Game Review: Dune: Awakening für PC – In dem MMO ist der Wurm drin!

„Ich mag Sand nicht. Er ist kratzig und rau und unangenehm. Er ist einfach überall.“ So fasste Anakin Skywalker einst Frank Herberts Sci-Fi-Opera Dune zusammen und hatte irgendwie Recht. Denn Spice muss fließen und das scheinbar im Dünenmeer von Arrakis und dort beginnt auch das Abenteuer in der neuesten Videospieladaption. Ob wir auf Gold stoßen, wenn wir den Sand aussieben, erfahrt ihr in dieser Rezension!

Boah Dicker, ich weiß nicht… © Funcom

Crafting, Kämpfen, Überleben – Der Gameplayloop

Ich muss hier mit einem Geständnis beginnen: Ich hasse MMOs! Ich habe viele probiert und alle habe ich fallen lassen und eigentlich mag ich auch Survival-Builder nicht. Ich bin offenbar also der perfekte Typ für die Rezension. Zu meiner Ehrenrettung: Ich hätte nicht so viele MMOs ausprobiert, wenn ich die Idee nicht irgendwie doch insgeheim gut finden würde und ich liebe Rollenspiele, das muss doch passen! Oder?

Naja, der Anfang des Spiels ist auf jeden Fall für genau so Leute, wie mich gemacht: Auf ein ziemlich geiles CGI-Video folgt ein Gameplayabschnitt, der den Neuankömmling auf Arrakis bei der Hand nimmt und zunächst ziemlich linear ins Setting einführt und dann mit einem Dropkick direkt in den Gameplayloop scheppert und der ist nichts, wenn nicht etabliert: Spielercharakere trauen sich in die weite Welt und das meine ich wörtlich, denn der Wüstenplanet ist zwar ein vermeintlich ziemlich monotones Biotop, aber auch ziemlich offen aufgebaut. Und dort folgt man anfangs der Handlung, die einem das Gameplay beibringt und kann sich dann später freier entfalten. Im Grunde bleibt das aber alles ähnlich, denn man grindet Ressourcen, um die nächste Stufe der Ausrüstung freizuschalten und zur Belohnung gibt es dann eine neue Ausrüstungsstufe. Ich bin nicht sicher, wie lange sich das bei der Zielgruppe so durchsetzen kann, weil es meiner Meinung nach ein ziemlich absehbares Ende gibt, nicht zuletzt weil die Entwickler Wert auf eine glaubhafte Adaption der Vorlage legen und daher shiny Blinkeeinhörner-DLCs wohl eher nicht zu den typischen Käufern des Games passen sollten. Dazu kommt dann aber auch das für mich größere Problem: Ich bin möglicherweise gar nicht Teil der Zielgruppe, ich hasse Grinds und Funcom hat sich für mich nichts Neues einfallen lassen, um mich zu überzeugen. Auch nicht, wenn es darum geht, neben dem friedlichen Sammeln von rumliegenden Ressourcen, auch die wertigeren Gegenstände der Feinde einzuheimsen.

Die Schleichpassage hätte sich besser mal an mir vorbeigeschlichen… Den Dingern auszuweichen war viel zu leicht, dafür kombiniert mit nicht-überspringbaren Slowwalks. © Funcom

Zappeln hilft dabei den Sandwurm nicht anzulocken – Unrunde Elemente und mein Struggle mit dem Genre

Denn ähnlich wie die verschachtelten Menus des Craftingsystems ist das Gameplay total hakelig. Und hier muss ich ganz ehrlich mal fragen, wieso absolut gar kein MMO hier bereit ist eine Ausnahme zu machen… „Normale“ Spiele kriegen es doch auch hin und ich erwarte auch nicht, dass alle Haupfiguren sich wie Nathan Drake durch die Umwelt bewegen, aber auch in Dune: Awakening fühlt sich der eigene Charakter eher wie ein Hologram an, dass durch die Gegend schwebt und gar nicht richtig fest in der Welt verankert ist. Das wirkt sich natürlich dann auch auf die Kämpfe aus und davon gibt es jede Menge. Da hakelt man sich dann zum Gegner, nutzt mal eine Fähigkeit aus dem Fähigkeitenbaum um dem RPG in MMORPG gerecht zu werden und klatscht praktisch ohne Impact Feinde kaputt. Das kann man, je nach Neigung, im Nah- oder Fernkampf machen, aber beide fühlen sich friemelig und unbefriedigend an. Dafür wirft jeder Gegner etwas Loot ab und das meine ich wortwörtlich, denn eine der wichtigsten Ressourcen in Dune ist, neben Spice, natürlich Wasser und man kann in einer Wüste halt nur extrem begrenzte Mengen von Grassstengeln lüllern. Dafür kann man aber seinen inneren Vampir channeln und schon kurz nach Spielbeginn über seine Gegner herfallen und ihren Leichen den Lebenssaft entziehen und sich den entweder direkt reinknallen (nicht soo eine gute Idee) oder in der eigenen Basis filtern und zu leckerem Wasser zu machen, dass nicht nach Kleingeld schmeckt (besser!). Anfangs fand ich die Idee ziemlich cool, so richtig spaßig ist es aber auch nicht, wenn man das ständig macht… Und Dinge ständig zu machen ist das Geheimnis jedes Grinds und ich bin gar nicht so ein großer Freund von Geheimnissen.

Rollenspielfans können sich hier auch ganz gut austoben. Eckige Symbole sind aktive Fähigkeiten, die teilweise auch coole Animationen haben. Und wer fliegt nicht gern seinen Feinden mit dem Knie ins Gesicht? © Funcom

Der Sand von Arrakis vergisst nicht – aber gilt das auch für Spielende?

