Microsoft behauptet: Sony zahle Sperrrechte an Entwicklerstudios, damit deren Titel nicht im Game Pass landen

Microsoft behauptet, dass Sony „Sperrrechte“ an Entwicklerstudios zahle, womit verhindert werden soll,  dass deren Titel Bestandteil des Xbox Game Pass werden. Diese brisanten Vorwürfe sind Teil eines Dokuments (PDF-Datei hier: Klick), dass an die Nationale Brasilianische Wettbewerbsaufsichtsbehörde gerichtet ist und im Zuge einer Überprüfung der Activision-Blizzard Akquirierung durch Microsoft eingereicht worden ist.

„Microsoft’s Fähigkeit den Game Pass weiter auszubauen wurde durch Sony’s Wunsch beeinträchtigt, das Wachstum [des Services bewusst] zu verhindern“ heißt es in einem Antrag, den Microsoft beim brasilianischen „Verwaltungsrat für wirtschaftliche Verteidigung“ (Administrative Council of Economic Defense, kurz CADE) am 9. August 2022 eingereicht hat. Den entsprechenden Antrag hat das Branchenmagazin TheVerge aus dem Portugiesischen ins Englische übersetzt. Weiter heißt es dort wie zu Beginn dieses Artikels: „Sony zahlt für ‚Sperrrechte‘, um Entwickler daran zu hindern, Inhalte zu Game Pass und anderen konkurrierenden Abonnementdiensten hinzuzufügen.“

Der Deal, auf den Microsoft verweist, ist eigentlich ein recht gängiger innerhalb der Videospiel-Industrie. Publishing-Verträge sind ziemlich komplex und on-demand Aboservices wie der Game Pass oder PlayStation Plus machen die Vertragsbedingungen zwischen Entwicklerstudios, Publishern und Plattform-Anbietern nochmal signifikant komplexer. Der moralische Vorwurf ist also nur bedingt ein Indikator für irgendwelche verkommenen Geschäftspraktiken von Sony, sondern stattdessen schlicht business as usual, wenn man so will.

Aber Microsoft will sich hier natürlich (vielleicht auch berechtigterweise) als moralisch integrer Teamplayer innerhalb der Industrie positionieren – Der Vorwurf von Microsoft ist nämlich Reaktion auf eine Behauptung Sony’s, dass der Activision-Blizzard Deal, der eben Franchise-Schwergewichter wie Call of Duty enthält, der PlayStation die Userbase abgrabe, die demnach zum Xbox-Lager wechseln würde, da „Call of Duty als eine Gaming-Kategorie im eigenen Sinne gelte“.

Microsoft wies den Vorwurf aber ab und referierte auf frühere Aussagen, dass die Call of Duty-Spiele auch weiterhin auf der PlayStation erscheinen werden, und zwar über die Vertragskonditionen hinaus. Insbesondere die Publishing Vereinbarungen, die zwischen Activision-Blizzard und Sony getroffen worden sind, sollen weiterhin valide sein. Das betrifft etwa die Veröffentlichungen von Call of Duty: Modern Warfare 2, Call of Duty: Warzone 2 sowie einem weiteren Call of Duty Haupttitel. Microsoft schreibt, dass eine Xbox Exklusivität beim CoD-Franchise schlicht nicht profitabel sei, zudem gebe es Konkurrenzprodukte wie Apex Legends, Battlefield, PUBG und mehr, die das Alleinstellungsmerkmal, das Sony der Reihe attestierte, schmälern würden.

Wie gesagt, Publishingverträge sind komplex und Microsoft ist alles andere als ein altruistischer Heiliger unter den Publishern: Während der EPIC Games vs. Apple Gerichtsprozesse (damals ging es um einen Workaround für Fortnite In-Game Käufe innerhalb des Appstores, um die 30 % an Umsatz zu umgehen, die sonst an Apple gehen würden) gab es ein Dokument, das zeigte, dass Microsoft von Entwickler*innen niedrigere Gebühren bei PC-Spielen gegen Streaming Exklusivrechte beabsichtigte.

Microsoft versucht die brasilianische Aufsichtsbehörde zu überzeugen, den Activision-Blizzard Deal für 68,7 Millionen US-Dollar durchzuwinken. Während die Korrespondenz bei der US-amerikanischen Federal Trade Commision (FTC) privat bleibt, werden die entsprechenden Dokumente, die bei der brasilianischen CADE eingereicht werden, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. So sind wir als Außenstehende in der Lage, ziemlich unique Einsichten in die Geschäftspraxis der Branchengiganten zu bekommen.

Die User*innen des ResetEra-Forums haben die vergangene Woche bereits ausgiebig genutzt, um die Inhalte des Dokuments zu analysieren und die besonders „brisanten“ Stellen zu highlighten.

Source :