Comic Review: Andrew MacLean: Head Lopper 1 – DIE INSEL … UND EINE BESTIENPLAGE

Für die einen sind es Sommerferien, für mich scheinbar Blutwochen, denn mit Head Lopper gibt es nach Luther Strode nun den zweiten Comic, der es mit Gewalt nicht so eng sieht. Schauen wir mal, wie der Köpfer so abschneidet.

Norgal ist kein Mann großer Worte. Dafür ist er saugroß, mega stark und hat ’nen coolen Spitznamen, denn er ist wahlweise Sir Kopf-Ab oder der Köpfer. Und das zu Recht, denn der Herr im besten Alter trägt neben seinem schlohweißen Rauschebart auch ein passendes Schwert zu seinen strotzenden Muskeln. Und damit geht er seiner Arbeit nach, denn er scheint ein Arbeitskollege Geralt von Rivas‘ zu sein. Wie der polnische Hexer legt sich auch der Köpfer mit verschiedenen Ungeheuern an und kassiert so seinen Lohn ein. Doch da hören die Gemeinsamkeiten nicht auf, denn auch Norgal hat etwas mit Hexen zu tun. Speziell mit Agatha, der blauen Hexe. Oder vielmehr ihrem Kopf, denn mehr scheint von ihr nicht mehr übrig zu sein. Stört sie aber nicht, denn Lungen sind scheinbar für Amateure und zur Freude des Lesers hält sie nie die Klappe, während Norgal sie mal mehr, meistens weniger sanft mit sich mitschleppt. Doch geht das Abenteuer ziemlich schnell über die Jagd nach Kopfgeld hinaus, denn im Hintergrund brodelt eine Verschwörung rund um Intrigen am Königshofe. Und wie kamen eigentlich Agatha und Norgal zusammen und warum macht er seine Drohungen nicht wahr und schmeißt das untote Plappermaul einfach in den nächsten Sumpf?

@Cross Cult

Klar, viel aus dem Einstieg klingt wie Fantasy-Genre-Standard, lässt sich auch nicht wirklich von der Hand weisen. Head Lopper ist dabei aber irre sympathisch und man muss auch nicht das Rad neu erfinden, wenn man eine Geschichte gut erzählt. Und das gelingt hier aus fünf Gründen.

Zum einen ist das Worldbuilding klasse. Das beginnt mit der stimmigen Karte, die zu Beginn jedes Kapitels den bisherigen Reiseverlauf zeigt und so eine ganze Welt aufmacht, die den Lesenden so immer bewusst ist, ohne, dass der Autor stets darauf verweisen müsste, dass außerhalb der gemalten Panels auch etwas passiert. Das gelingt lange nicht jedem Comic. Zusätzlich wird die Welt auch bewohnt, und zwar nicht nur von einfachen Menschen und Monstern, sondern auch eher neutralen Kreaturen, die mit ihrem weirden Vibe für eine stimmige Atmosphäre sorgen. Aber ich greife vor, nehmen wir uns die zweite Säule des Comics zur Brust: Die Charaktere. Die funktionieren, stehen für sich und sind mit ihren (teils verschleierten) Motiven keine zweidimensionalen Abziehbilder. Es wird sofort klar, dass hinter dem alten Barbaren Norgal eine Geschichte stecken muss, auch seine körperlose Gefährtin bringt Story-Gepäck mit. Und das sind nur die Hauptdarsteller. Auch die Nebencharaktere wollen etwas erreichen und zeigen das durch ihre Handlungen und nicht nur dadurch, dass sie ihre Motivation laut aussprechen. Das habe ich schon häufig in bedeutend schlechterer Ausführung erlebt.

Dazu kommt die Darstellung, für die sich maßgeblich der Autor und Zeichner Andrew MacLean verantwortlich zeigt. Er wählt dabei einen cartoonartigen Stil, der mit seinen überzeichneten Details und bunten Farben nichts mit den eher realistischen Comics von Marvel & DC zu tun hat. Vielmehr erinnert der Artstyle an Indieperlen, wie Hellboy oder auch Adventure Time. In einem Comic, der Head Lopper heißt, muss es auch mal brutal zur Sache gehen und es fliegen auch einige Köpfe durch die Gegend, durch den Zeichenstil wirkt das aber stimmig und wird nicht zum reinen Selbstzweck. Außerdem entschärft der gelungene Humor viele Situationen und ist dabei schön abwechslungsreich, denn neben Slapstick und weirden Darstellungen von Monstern gibt es auch den ein oder anderen trockenen Spruch. Speziell Agatha dient als Comic Relief und macht ihren Job blendend.

Abgerundet wird das Gesamtwerk durch astreine Arbeit vonseiten des deutschen Verlegers Cross Cult. Der Sammelband erscheint in einem angenehmen Format mit Hardcover und der fast schon obligatorischen Alternate Cover-Sammlung am Ende. Die ist übrigens besonders sehenswert, denn scheinbar hat Head Lopper ziemlich talentierte Zeichner inspiriert. Abschließend möchte ich noch ausdrücklich die Übersetzung loben. Ich tue mich grundsätzlich schwer mit Übersetzungen von Texten, deren Originalsprache ich beherrsche, aber hier tut es nicht weh und das ist so ziemlich das größte Kompliment, das ich einem Übersetzer machen könnte.

Vielleicht hätte ich auch gerne einen Hexenkopf als Sidekick, aber definitiv will ich den zweiten Band von Head Lopper haben!

@Cross Cult

Fazit:

Mit seinem ersten Band macht Head Lopper sehr viel richtig und eigentlich gar nichts falsch. Der trippige Look gemischt mit seinem trockenen Humor und den spannenden Charakteren erinnert stellenweise an Adventure Time und Hellboy. Wie soll das denn schiefgehen? Der zweite Band darf ruhig kommen.

Head Lopper 1

Story - 8
Charaktere - 8
Illustration - 8
Umfang - 9

8.3

Mit seinem ersten Band macht Head Lopper sehr viel richtig und eigentlich gar nichts falsch. Der trippige Look gemischt mit seinem trockenen Humor und den spannenden Charakteren erinnert stellenweise an Adventure Time und Hellboy. Wie soll das denn schiefgehen? Fantasyfans können direkt zugreifen. Ich bin bereit für den zweiten Band.

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