Die Story von Dune: Awakening hat eigentlich einen ziemlich interessanten Plotpoint, immerhin dreht sich die ganze Saga um das Haus Atreides, was ein MMO mit echtem Einfluss auf die Spielwelt zugegebenermaßen ziemlich schwierig macht, wenn man sich nicht mit den Fans der Vorlage anlegen will. Und das sollte man nicht tun, ein Roman, dessen Maintheme ein Jihad ist, der Millionen Menschenleben kostete, hat auch durchaus streitbare Konsumenten. Also spielt das Game in einem Paralleluniversum, in dem Paul nie geboren wurde und eröffnet so den Spielern theoretisch unbegrenze Kreativität. Das gibt einem die Story auch schon früh zu spüren, denn gleich zu Beginn kann man sich seinen Charakter nach Wunsch gestalten und auch Klassen wählen und Fertigkeiten wählen, die unabhängig zum Fortschritt der Technologienbäume funktioniert und so den Charakter etwas einzigartiger werden lässt. Das lohnt sich auch deshalb, weil das Spiel zum einen in der 3rd Person gespielt wird und man so den eigenen, coolen Charakter auch regelmäßig sieht und zum anderen die Grafik ziemlich gelungen ist. Sie hält nicht mit den CGI-Sequenzen mit, für ein MMO ist sie aber trotzdem ziemlich super. Sollte  sie aber auch besser sein, denn Arrakis ist ein Wüstenplanet und kann durchaus mal mit immersiven Sonnenuntergängen oder Sandwürmern punkten, die man hoffentlich aus weiter Ferne beobachten kann, am besten gleich im steuerbaren Ornithopter, aber Arrakis ist halt auch ein Wüstenplanet und damit ist die Gegnervielfalt auch ziemlich überschaubar. Und die wenigen Gegnerarten, denen man begegnet sind reines Kanonenfutter bei dem man sich bei KI fragt, wofür das I eigentlich stehen soll…

Mein Rechner ist zwar am Limit, aber Dune Awakening ist manchmal echt schön! © Funcom

Ein bisschen Spice und alles wird nice – Was gibt’s denn sonst noch zu tun?

Die skandinavischen Entwickler sind keine Rookies und das merkt man Dune: Awakening auch an, denn viele Anleihen von Conan Exiles sind hier spürbar, insbesondere wenn es um die Offenheit des Spielerlebnisses geht. Denn auch Solotraveller können im Rahmen der Story auf ihre Kosten kommen. Genauso wie die Spielenden, die sich gerne wohnlich einrichten möchten. Je nach Spielfortschritt reicht der Hausbau von einem kleinen Würfel, wie meiner trauten Butze, bis hin zu ganzen Villen, die sich individuell gestalten lassen und auch im Stile der beiden Adelshäuser Harkonne und Atreides eingerichtet werden können. Dabei hat man zwar nicht die absolut volle freie Wahl, hat aber genug Optionen, um echt einzigartige Bauten aufzustellen. Und da die Welt sich im normalen PVE Bereich auch nicht ändert, bleiben die Gebäude solange erhalten, wie ihre Bewohner sie mit Energie versorgen.

Und wem dabei dann immer noch zu langweilig ist oder ein noch fordernderes Spielerlebnis haben will, der kann im PVP Bereich der tiefen Wüste nach seinem Glück streben und dort nach Ressourcen sammeln, die einem andere Spieler zwar abluchsen können, auf die Solospieler zur Zeit aber verzichten müssen.

Soweit hab ich es aber tatsächlich nie gebracht, denn, wie gesagt: Ich bin kein MMO Typ und Dune: Awakening für mich kein Kompromiss. Aber das macht es trotzdem nicht zu einem schlechten Spiel, ich würde sogar sagen, dass es ein ziemlich gutes Game ist. Nur halt für andere Spieler.

 

 

 

 

 

Die Wohnraumkrise macht auch vor Arrakis keinen Halt. Da Dune Awakening ein Fantasyspiel ist, ist es aber möglich sich bessere Butzen durch mehr Arbeit zu verdienen. © Funcom

Fazit:

Funcom, die schon mit Conan Exiles gezeigt haben, dass sie offene Welten mit Survival-Touch bauen können, haben sich nun Frank Herberts Sci-Fi-Epos geschnappt, um es in ein riesiges Survival-MMO zu pressen. Und ja, das passt erstaunlich gut, auch wenn Dune: Awakening sich dabei alle Eigenheiten und Probleme des Genres zu Eigen macht. Aber am Ende bleibt ein MMO, das auch Einzelgängern gefallen könnte. Ob das Game zukunftssicher bleibt, muss sich aber erst noch zeigen, denn MMOs sind zum Release kaum vollumfassend zu bewerten. Genrefans machen beim Kauf aber auf keinen Fall einen Fehler!

Dune Awakening kaufen: 

Steam [PC]

Microsoft Store [Xbox Series S|X / Xbox One / Release geplant für 2026]

PlayStation Store  [PlayStation 5, Release geplant für 2026]

Dune: Awakening [PC]

Story/ Inszenierung - 8.5
Grafik / Art Style - 8
Technik - 7.6
Musik & Sound - 9
Gameplay / Spielspass - 7.8
Umfang - 8.4

8.2

Ich liebe das Dune-Franchise, ich bin aber kein Freund des MMORPG-Genres. Dass Funcom Kenner ihres Genres sind, wird bei Dune: Awakening durchaus klar. MMO-Afficionados werden sich hier also vermutlich wohl fühlen, weil es ein gutes Spiel ist. Leider bleiben auch alle MMORPG-Genreeigenheiten erhalten, wegen derer ich das Ganze nicht vollumfänglich genießen kann. Aber das ist letztlich nicht das Problem des Spiels.

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