Die Grundidee von Exogate Initiative weckt nostalgische Erinnerungen an Klassiker wie Dungeon Keeper, Two Point Hospital oder Evil Genius. Die Kombination aus strategischem Basisbau und interstellarer Erkundung liefert eine spannende Prämisse: Als Spieler übernehme ich die Leitung des ersten interstellaren Erkundungsprogramms der Menschheit. Dabei errichte ich eine scheinbar unterirdische Basis, rekrutiere internationale Spezialisten*innen und entsende Teams durch Portale, um fremde Planeten zu erforschen. Eine originelle Idee, die mit einem Hauch von Retro-Charme und futuristischer Ästhetik punktet. Leider zeigen sich bei der Umsetzung erhebliche Schwächen, die den Spielspaß beeinträchtigen.
Exogate Initiative stammt aus der Feder des französischen Entwicklers und Publishers Xeno Bits. Nach einer einjährigen Early-Access-Phase wurde das Spiel nun offiziell veröffentlicht.
Während der Early-Access-Phase erhielt das Spiel überwiegend positive Rückmeldungen. Spieler*innen lobten die Mischung aus Management- und Basisbau-Elementen, die das Potenzial des Spiels unterstrichen. Gerade letzteres kann ich unterstreichen, die vorwiegend positiven Rückmeldungen allerdings nicht.
Der Kern des Spiels: Gater, Portale und Entscheidungen
Neben dem Erkunden verschiedener Planeten stehen im Zentrum des Spiels die sogenannten Gater, Menschen, die für verschiedene Aufgaben wie Forschung, Ingenieurstätigkeiten oder militärische Sicherheit verantwortlich sind. Sie haben unterschiedliche Bedürfnisse, die erfüllt werden müssen, darunter Schlaf, Nahrung und Unterhaltung. Die Idee, hier eine lebendige Basis zu schaffen mit hohem Wuselfaktor, wie bei anderen Vertretern dieses Genres, hat durch das unverbrauchte Setting viel Potenzial. Doch genau hier beginnt die Problematik. Kennt ihr diesen NPC Trend von TikTok und Co? Meine Gater in meiner Basis sind genaugenommen natürlich NPCs, aber ich habe wirklich selten so unfassbar leblos und austauschbare Charaktere in einem Spiel erlebt. Mir ist es schlichtweg total egal, wie es den Menschen in meiner Basis geht. Ihre unfassbar grobschlächtigen Modelle lassen jede Immersion vermissen. Wirklich, die sind verdammt hässlich.
Erkundung durch das Exogate
Das namensgebende Exogate ist das Herzstück des Spiels. Durch dieses Portal können wir Teams zu fremden Planeten schicken. Die Erkundungsmechanik erinnert stark an die Expeditionen in Anno. Zwischenzeitlich melden sich unsere Teams aus dem Einsatz und geben Einblicke in ihre Fortschritte. Diese Updates sind durchaus nett, auch wenn wir dann immer wieder mit den sehr unansehnlichen Gesichtern unserer Gater konfrontiert werden. Hier treffe ich als Spieler Entscheidungen, die den Verlauf der Expedition beeinflussen sollen – zumindest theoretisch.
In der Praxis bleibt jedoch unklar, ob und wie diese Entscheidungen tatsächlich Auswirkungen haben. Zu oft kehren die Teams einfach zurück, ohne dass die gewählten Optionen erkennbar etwas verändert hätten. Sie bringen Proben von den Planeten mit, die wiederum die Grundlage für die Forschung in der Basis bilden. Doch die fehlende Konsequenz der Entscheidungen lässt diesen Teil des Spiels leider oberflächlich wirken und nimmt ihm die nötige Tiefe.
Geduld haben du musst
Die Forschung ist eine zentrale Mechanik in Exogate Initiative. Mit den aus Expeditionen mitgebrachten Proben lassen sich Forschungspunkte generieren, die benötigt werden, um neue Technologien freizuschalten und die Basis zu erweitern. Doch dieser Fortschritt ist unglaublich zäh. Das Forschen kostet Forschungspunkte. Diese erhalten wir dadurch, unsere Gater immer wieder auf neue Touren zu schicken. Durch die Proben, die wir dann erhalten, generieren wir Punkte. Wie viele und wieso, weshalb, warum? Das bleibt im Dunkeln. Der gesamte Prozess wiederholt sich ständig, ohne dass Abwechslung geboten wird.
Erschwerend kommt hinzu, dass das Spiel kaum erklärt, wie wir wirtschaftlich erfolgreich bleiben. Einnahmen generiere ich anscheinend durch die Entwicklung von Patenten, die wiederum auf den Proben basieren, die Gater von Planeten mitbringen. Doch das System ist wenig transparent: Wann und wie welche Patente entstehen und wie sie die finanzielle Lage beeinflussen, bleibt ein Rätsel. Ohne klare Erklärungen wird der Spielfluss gestört, und die Motivation, weiterzumachen, sinkt rapide.
Wo bleibt die Spannung?
Während ich die Basisbau-Mechanik als durchaus solide empfinde, fehlt es dem Spiel an einer spannenden Rahmenhandlung. Es gibt keine Kampagne oder Geschichte, die mich in die Welt von Exogate Initiative hineingezogen hätte. Zwar gibt es Hinweise auf potenzielle Gegenspieler, doch diese blieben so vage und unscheinbar, dass sie keine echte Bedrohung darstellen. Ich hätte mir zumindest eine Reihe abwechslungsreicher Missionen oder einen stringenten Handlungsstrang gewünscht, um dem Ganzen mehr Tiefe zu verleihen.
Fazit: Das Spiel ist, wie die Basis selbst: eine Baustelle
Am Ende hinterlässt Exogate Initiative bei mir gemischte Gefühle. Die Idee, fremde Welten zu erkunden und dabei eine eigene Basis zu managen, hat mich angesprochen. Die Steuerung geht leicht von der Hand, und der Basisbau macht Spaß – zumindest am Anfang. Doch je länger ich Zeit in meiner Basis verbringe, desto mehr fallen die Schwächen des Spiels auf: zähe Fortschrittsmechaniken, ein undurchsichtiges Wirtschaftssystem, ein unzureichendes Tutorial, emotionslose und unschöne Charaktermodelle und die Abwesenheit einer packenden Geschichte.
Für mich ist Exogate Initiative ein Spiel, das großes Potenzial hat, dieses aber nicht vollständig ausschöpft. Mit weiteren Updates und Verbesserungen könnte es vielleicht noch zu dem Erlebnis werden, das durchaus Spaß macht. Aber in seinem aktuellen Zustand bleibt es hinter seinen Möglichkeiten zurück.
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Exogate Initiative [PC]
Grafik / Art Style - 3.5
Story / Inszenierung - 2
Technik - 7
Umfang - 4
Gameplay / Spielspaß - 4
4.1
Aktuell kann ich hier leider keine Empfehlung aussprechen. Leider sehr viel verschenktes Potenzial - sowohl spielmechanisch, als auch in allen anderen Belangen.