Call of Duty: Phil Spencer äußert sich zu Veröffentlichungsstrategie, Britisches Kartellamt äußert Zweifel zum Deal

Der gute alte Phil Spencer, seines Zeichens Vice President for Gaming bei Microsoft, hat sich kürzlich im Gespräch mit The Verge zum Schicksal der Call of Duty-Reihe geäußert, sobald der Activision-Blizzard Deal abgeschlossen sei.

Im Gespräch bekräftigte Spencer das Vorhaben, die finanziell äußerst lukrative Call of Duty-Reihe auch weiterhin für Sony’s PlayStation-Konsolen erscheinen zu lassen. Man habe dem Sony Interactive Entertainment Präsidenten und CEO Jim Ryan eine entsprechende schriftliche Zusage gemacht.

Konkret heißt es:

„Im Januar haben wir Sony eine unterzeichnete Vereinbarung vorgelegt, die garantiert, dass Call of Duty auf der PlayStation mit gleichwertigen Features und Inhalten für mindestens einige weitere Jahre über den aktuellen Sony-Vertrag hinaus erhalten bleibt – ein Angebot, das weit über die üblichen Vereinbarungen in der Videoindustrie hinausgeht“, so Spencer gegenüber The Verge.

Wie lange genau die Garantie besteht, ist nach wie vor unklar. Bloomberg hatte vor einer Weile berichtet, dass Microsoft Call of Duty mindestens für die nächsten zwei Jahre auf der PlayStation veröffentlichen wolle, was beinhalten würde, dass der Marketing Deal für das Franchise im Jahr 2024 auslaufen könnte. Microsoft hatte dann aber im Februar als Reaktion verlauten lassen, dass Call of Duty „über bestehende Vereinbarungen und in die Zukunft hinaus auf der PlayStation verfügbar bleibe“.

Sony behauptet, dass es für andere Entwicklerstudios schwierig sei, eine Marke zu etablieren, die mit Call of Duty konkurrieren könne und dass das Franchise „als Gaming Kategorie im eigenen Sinne“ gelte. Microsoft betont hingegen, dass die Marke bei weitem nicht den Stellenwert habe, den Sony dem Call of Duty-Franchise zuspricht. In den Dokumenten an die brasilianische Aufsichtsbehörde CADE argumentiert Microsoft zudem mit dem Umstand, dass es schlicht nicht profitabel sein würde, Spiele wie Call of Duty NICHT auf den Konkurrenzplattformen zu vertreiben. Die Strategie der Exklusivität wäre nur dann sinnvoll, wenn diese Spiele eine derart hohe Zahl an Spieler*innen über das Xbox Ökosystem hinweg generieren würde, dass die Einnahmen die Verluste kompensieren würden, die durch den Nicht-Vertrieb auf konkurrierenden Systemen entstehen würden. Dies sei Call of Duty allerdings nicht der Fall.

Der Activision-Blizzard Deal beschäftigt die Finanzaufsichtsbehörden und ist noch lange nicht durch. Die Übernahme von Activision-Blizzard für 68,7 Milliarden US-Dollar ist eine derart schwergewichtige Transaktion, dass gleich mehrere Finanzaufsichtsbehörden ihre Genehmigung erteilen müssen. Die US-amerikanische Federal Trade Commission (FTC) dürfte in naher Zukunft die Genehmigung erteilen (oder aber alternativ Bestimmungen hinzufügen, bzw. den Deal durch ein Bundesgericht stoppen). Microsoft wurde nämlich im März aufgefordert, Dokumente für die weitere Prüfung einzureichen. Dem ist man nachgekommen und hat damit ein Zeitfenster von 30 Tagen gestartet, wonach die Behörde die Möglichkeit hat, den Antrag anzufechten. Das große ALLERDINGS: Auch Activision-Blizzard muss diese Dokumente einreichen. Hierzu lagen der Öffentlichkeit allerdings keine Informationen vor. Dennoch dürfte die Entscheidung vermutlich noch im September feststehen. Eine andere Aufsichtsbehörde ist die brasilianische CADE, bei welcher Microsoft ebenfalls umfangreiche Dokumente vorgelegt hat. Das Besondere hieran ist, dass diese Korrespondenzen im Gegensatz zur FTC der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dadurch konnte man als einfache*r Konsument*in  umfangreichen Einblick in den mitunter harten Wettbewerb gewinnen.

Zuletzt (und das heißt im konkreten Fall) hat die britische Kartellbehörde Competition and Markets Authority (CMA) Zweifel an dem Deal gemeldet. Es gäbe die Befürchtung, dass Microsoft den Konkurrenten den „Zugang zu Spielen von Activision Blizzard verweigert oder den Zugang zu viel schlechteren Bedingungen gewährt“. Dies schrieb die CMA in der Stellungnahme zu einer ersten Analyse. Die beiden Unternehmen haben nun bis zum 8. September 2022 Zeit, sich zu diesen Befürchtungen zu äußern. Auf Basis dessen, prüft die CMA, ob man eine zweite Untersuchungsrunde initiieren wolle, in der auch externe Fachberater zu Wort kommen sollen. Ausschlaggebende Marken sind in diesem Kontext abermals Call of Duty, aber auch das nach wie vor populäre MMORPG World of WarCraft.