Game Review: Blasphemous 2 für PlayStation 5 – Metroid meets Dark Souls

Stummer Held, düsteres Setting mit reichlich Gothik-Ästhetik und sackschwer? Klingt wie Dark Souls oder einer seiner zahlreichen Abklatsche, aber Blasphemous 2 hebt sich durch den renommierten Vorgänger aus der Masse hervor. Ob den spanischen Entwicklern ein ähnlicher Triumph gelingt, erfahrt ihr in der Review!

Viel zu erzählen, nichts zu sagen – Die Handlung & ein stummer Protagonist

Wenn es um eine Zusammenfassung der Handlung geht, dann sehe ich das wie unser Held mit dem Schweigegelübde und erzähle gar nichts. Nicht, weil ich nicht spoilern will, sondern, weil ich nicht kann. Ganz wie sein großes japanisches Vorbild, verliert sich Blasphemous in einer kryptischen Handlung aus bildgewaltigen, religiösen Motiven, Weltuntergangsstimmung und der Furcht vor dem großen Bösen. Glaub ich zumindest. Denn zum einen kenne ich den Vorgänger nicht, zum anderen müssen sich die Spielenden das Erlebte erst selbst erschließen und mit Sinn auffüllen. Das geschieht dabei in coolen Standbildern, manchmal vertonten Erzählungen von NPCs und den Beschreibungen der Gegenstände. Daraus muss man sich dann eine Handlung zusammensetzen. Für Knobelfans super, zumal man immer wieder merkt, dass hier einiges los ist und sich das Aufarbeiten vermutlich lohnt, weil es das Spiel schafft, selbst ohne die Story zu raffen, eine fantastische Atmosphäre aufzubauen, die man einem 2D-Pixelspiel eigentlich gar nicht zutrauen möchte.

Storytelling in Blasphemous 2

Die Story von Blasphemous 2 wird über Standbilder und In-Game Grafik erzählt @Team17

Sterben und Sterben lassen – Dark Souls in 2D ist auch nicht leichter

Ich habe den Vorgänger zwar nie gespielt, aber er hatte immer den Ruf als Paradebeispiel für anspruchsvolles Metroidvania-Design und da schließt sich der Nachfolger nahtlos an. Die Spielenden übernehmen erneut die Kontrolle über einen mysteriösen, schweigenden Ritter, der sich durch eine düstere, von Gothic-Ästhetik geprägte Welt kämpft, die er immer wieder aufs Neue besuchen muss, um sie mit neu erworbenen Fähigkeiten ganz neu zu erschließen.

Blasphemous 2_Blasphemous 2 Screenshot 3

Die Story bleibt gewohnt kryptisch, das World Building weiterhin beklemmend @Team17

Dabei hat das Gameplay nicht nur amtlich bei Metroid & Co abgeschrieben, sondern auch bei Dark Souls. Die Kämpfe sind nämlich ganz schön fordernd, dabei aber immer fair. Wenn man sich erstmal die Angriffspattern der Gegner angeeignet hat, kämpft, dodged und zaubert man sich wie ganz selbstverständlich durch Gebiete, die einem vorher absolute Präzision und Vorsicht abverlangt haben. Der Ritter verwendet dabei eine am Anfang gewählte Waffe, um Horden von grotesken Feinden niederzumetzeln und verbringt den Rest der Zeit damit die anderen Waffen vom Start zu finden. Denn neben den deutlich unterschiedlichen Angriffen selbst haben die Waffen auch in sich magische Fähigkeiten, die ein Weiterkommen überhaupt erst ermöglichen. Dazu trifft man immer wieder auf skurrile Gestalten, die an christliche Motive des Mittelalters erinnern und lernt durch sie im Laufe des Spiels mehr über die Hintergründe der Welt, als auch neue Fähigkeiten und Moves, die den Ritter im Kampf effektiver machen. Wie auch in den Soulsbourne-Games sind Präzision und das Timing entscheidend, denn Fehler führen häufig zum Tod. Der ist in Blasphemous nicht ganz ohne Preis, zum Glück aber nicht auf eine so verheerende Weise wie beim 3D-Vorbild aus Japan. Man verliert einen Teil seiner Zauberleiste, kann die aber wiedererlangen, indem man zum Ort seines vorherigen Todes zurückeilt und sich die Leiste dort in Form eines Items einsammelt oder in der Hubstadt gegen einen geringen Obulus einfach seine Schuld vergeben lässt. Wie katholisch von dem Spiel.

Die Welt selbst ist dabei rund um eine Hub-Stadt herumgestrickt und wirkt trotz ihres weirden Gothic-Stil total organisch. Schnell wird einem klar, wo man denn vielleicht später nochmal vorbeikommen sollte, wenn man neue Skills hat, gleichzeitig gibt’s aber auch reichlich Überraschungen und Geheimwege, die überhaupt nicht offensichtlich sind und sich auch gerne mal hinter Rätseln und fordernden Jump and Run-Passagen verbergen. Das Erkunden in der atmosphärisch irre dichten Welt lohnt sich also und belohnt die Spielenden mit allerlei Verbesserungen und Geheimnissen. Oft weiß man bei den gefundenen Gegenständen übrigens gar nicht, was man damit überhaupt anfangen soll. Aber auch dafür hat Blasphemous 2 einen Lösungsansatz bei Dark Souls stibitzt: Das Worldbuilding geschieht nämlich auch zu einem signifikanten Teil innerhalb der Beschreibungen der Items und erleichtern so gleichzeitig die Rätseljagd und das Weben eine dichte Atmosphäre.

