Die chinesische Rollenspiel-Reihe The Legend of Sword and Fairy (oder oft auch als Chinese Paladin betitelt) war mir lange Zeit kein Begriff. Im Grunde war es auch eher der Zufall, der mich zur Reihe geführt hat. In einer Shenmue-Fangruppe auf Facebook hat nämlich jemand gepostet, dass ihn das Spiel atmosphärisch stark an Shenmue 3 und den ersten Spielabschnitt erinnere, der sich im in Guilin, China gelegenen Bailu Village abspielt. Damit war mein Interesse geweckt, immerhin ist Shenmue meine absolute Lieblingsvideospielserie. Da auch die weitere Footage mich künstlerisch überzeugen konnte, begann die Recherche. Was hat es mit The Legend of Sword and Fairy auf sich?
The Legend of Sword and Fairy ist ein merkwürdig erfolgreiches Multimedia-Franchise
Tatsächlich bildet die Serie in China und Taiwan ein extrem erfolgreiches Multimedia-Franchise. Entwickelt vom taiwanesischen Entwicklerstudio Softstar Entertainment unter der Schirmherrschaft von Producer Yao Zhuangxian, erschien der erste Teil bereits 1995 für MS-DOS Rechner und war ein durchschlagender Erfolg – er gilt bis heute als einer der erfolgreichsten Titel made in China/Taiwan. Unter dem Titel „New Chinese Paladin“ folgte 2001 ein Remake für Windows 98 mit ergänzenden CGI-Sequenzen und seitdem kamen in sehr regelmäßigen Abständen Nachfolger heraus. Erst der sechste Teil von 2015 erschien dann aber auch (vier Jahre später) auf einem Konsolensystem, nämlich der PlayStation 4. Die Spiele waren derart erfolgreich, dass es sogar mehrere TV-Serien gab: Der erste Teil wurde 2005 filmisch umgesetzt, der dritte Teil 2009 und der fünfte Teil 2016. Zu ersteren gab es sogar Theaterstücke und standesgemäß auch eine Romanumsetzung. 2012 wurde ein Kartenspiel veröffentlicht und darüber hinaus wirklich, wirklich viele Spin-Offs aus den unterschiedlichsten Genres: Von der Business Simulation Paladin’s Inn (2001), über Mobile Game Action-RPG Adaptionen der stationären Titel, hin zu digitalen Gachapon/Capsule Toy-Spielereien. Kurzum: Dafür, dass man in Europa derartig wenig von der Franchise hört, ist die Bandbreite an (erfolgreichen) Produktionen in Taiwan und Festland-China bemerkenswert hoch.
Was zeichnet die Serie aus? Die Serie beruht weitgehend auf chinesischer Mythologie, was für europäische Videospieler*innen ein weitgehend frischer Impuls auf ausgelatschten JRPG-Pfaden sein dürfte. Die Geschichte ist inspiriert von chinesischen Genres wie Wuxia und Shenmo (wer wird da wieder hellhörig?) – Letzteres etwa stammt vom Anfang des 20. Jahrhunderts geprägten Begriff Shenmo Xiaoshuo, der von dem Schriftsteller und Literaturhistoriker Lu Xun stammt und so viel bedeutet wie „Fiktion von Göttern und Dämonen“. Wuxia hingegen bedeutet frei übersetzt „Kriegerischer Held“ und setzt den Fokus die Abenteuer von Kampfkünstler*innen im antiken China. Diese beiden Elemente ziehen durch die gesamte Reihe und sind auch Bestandteil des mittlerweile siebten und aktuellen Teils, Sword and Fairy 7: Together Forever. Der in Hong Kong beheimatete Publisher EastAsiaSoft hat uns dankenswerter die PlayStation 5-Fassung zur Verfügung gestellt, die wir uns genauer angesehen haben.
Von Göttern und Dämonen, Geistern und den Lehren, diese zu beschwichtigen
Sword and Fairy 7: Together Forever beginnt mit einem Prolog und stürzt uns tumultartig ins Geschehen: Wir schlüpfen in die Haut der Gottheit Xiu Wu und befinden uns auf der Flucht aus dem Dämonenreich Yanbo. Wir sind in das Reich eingedrungen, um dort die Anführerin der Deva, Kuiyu, zu eliminieren. Unser Versuch misslingt jedoch und wir werden von Garuda, vogelähnlichen Kreaturen aus der hinduistischen und buddhistischen Mythologie verfolgt. In die Ecke getrieben von den Wesen, öffnet Xiu Wu mithilfe seines Schwertes Chunzi ein Portal, welches ihn zur Yanbo Quelle führt, ein Ort, der Dämonen in der Theorie nicht zugänglich sein dürfte und zudem einen Zugang zur Chunzi Quelle im Reich der Götter beherbergt. Dort allerdings wird er von Chonglu überrascht, dem Herrscher über die Dämonen, der sich zudem frei zwischen den Reichen der Götter, Dämonen und nicht zuletzt auch der Sterblichen bewegen kann. Da Xiu Wu mit seinen spirituellen Kräften am Ende ist, hat Chonglu leichtes Spiel. Er nimmt ihm das mächtige Schwert und lässt ihn durch ein Portal schwer verletzt in das Reich der Menschen plumpsen, wo dieser die Form göttlichen Fallobstes annimmt.
