Nostalgie ist ja so eine Sache. Die Sehnsucht nach Vergangenem, am besten durch eine rosarote Brille verklärt, zieht ja immer wieder. Egal ob Remake, Reboot oder einfach nur Emulation, das zieht immer. Scheint zumindest so, denn das Thema zieht sich durch die ganze Popkultur. Mir scheint da aber irgendein Enzym zu fehlen, denn bei mir hält sich das ganz schön in Grenzen. Ich mag neuen Kram! Beißt sich ein bisschen mit der Tatsache, dass ich Geschichte studiert hab‘, aber vielleicht bin ich einfach nur so ein richtig vielschichtiger Typ oder so… Capcom Fighting Collection aber auch, denn die Collection kommt mit zehn Prüglern um die Ecke und das ist für mich aus mehreren Gründen prima: Ich liebe Beat ’em Ups und ich kannte aus der Sammlung im besten Fall ein paar Namen. Also perfekte Grundlagen, um herauszufinden, ob die Spiele nur wegen ihrer emotionalen Verbindung taugen oder ob sie auch so gegen den Zahn der Zeit bestehen können. Dazu nehme ich mir alle Titel einzeln zur Brust, es wird also auch eine Review Collection.
Also schön der Reihe nach. Den Einstieg macht Darkstalkers: The Night Warriors. Die Leser, die japanisch können, kennen das Spiel eventuell auch als Vampire: The Night Warriors. Ich kenne den Namen nicht, kann aber zu meinem Erstaunen scheinbar japanisch. Das Spiel macht es dem Spieler denkbar einfach, denn statt mich mit Menus zu überfrachten, wird man direkt in den einzigen Modus geworfen: Den Arcade-Modus, in dem man sich entweder mit der KI misst oder einen Mitstreiter vor dem Bildschirm oder Online zum Duell fordert. Ich kenne, wie eingangs erwähnt, die Darkstalkers-Reihe nicht, bin aber großer Fan von Beat-em ups und Horror, nicht umsonst ist die Mortal Kombat Reihe einer meiner ganz großen Favoriten. Und so verwundert es nicht, dass ich hier direkt positiv überrascht bin, denn die Auswahl in Kämpfern ist erstaunlich skurril, denn alle 10 Charaktere bedienen verschiedene Horror Tropes, so gibt es neben einem Vampir auch einen Zombie, einen Werwolf und einen erstaunlich kompakten und niedlichen Sasquatch. Der positive Ersteindruck wird auf den ersten Blick etwas getrübt, denn scheinbar liegt auf dem Spiel ein flimmeriger Filter, der scheinbar das Arcade-Feeling emulieren soll. Mich nervt das und Capcom hat offensichtlich Verständnis für mein Gejammer, denn die Capcom Fighting Collection ist nicht nur ein lamer Port, sondern bringt auch einige Zugeständnisse an die Gegenwart mit. So kann man den Filter einfach ausschalten oder durch irgendein anderes Gimmick ergänzen. Nett, aber brauch ich nicht. Was ich aber brauche ist die Quicksave Funktion, denn das erste Darkstalkers Spiel ist auch gleich knüppelschwer. Klar, das ist irgendwie ein bisschen schummeln, aber bei einem Spiel, dass ursprünglich dafür da war den Spielern die Münzen aus den Taschen zu klauen, bin ich bereit für Kompromisse. Ganovenehre hat eben ihre Grenzen. Schade ist dabei, dass der Spielstand spielübergreifend ist. Sollte ich nämlich in einem der anderen Games der Collection Quicksaven wollen, werde ich nur zum letzten Speicherpunkt gebracht. Aber zurück zum optisch nun bereinigten Spiel! Hier geht es jetzt wieder positiv weiter! Die Sprites der Charaktere sind schön groß und toll animiert und die Kämpfe sind angenehm schnell. Hätte ich von so einem Uraltspiel nicht erwartet! Und mit dem Werwolf habe ich auch schon ziemlich schnell einen Lieblingscharakter gefunden. Sehr klassisch, aber tatsächlich gar nicht übel. Ich könnte mir echt vorstellen das Spiel beim nächsten Abhängen mit Beat-Em Up-affinen Freunden wieder anzuschmeißen!
Aber es gibt ja noch mehr auf meinem Zettel: Night Warriors: Darkstalker’s Revenge. Wuchtiger Titel, aber schon bei dem fetzigen Intro wird klar, dass wir es hier mit einem weiteren Darkstalkers-Ableger zu tun haben. Und hier geht´s gleich noch besser weiter. Das eigentlich schon solide Roster wird auf 14 Fighter erweitert und alles fühlt sich etwas besser an. Ich kann sogar wieder meinen Werwolf-Shaolin Kumpel Jon Talbot spielen und an seiner Seite in 2 Runden über Frankensteins Monster herfallen und diese weirde Katzenfrau vertrimmen. An der Stelle muss ich aber meine Meinung zum Vorgänger revidieren, denn mit dem Folgespiel wird Darkstalkers: The Night Warriors überflüssig. Hier ist schlicht alles besser.
