Game Review: Lost Ark – Kann das erfolgreiche MMORPG aus Korea überzeugen?

Das erfolgreiche Online Rollenspiel aus Fernost ist seit dem Februar 2022 auch endlich in Europa als Free-To-Play Titel veröffentlicht worden. Viele Spieler*innen scheinen sich einig zu sein, dass mit Lost Ark ein Diablo-Killer am Himmel der Online Action-Rollenspiele erschienen ist. Was verspricht das Rollenspiel aus dem Hause Smilegate, das hierzulande von Amazon Games vertrieben wird und kann es seinem Anspruch als Diablo-Killer wirklich gerecht werden?

Aller Anfang ist schwer

Wer zum Start direkt loslegen wollte, musste sich erst einmal mit langen Wartezeiten und vollen Servern rumschlagen. Die doch erheblichen Serverprobleme schienen dem Launch bei den Spielerzahlen aber nur bedingt zu schaden. So hat sich Lost Ark in wenigen Tagen an die Spitze der Steam Charts katapultiert. Amazon reagierte und legte mit neuen Servern für Europa nach, um den gewaltigen Ansturm zu bewältigen.

Nun war es auch für mich endlich Zeit in die Welt von Lutera einzutauchen. Wer allerdings glaubt, wie bei Diablo flott eine vorgefertigte Charakterklasse auszuwählen, um sogleich ins Spielgeschehen einzutauchen, der täuscht sich. Lost Ark bietet eine Vielzahl von Klassen, die jeweils nochmal eigene Unterklassen mit sich bringen. Großer Pluspunkt für Lost Ark: Bevor ich mich endgültig entscheide, habe ich die Möglichkeit in Ruhe jede Klasse zu testen.

Der Charaktereditor bietet alles, was ein solides Rollenspiel heute liefern muss. Einzig das Geschlecht ist nicht frei wählbar, da dieses an die Klasse gebunden ist.

© Smilegate © Amazon Games

Klischeebehaftete Story mit abwechslungsreichen Welten

Die Geschichte von Lost Ark ist schnell erzählt. Alles spielt in einer fiktiven Fantasywelt, in der Gott Regulus zwei Welten, die je für Ordnung und Licht bzw. für Dunkelheit und das Chaos stehen, erschuf. Anhänger des Lichts nutzen die Macht der sogenannten Archen, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Ein Erzdämon mit dem schönen Namen Kazeros erlangte in der Welt des Bösen die Macht über die Dämonen, stellte eine gewaltige Armee auf und fiel in das Land der Guten ein. So weit, so bekannt. Er wurde schließlich besiegt und eingesperrt, wobei seine Macht gebrochen und in den Archen versiegelt wurde.

Nun jedoch droht Kazeros aus seinem Gefängnis zu entkommen und wieder überfallen Dämonen Arkesia, die Welt des Lichts. Hier kommen wir ins Spiel. Als Auserwählter oder Auserwählte liegt es jetzt an uns, die Dämonen aufzuhalten und die Archen zurückzuerlangen. So belanglos die Story auch ist, so abwechslungsreich sind die Orte, die wir im Laufe der Geschichte bereisen. Von saftig grünen Wäldern und europäisch anmutenden mächtigen Burgen bis zu düsteren, von der Pest befallenen Kriegsschauplätzen ist alles dabei, was in einer guten Fantasywelt vorhanden sein muss. Dabei sieht Lost Ark auch noch hübsch aus. Die Grafik lässt sich sehen, vor allem im Vergleich zu anderen gängigen Free-to-Play Titeln.

Wenig Looten, viel Leveln

© Smilegate © Amazon Games

Nach den ersten Stunden in Lost Ark fällt auf, dass im Gegensatz zu Diablo hier wirklich wenig Loot hängen bleibt. Zwar wird das Inventar schnell zugemüllt mit allerlei Handwerksmaterial, Spezialwährung und anderen Kram, doch bleibt am Ende wenig übrig, das einem ein befriedigendes Gefühl verschafft. Nach stundenlangem Vermöbeln von Räubern, Piraten, Golems, Insekten und anderen Monstern kommen kaum neue Ausrüstungsgegenstände für den eigenen Charakter zustande. Wenn dann aber mal doch etwas liegen bleibt, so bleibt auch hier das Gefühl von Veränderung aus. Es sieht vieles einfach gleich aus. Die einzelnen Kleidungsstücke unterschieden sich nicht sonderlich voneinander und gerade bei den Schießeisen der Kanoniere ändert sich lediglich die Farbe. Hier punktet Diablo eindeutig. In Lost Ark bleibt die Jagd nach immer neuen Items aus. Auch gibt es kaum versteckte Pfade, Höhlen oder gar Kisten die es sich zu plündern lohnt. Das eigenständige Erkunden der Gegend bleibt aus, da es hierfür einfach keine Belohnung gibt.