Szenenwechsel: Das erste Kapitel „Calm and Justice“ („Ruhe und Frieden“) führt eine frische Protagonistin ein: Yue Quingshu ist eine sanftmütige Frau, welche die Jüngerin der von ihrem Großvater geführten Mingshu-Gemeinschaft ist. In der Welt von The Legend of Sword and Fairy gibt es verschiedene Glaubensschulen („sects“), die in ihren Lehren unterschiedliche Schwerpunkte haben. Die kleine, aber altehrwürdige Mingshu-Schule etwa ist besonders renommiert für ihre Fähigkeiten in der Pflege und Aufzucht von spirituellen Wesen. Wir befinden uns in den Wäldern, die das gemähliche Dörfchen Pingxi Village umgeben. Kurz zuvor wurden Yue von einem bösartigen Biest („Vicious Beast“) angegangen, konnte dem Angriff aber mithilfe ihres Geistes, dem pummeligen Donnervogel Qiaoling, trotzen und fliehen. Als sie in den Wäldern feststellt, dass die magische Schutzbarriere des Dorfes keine Wirkung mehr zeigt, und dass die grundsätzlich friedliebenden Kreaturen plötzlich gewalttätiges Verhalten zeigen, zeigt sich die sonst so besonnene Yue beunruhigt. Im Zuge dessen findet sie auch die Frucht, aus der später Xiu Wu „schlüpfen“ soll. Doch bevor es so weit ist, wird sie Zeugin der Entführung eines Kindes durch einen gigantischen Adler. Dieses Kind ist der wohlhabenden und mächtigen Tianshi-Schule entlaufen, deren Vertreter das Kind Kaspar Hauser-mäßig eingesperrt haben. Was Yue allerdings noch nicht weiß, ist der Umstand, welch bedeutende Rolle das Kind für die weiteren Pfade des Schicksals spielen soll. Nachts schreckt Yue auf und beobachtet, wie der nunmehr geschlüpfte Xiu Wu eine Dämonin bekämpft, die es auf das in der Mingshu-Schule beherbergte Kind abgesehen hat. Als sie in die Auseinandersetzung dazwischengerät, verweben sich ihr Schicksal und jenes von Xiu Wu auf geheimnisvolle Art und Weise miteinander – daher auch der Untertitel „Together Forever“ – was sie buchstäblich unzertrennlich macht.
Das Geheimnis um die Herkunft von Xiu Wu, die Rolle des (offenbar göttlichen) Kindes und die Bedrohung durch das Dämonenreich führt Yue Quingshu auf eine gefährliche Reise, zu der auch noch der draufgängerische Armbrust-Schütze Sang You und die junge Bai Moquing von der frauenexklusiven Xianxia-Schule stoßen. Auch die Unterstützung der zahlreichen Geister muss sich Yue sichern, um die zahlreichen Handlungsstränge zu entwirren.
Angenehm behäbige Andersartigkeit
Die 33-Kapitel umfassende, ausufernde Geschichte von Sword and Fairy 7: Together Forever ist zwar ein weitgehend lineares Entlanghangeln an ganz konkreten Handlungs-Eckpunkten in den einzelnen Kapiteln, es ist aber trotzdem nicht immer ganz einfach der Geschichte als unbedarfte*r Spieler*in zu folgen. Denn die Geschichte geizt eben nicht mit vielen Figuren auf dem Tableau und viel Mystizismus, der sich eben signifikant von den gängigen Japan-Rollenspiele unterscheidet – und Elemente von Daoismus, Wuxia und Shenmo vermengt. Die vielen Cutscenes sind ziemlich dialoglastig, der sehr gute Dub ausschließlich in Chinesisch gehalten, und die englischen Untertitel rauschen leider eine Ecke zu schnell vorbei. Das erschwert das Verständnis ein wenig, aber nicht Nichtsdestotrotz wird man mit sympathischen Charakteren, angenehmen Twists und einer frischen Andersartigkeit belohnt. Dabei ist die Welt schön lebendig und zugleich auch authentisch und geerdet – die NPCs, die sowohl das anfängliche Dorf bevölkern als auch die späteren Locations wie etwa die Hafenstadt Lu Long Town, erzählen ihre kleinen und großen Stories ohne allzu großes Drama. Das Spiel will im Gegensatz zu so manchem JRPG-Cringe nicht wirklich witzig sein, aber es gibt definitiv humorige Passagen, wenn man etwa den handfesten Auseinandersetzungen eines älteren Ehepaars beiwohnt. Die Nebenquests sind zwar in so gut wie allen Fällen reine Fetchquests, d.h. Bring & Hol-Aufgaben, die durch die entsprechenden Markierungen auf der Mini-Map auch recht banal abzuschließen sind, aber auch die treffen einen