Upgrade System als Highlight des Spiels

Anfangs ist man mit seinen Fähigkeiten noch ziemlich aufgeschmissen und kann neben dem Hauptangriff und einem beherzten Sprung eigentlich fast nix machen. Das ändert sich dann aber flott, denn das Upgrade System ist ein Highlight des Spiel und treibt maßgeblich den Spaß am Erkunden an. Ich möchte hier eigentlich keine Fähigkeiten spoilern, aber es ist alles Gängige dabei. Die Fähigkeiten stammen aus wunderbar eigenartigen Gegenständen, sind aber an sich ziemlicher Genrestandard. Klar, das Spiel wird viel besser sobald man den Doppelsprung hat, aber den Doppelsprung hat halt auch wirklich jedes Metroidvania Spiel und ähnlich verhält es sich mit den meisten anderen Skills. Schade, denn Kreativität ist an sich gar keine Baustelle für die spanischen Entwickler, das haben sie im Spiel an anderen Stellen häufig genug bewiesen.

Blasphemous 2 Geheimnisse

Da muss doch ein Geheimnis verborgen sein… @Team17

Entweihte Landschaften mit gesegnetem Pixellook – Technisch konservativ, aber überzeugend

Die Kirchenmotive ziehen sich durch das ganze Spiel und machen auch bei der Technik keine Ausnahme, denn Blasphemous 2 bleibt hier erzkonservativ, denn viel wurde vom Vorgänger übernommen. Weiterhin gibt es eine beeindruckende Pixelart-Grafik, die die düstere und religiöse Thematik der Spielwelt perfekt einfängt. Die Charaktermodelle und Hintergründe sehen schon auf Screenshots bedrohlich und einzigartig aus, Blasphemous 2 strahlt aber erst so richtig, wenn sich die grotesken Gegner auch in Bewegung setzen können. Das gilt besonders für die Todesanimationen, bei denen ich mich tatsächlich dabei erwischt hab, wie ich überrascht durch die Zähne pfiff, als ein besiegter Gegner plötzlich von seinen (vermeintlich) verbündeten Krähen gefressen wurde. Dabei wird die komplette Klaviatur des Gegnerdesigns bedient, denn die Feinde sehen immer wieder überraschend aus, haben deutlich erkennbare Angriffsmuster und sind angemessen tödlich. Hier hebt sich das Spiel deutlich von der Konkurrenz ab, denn im Gegensatz zu den am Genrestandard orientierten Skills des Helden, werden beim Monsterdesign keine Kompromisse gemacht, egal ob bei kleinsten Gegnern bis hin zu bildschirmfüllenden Bossfights.

Düstere, sakrale Klänge, die eine bedrohliche Stimmung formen

Abschließen möchte ich mit meinem weiteren persönlichen Highlight, dem Sounddesign. Denn die Musik und der Soundtrack mit ihren düsteren, sakralen Klängen formen eine derart düstere Stimmung, dass das alleine Blasphemous 2 zu einem würdigen Vertreter im Metroidvania Genre erhebt. Die meiste Zeit über stand ich Pixelart-Games immer etwas zwiegespalten gegenüber und erst richtige Geheimtipps, wie das fantastische Children of Morta, haben meine Ressentiments abgebaut, weil ich den Look irgendwie für faul gehalten habe. Blasphemous 2 ist ein hervorragendes Beispiel, dass ich mir selbst um die Ohren hauen kann um zu zeigen, dass die Aussage kompletter Unsinn ist.

Blasphemous 2 Düstere Kreaturendesigns

Und das ist noch nicht einmal ein Gegner? @Team17

Fazit:

Metroid meets Dark Souls klingt ja schon wie eine gute Idee. Und Blasphemous lässt sich nicht lumpen. Das Erkunden der Welt klappt super, die Atmosphäre ist irre dicht und der Schwierigkeitsgrad knackig, aber nicht unfair. Zwar hat man die meisten Fähigkeiten und Waffen so oder sehr, sehr ähnlich schonmal irgendwo gesehen, aber gepaart mit der Atmosphäre ist Blasphemous 2 eine gelungene Fortsetzung, die auch auf eigenen Beinen stehen kann.

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Fazit

Grafik - 8
Story - 8
Technik - 9
Umfang - 9
Spielspass - 8.5

8.5

Metroid meets Dark Souls klingt ja schon wie eine gute Idee. Und Blasphemous lässt sich nicht lumpen. Abgesehen von etwas zu bekannten und braven Genre-Mechaniken wartet Blasphemous 2 mit irre dichter Atmosphäre, knackigen Kämpfen und grandioser Erkundung auf. Empfehlenswert!

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