Dafür geht das Kämpfen gut von der Hand. Sich durch Horden von Gegnern zu schlagen, schlitzen oder schießen macht Spaß und fühlt sich für ein MMORPG ungewöhnlich wuchtig und schwer an. Dazu gibt es zahlreiche Skills, die per Hotkeys ausgelöst werden können. Dieser Punkt geht an Lost Ark.

Dafür geht das leveln wirklich gut von der Hand. Die Hauptquest folgt angenehm einem roten Faden und die zahlreichen Nebenquest liegen meist auf dem Weg. So kann man diese einfach schnell mit erledigen. Die Quest unterscheiden sich leider kaum von typischen Fetchquests á la „Bring mir hiervon X“, „Töte X“ oder „Gehe zu X“. Da gestalten sich die wenigen Dungeons durchaus abwechslungsreicher. Hier schnetzelt man sich fröhlich durch Horden von Gegnern, erledigt ein paar Rätsel und kämpft am Ende gegen einen der kreativen Bosse.

Durch diesen angenehmen Flow aus Haupt- und Nebenquests erlangt man schnell das Endgame. Nebenbei werden einem noch mehr oder weniger die zahlreichen Nebenaktivitäten erklärt.

Einmal MMORPG mit alles bitte

Langweilig wird es in Lost Ark keinesfalls. Schon während man die Hauptquest abklappert, fällt einem die schiere Masse an Möglichkeiten ins Auge. Sei es das Meistern der Handwerksfähigkeiten, das Ausbauen der eigenen Inselfestung oder das Optimieren der Ausrüstung durch komplizierte Gravur Techniken. Ich habe mich geradezu erschlagen gefühlt. Hinzukommen noch die etlichen Aktivitäten des Endgames. Ich würde mal behaupten, hier ist für jeden etwas dabei. Von klassischen Raids und Endgame Dungeons bis hin zu PVP Kämpfen ist alles drin, was ein modernes MMORPG zu bieten hat. Ach, habe ich erwähnt, dass es neben Reittieren natürlich auch noch Haustiere gibt? Ein eigenes Schiff nebst Mannschaft, die es zu verwalten gilt? Auch kann ich auf meiner eigenen Insel Dinge produzieren, Dekoartikel oder Gebäude bauen, Expeditionen starten und Handel mit Händlern betreiben. Hinzu kommt eine enorm große Auswahl an speziellen Währungen, die ich überall im Spiel erlangen kann, um diese gegen besondere Items einzutauschen. Und wem das noch nicht genug ist, der kann auch noch heiraten und Beziehungsaufgaben für diverse Charaktere im Spiel erledigen.

Fazit

Lost Ark bietet fast alles, was ein modernes MMORPG braucht. Massig Aufgaben, eine überwältigende Anzahl von Nebentätigkeiten, große Scharen von Mobs, diverse Klasse, die es zu perfektionieren gilt und ein Endgame, das einen lange beschäftigen wird. Doch macht es auch Spaß? Genau hier kommt der Knackpunkt. Ich hatte bei meiner Reise durch Lutera schon die ein oder anderen spaßigen Momente. Auch sind manche Aufgaben wirklich unterhaltsam geschrieben und bieten ein wenig Abwechslung zum sonstigen, immer wieder gleich ablaufenden Questdesign. Doch gerade der spärlich platzierte Loot hat mir am Ende die Motivation für das Spiel genommen. Wer hier einen Diablo-Killer oder Klon erwartet, der wird enttäuscht sein.

Lost Ark unterscheidet sich von seiner inhaltlichen Masse von anderen Online Rollenspielen, bietet aber wenig abwechslungsreichen Spielspaß. Bei Lost Ark steht die Quantität im Vordergrund und nicht die Qualität.

 

Entwicklerstudio: Smilegate

Publisher: Amazon Game Studios

Genre: MMO Action-RPG

Releasedate: 11. Februar 2022

Fazit

Grafik - 8.5
Technik - 9
Umfang - 10
Langzeitmotivation - 5
Spielspaß - 3.5
Story - 4

6.7

Umfangreiches Fantasy Rollenspiel, das auf Kosten des Spielspaßes vor allem durch viele verschiedene Inhalte erschlägt.

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