Als nächster Titel folgt im Menu nun Vampire Savior: The Lord of Vampire. Lass mich raten: Nochmal Darkstalkers? Jup. Klasse, ich bin ja scheinbar Fan der Reihe geworden. Wieder sieht die Grafik ein Stück besser aus und mit seinen 15 Kämpfern gibt es das bisher größte Roster. Rotkäppchen ist auch am Start, aber scheinbar kein würdiger Gegner für mich und Talbot, denn Darkstalkers 3 ist bedeutend leichter, als seine Vorgänger. Aber auch cooler, denn die Entwickler trauen sich nicht nur in Sachen Kämpfer und Stages neues, auch die Spielmechanik kriegt eine coole Neuerung: Gewinnt man eine Runde, regeneriert der Sieger seine Energie nicht mehr. Dadurch sind die Kämpfe etwas knapper und Comebacks sind besser möglich. Das gibt es auch in modernen Spielen nur selten, mir gefällt die Idee aber sehr. Leider sorgt das auch dafür, dass es eigentlich keinen Grund gibt die Vorgänger diesem Spiel vorzuziehen.
Vampire Hunter 2: Darkstalker’s Revenge. Yay, Darkstalkers. So langsam ist die Luft raus, das Spiel unterscheidet sich kaum noch vom Vorgänger. Vielleicht ist das besser, als Darkstalkers 3, aber vielleicht auch nicht. Kann man machen.
Vampire Savior 2. Schon wieder ein Darkstalkers. Zählt das überhaupt als Fighting Game Collection, wenn über die Hälfte der Games aus demselben Franchise kommen? So langsam weiß ich auch nicht mehr, was ich zu der Reihe noch sagen soll, aber hier kann ich definitiv sagen, dass es sich um den schwächsten Teil handelt. Talbot fehlt. Wer will das denn spielen?
Als nächstes steht Cyberbots Fullmetal Madness auf der Liste. Das habe ich auch vorher noch nie gehört und überraschenderweise handelt es sich hier gar nicht um einen Ableger der Darkstalkers-Serie. Jetzt wird´s scheinbar ganz schön nischig, denn Cyberbots ist zwar immer noch ein Beat ‚em Up, dafür aber ein ziemlich einzigartiges. Man wählt zum Einstieg einen Piloten und wird dann in eine Storykampagne geworfen, die durchaus überzeugende Dialoge bietet. Die Wahl des Piloten ist aber im Kampf nicht so wichtig, da gilt es nämlich eher um den Mech, den man im Anschluss auswählt. Mit dem prügelt man sich dann in verschiedenen Leveln gegen andere Mechs und zertrümmert nebenbei die Umgebung. Verliert man, darf man sich übrigens ein anderes Chassis aussuchen und die sind echt abwechslungsreich, denn neben den humanoiden Kampfrobos, wie man sie bei den Power Rangers erwarten würden, gibt es auch Kettenfahrzeuge und insketoide Kampfanzüge, also ziemlich cool. Auch bei der Steuerung geht das Spiel eigene Wege und löst sich von dem Buttonsetup, dass die anderen Games weitgehend teilen, so gibt es hier eine dezidierte Schuss- und Dodge-Taste. Das Konzept ist ziemlich unverbraucht und so macht das Spiel einen soliden Eindruck, weil es sich Neues traut. Außerdem kann man dem Gegner Waffenarme abreißen, für sowas gibt es bei mir immer Bonuspunkte. Zu einem Reboot der Serie würde ich nicht Nein sagen.
Anders sieht das beim nächsten Titel aus. Super Puzzle Fighter II Turbo ist nicht nur ein sperriger Titel sondern auch das einzige Spiel, dass nicht so richtig in das Genre der Fighting Collection hineinpasst. Es handelt sich dabei nämlich um ein Puzzlespiel im Stile von Tetris und Dr. Mario. Was das mit Capcom zu tun? Naja, wir haben ein paar Charaktere zur Auswahl, die bestimmte „Angriffe“ haben, denn natürlich wird hier „gekämpft“, indem man dem Gegner die gelösten Blöcke rüberballert, um ihm seinen Plan zu zerscheppern. Und diese Charaktere sind unter anderem auch Ryu und Morrigan aus Darkstalkers. Wäre vermutlich interessanter, wenn Talbot dabei wär, aber ich kann mit dem Spiel gar nix anfangen und wüsste auch nicht, wieso man das einem der moderneren Tetris-Klone vorziehen sollte. Also lieber schnell weiter.
