Lasst uns ein weiteren absurden Eintrag auf der Liste von elektronischen Geräten mit Display machen, auf denen das Ur-Doom lauffähig ist. Das „Will it run Doom?“–Meme ist wohl beinahe so alt wie das (moderne) Internet selbst, wird aber beständig mit neuem Content gefüttert.
id Softwares Ego-Shooter von 1993 war nicht nur prägend für das Genre, sondern zeichnete sich auch durch hohe Modbarkeit aus. Der Doom Quellcode war zwar nie komplett open source sondern erschien zunächst unter der eigenen Doom Source License, später dann aber auch unter der wesentlich offeneren GNU GPL. Die beiden Lizenzmodelle förderten von Anfang an eine experimentierfreudige Community.
Mittlerweile gibt es beinahe kein Gerät mehr, auf dem der 90er Jahre Shooter nicht lauffähig ist. Das fängt bei Texas Instruments Taschenrechnern an und hört offenbar nicht bei Samsung Kühlschränken auf. Denn ein weiterer versierter Tüftler hat es nun geschafft, dass man id’s stilprägenden Shooter auf einem modifizierten Traktor bzw. Ackerschlepper zocken kann. Willkommen in der wohl dümmsten vorstellbaren Cyberpunk-Zukunft.
Aber mehr zum Kontext: Am Wochenende hat in den USA, genauer in Las Vegas, die diesjährige DefCon 2022 stattgefunden. Die jährliche Veranstaltung hat als Schwerpunkt Sicherheitstechnologie und Hacking – Während eines Panels hat einer der Modder einen gejailbreakten Traktor Computer gezeigt. Dieser wurde von einem Australier mit dem Nickname „Sick.Codes“ gehackt, um Bewusstsein dafür zu schaffen, wie wenig Kontrolle Landwirte über ihr eigenes Equipment haben. Die Software, die bei Maschinen der Landwirtschaft implementiert wird, ist oft proprietär und kann in der Regel demnach nicht vernünftig an die eigenen Bedürfnisse angepasst oder gar selbst repariert werden.
Playing Doom on a John Deere tractor display (jailbroken/rooted) at @defcon pic.twitter.com/ih0QUTGNuS
— Sick.Codes (@sickcodes) August 14, 2022
Der Australier hat mehrere Monate lang an John Deere Traktormodellen und – Computern gebastelt, bis er schließlich Root Access erlangen konnte, und die Computer dem Modder offen standen.
„Befreit die Traktoren!“ forderte der Modder im Gespräch mit Wired, „Wir möchten, dass Landwirte in der Lage sind, ihr Equipment zu reparieren, wenn die Dinge falsch laufen, und das heißt eben auch, dass die Möglichkeit zur Eigenreparatur und Entscheidungsbefugnis über die Software in den Traktoren besteht.“
Das Recht zur Eigenreparatur und die Freiheit, Dinge in dem Maße zu modifizieren und zu kontrollieren wie es den Besitzer*innen beliebt, ist ein berechtigter Wunsch. Und ein erntzunehmender, wenn es um die Existenzgrundlage von Landwirten geht, die eben nicht einfach ihr Equipment warten können, wie es theoretisch möglich wäre. Doch bei allen ernsthaften Anliegen darf der Spaß nicht zu kurz kommen – und was gibt es spaßigeres, als ein weiteres Exempel für die Flexibilität von id’s Shooter zu statuieren.
Sick.Codes nutzte den Source Port Dehacked Doom um mit der Hilfe eines Kollegen, Skelegant, einen Doom-Mod mit Farm-Theme zu entwickeln, der auf gehackten John Deere-Systemen vollständig lauffähig ist.
Neben Kassensystemen, Taschenrechnern, Kühlschränken und Schwangerschaftstests gehören jetzt John Deere-Traktoren offenbar auch zum edlen Kreis der Doom-fähigen Plattformen.
Zur Information: Bei dem Artikel wurde sich im Wesentlichen auf den englischsprachigen Kotaku-Artikel gestützt.