach Gegenständen, kombinieren sie, lesen zahlreiche Briefe und setzen Puzzle-Teile zusammen. Das Spiel hält uns durch eine atemberaubende Soundkulisse stets auf Trab und erzeugt eine bedrohliche Atmosphäre. Die Lösungen der Rätsel liegen jedoch nie auf der Hand, was uns immer wieder zum Erkunden einlädt. Das Erkunden steht im Mittelpunkt des Spiels, und hier erleben wir die dichte Atmosphäre auf intensivste Weise. Diese ist teils so dicht wie ein schwerer Nebel, den wir nur mithilfe unseres Bajonetts durchschneiden können. Kleine Anspielung auf die Waffen des Ersten Weltkrieges. Neben der Atmosphäre ist die größte Stärke von Ad Infinitum zweifellos die fesselnde Geschichte. Sie hält einen Plot-Twist bereit, der mich sprachlos zurückließ. Im Nachhinein betrachtet, mag dieser Twist vorhersehbar gewesen sein, aber er sorgte bei mir für mehrere „Wow“-Momente. Hier möchte ich nicht zu viel verraten, aber eins sei gesagt, die Geschichte rechtfertigte definitiv das Spielen.

Der „verborgene“ und sehr persönliche Kritikpunkt: Das Schleichen

Allerdings gibt es einen Punkt, der mir persönlich weniger gefallen hat: das Schleichen. In Ad Infinitum müssen wir uns wiederholt vor den Schrecken des Krieges verstecken, leise schleichen und uns möglichst geräuschlos bewegen. Das mag bei anderen Spielen dieses Genres passen, in denen wir oft einen gewöhnlichen Menschen darstellen. In Ad Infinitum verkörpern wir jedoch jemanden, der eigentlich wissen sollte, wie man sich verteidigt. Das ständige Schleichen und Verstecken hat mich zunehmend genervt. Selbst die großartige Atmosphäre konnte diese Unannehmlichkeit nicht vollständig ausgleichen. Irgendwann hatte ich einfach keine Lust mehr, den zahllosen Kreaturen auszuweichen, stundenlang ihre Bewegungsmuster zu beobachten und auf den richtigen Moment zu warten, um mich an ihnen vorbeizuwuseln.


Ein Lichtblick ist jedoch, dass jedes Kapitel unterschiedliche Kreaturen mit verschiedenen Schwachstellen bietet. „Hunger“ erfordert beispielsweise besonders leises Vorgehen, während andere Wesen vor Licht fliehen und bei wiederum anderen das Verstecken ausreicht. Dies sorgt zumindest für etwas Abwechslung im „Kampf“ mit den Monstern.

Technische Herausforderungen und persönliche Präferenzen

Nicht verschwiegen werden sollten die technischen Schwächen, die Ad Infinitum aufweist. Während das Spiel an vielen Stellen wirklich beeindruckend aussieht und die Details in den Räumen des Anwesens stimmig und schön schaurig sind, kann man nicht ignorieren, dass einige Texturen an manchen Stellen etwas unscharf wirken und der Detailgrad bei bestimmten Strukturen zu wünschen übrig lässt. Dies sind jedoch eher kleinere Kritikpunkte und insgesamt meckern wir hier auf einem sehr hohen Niveau.

Fazit:

Ich persönlich zähle mich nicht zu den Fans von „Walking-Simulatoren“. Viele dieser Spiele fühlen sich oft zu ähnlich an und bieten wenig Abwechslung. Dennoch muss ich zugeben, dass Ad Infinitum einige Merkmale hat, die es von anderen Spielen dieses Genres abheben. Dazu gehören das interessante Setting während des Ersten Weltkriegs und die Vielfalt der unterschiedlichen Monster, denen wir begegnen. Trotzdem sollten sich potenzielle Spieler im Klaren darüber sein, dass der Großteil des Spiels darin besteht, zu schleichen und sich möglichst schnell zu verstecken. Wer genau das mag, wird mit Ad Infinitum zweifellos eine Menge Spaß haben. Für alle anderen könnte es jedoch ratsam sein, einen Bogen um dieses Spiel zu machen.

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Grafik - 7
Technik - 7
Gruselfaktor - 8.8
Umfang - 5

7

Ein kurzer, atmosphärischer und durchaus gruseliger Ausflug in die Schrecken des Ersten Weltkrieges.

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