Der nächste Titel auf der Liste ist Super Gem Fighter Minimix. Hier haben wir es zum Glück wieder mit einem Beat ’em up zu tun. So richtig Freude kommt hier bei mir aber auch nicht auf. Es handelt sich um eine Art Compilation, denn man findet verschiedene Charaktere aus den anderen Capcom Prüglern wieder und trifft so auf Chibi-Versionen von Zangief, Ryu, Morrigan und Co. Dabei geht´s hoch her, denn obwohl die Charaktere gestauchte Püppchen sind und die Steuerung ziemlich reduziert wurde, muss man im Kampf Edelsteine aufsammeln und kann so kreativ animierte Spezialangriffe zünden. Das ist kreativ, aber vom Stil her gar nicht mein Ding. Im Prinzip ist das hier die Casual Version der Ursprungsserie. Zum Release 1997 bestimmt ein Knüller, aber in Zeiten von Smash Bros und Co. kräht da auch keiner mehr nach.
Hyper Street Fighter II. Was könnte ich dazu noch schreiben? Street Fighter ist Teil der Popkultur und das total zu Recht. Aber es gibt auch tausend Teile davon und einem Neueinsteiger, der die Serie kennenlernen will, würd ich eher zu einem der neueren Spiele raten. Ansonsten kriegt ihr genau das, was ihr erwartet.
Ich hab es versucht, aber für Red Earth kann ich mir die Formulierung last but not least nicht klemmen. Das letzte Spiel der Reihe ist nämlich auch das Coolste. In einer Welt, die an die von Masters of The Universe erinnert wird endlich meinem Spielertyp entgegengekommen: Beat-em-up Fans, deren Freunde keinen Bock darauf haben, dass Buttonmashing nicht mehr weiterhilft, aber gleichzeitig die Gegner online unbesiegbarer sind als jedes From Software Endboss. Es ist auch das einzige Spiel mit einem Fokus auf Singleplayer. Zu Beginn wählt man einen der vor Highfantasy-Pulp nur so triefenden Helden und boxt sich mit ihnen im klassischen Beat-Em Up Stil gegen verschiedene Bosse. Diese sind dabei aber alles einzigartige Gegner, die gar nicht als Spielercharaktere zur Verfügung stehen und deswegen auch mit Überraschungen aufwarten können, die bei Spielercharakteren gar nicht möglich wären. Dazu gibt es ein gleichzeitig erfreuliches, wie auch simples Levelsystem, bei dem sich die Charaktere sogar leicht optisch verändern und ein paar Bonuslevel, die an das zu zerknüppelnde Auto aus Street Fighter erinnern. Klar, das Spiel kann man easy in einem Rutsch durchzocken, aber das werte ich vor allem deshalb nicht als Kritikpunkt, weil das für jedes Game auf der DVD gilt. Warum es keine Nachfolger gibt ist für mich ein totales Rätsel, denn sowohl die Spielmechanik, als auch die coole Spielwelt verdienen echt einen modernen Anstrich. Gerne wieder!
Fazit:
Ich bin nicht ganz sicher, wofür es die Capcom Fighting Collection überhaupt gibt. Versteht mich nicht falsch, viele Spiele der Collection sind cool und machen tatsächlich auch heute noch Spaß. Aber es gibt Spiele in dem Genre, die zeitgemäßer sind, teilweise kann man die Spiele auch noch im Original kaufen. Will man das als Sammler haben? Wenn ja, dann macht man aber auch nichts falsch. Ich bin dank der Collection Fan der Darkstalkers-Reihe geworden und Red Earth habe ich vorher noch nie gehört, ist auf meiner Liste der Spiele, die ein Reboot brauchten nun auf einem Treppchenplatz!
Darum passen wir hier auch die Reviewsterne an, denn den Maßstab von Next-Gen Spielen kann man hier nicht anlegen. Ich bewerte also extrasubjektiv den Coolness Faktor der Spiele und wieviel Spaß sie letztendlich gemacht haben!
Die Gesamtwertung wird dem Produkt nicht ganz gerecht. Nostalgiker kommen hier nämlich total auf ihre Kosten. Und Neueinsteiger haben hier eine technisch astreine Umsetzung, denn man kann blitzschnell durch die Spiele wechseln, der Netcode erlaubt lagfreies Spielen und Red Earth ist ein kleines Juwel.
Fazit
Dark Stalkers: The Night Warriors - 6
Vampire Savior: The Lord of Vampire - 7.5
Vampire Hunter 2: Darkstalker`s Revenge - 6.5
Night Warriors: Darkstalker´s Revenge - 6.5
Vampire Savior 2 - 6
Cyberbits Fullmetal Madness - 7
Super Puzzle Fighter II Turbo - 3
Super Gen Fighter Minimix - 6
Hyper Street Fighter II - 6.5
Red Earth - 8.5
6.4
Ich bin dank der Collection Fan der Darkstalkers-Reihe geworden und Red Earth habe ich vorher noch nie gehört, ist auf meiner Liste der Spiele, die ein Reboot brauchten nun auf einem Treppchenplatz! Nostalgiker kommen hier total auf ihre Kosten. Und Neueinsteiger haben hier eine technisch astreine Umsetzung, denn man kann blitzschnell durch die Spiele wechseln, der Netcode erlaubt lagfreies Spielen und Red Earth ist ein kleines Juwel.