angenehm geerdeten Ton, der zum beinahe realistischen Worldbuilding beiträgt. In Lu Long Town etwa treffen wir eine Mutter, die keine Lust mehr hat, ihren erwachsenen Sohn durchzufüttern. Der Junge soll sich endlich einen Job suchen – also fragen wir bei den lokalen Betrieben und den Wachen an, ob sie just einstellen und liefern der verzweifelten Mutter im Anschluss den entsprechenden Ratschlag. An einer anderen Stelle durchsucht ein Waisenjunge die weggeworfenen Reste eines Restaurantbetriebes. Bei einer Auseinandersetzung mit dem Kellner des Restaurants bezichtigt dieser den Jungen des Diebstahls – wir bemühen uns um fixe Schadensbegrenzung und bezahlen die vermeintliche Schuld. Es stellt sich allerdings heraus, dass der Kellner selbst die Lebensmittel stiehlt und obendrein das Geld in die eigene Tasche steckt. Diesen Sachverhalt stellen wir richtig und geben der Wirtin entsprechend Bescheid. Andere Quest Serien, wie etwa die Animismus-Reihe beinhalten einfach nur, dass wir Monster XY in Region YZ besiegen. Was bleibt: Die Quests sind keinesfalls innovativ gestaltet oder erzählerisch clever miteinander verzahnt, sie erfordern aber auch kein stumpfsinniges Grinding und sind mit ihren realistischen, unaufgeregten Pointen erzählerisch solide in das feudal/altchinesische Weltdesign eingeflochten. Und ja, auch wenn die Charaktere hier keine eigenen Tagesabläufe haben, und an ihren Flecken bleiben, fühlt sich die Welt belebt und dynamisch an. Gleichzeitig wirkt aber alles oft in sich ruhend, friedlich und behäbig – Das Tempo ist nicht ganz so langsam wie bei Shenmue, es geht aber durchaus in diese Richtung.
Liebevolle Aufmachung und prächtiger orchestraler Soundtrack
Die Aufmachung ist die große Stärke von Sword and Fairy 7: Together Forever – Befeuert von der Unreal Engine 4, haben die Entwickler*innen von Softstar Entertainment wunderschöne Kulissen inszeniert. Das ländliche Pingxi Village wirkt gemütlich rustikal und vital zugleich – Lu Long Town atmet die Lebhaftigkeit einer vielfrequentierten Hafenstadt und die Gastronomie am Fuße des Changbai Gebirges wirkt tatsächlich wie die isolierte letzte Bastion in einer sonst unwirtlichen, menschenfeindlichen Schneelandschaft. Ansonsten, um wieder den Bogen zur Einleitung zu schlagen, Sword and Fairy hat mich auch hier in vielerlei Hinsicht an Shenmue 3 erinnert. Denn grafisch oszilliert das Spiel zwischen wunderschön und leicht mittelmäßig. Nicht alle Texturen sind knackscharf und passend gesetzt, gerade in den verschneiten oder sumpfigen Arealen wird das auffällig. Dafür haben mir die tiefgrünen Waldgebiete mit ihren plätschernden Wasserläufen oder die rustikalen Dörfer sehr gut gefallen, weil sie mit sehr lebendigen Farben und Lichtspielereien arbeiten. Richtige Triple A-Titel wie God of War oder Horizon: Forbidden West sind im direkten Vergleich optisch natürlich klare Sieger, beim Art Style sehe ich aber gerade als Südostasien-Fan Sword and Fairy ein bisschen weiter vorne. Die Licht-/ Schatten- und Wasserreflexionen unterstützen dabei auf der PlayStation 5 und auf potenten Rechnern auch RTX und tragen viel zur stimmungsvollen Atmosphäre bei. Schwächen sehe ich aber bei der grafischen Umsetzung von fließendem Wasser und/oder flackerndem Feuer – da diese Bewegungen immer ein bisschen zu Kunststoff-artig aussehen. Die Charakter- und Gegnermodelle sehen alle prima aus und die flüssigen Animationen sind gerade im Kampf hübsch anzusehen –wenn man die Fertigkeiten der Geister einsetzt, blitzt und flammt es an allen Ecken auf. Bei den NPCs hat man sich ein wenig Mühe gemacht, sodass diese vernünftig Profil bekommen und die Illusion einer lebendigen, in sich konsistenten Welt vermitteln und auch das Bestiarium wartet mit kreativen Monsterdesigns auf: Alte Baumgreise, chinesische Drachen, betörende Geister oder gruselige Messer-Hexen – viele der Gegnertypen sind ebenfalls der chinesischen Mythologie entlehnt. Was mir allerdings aufgefallen ist: Die Spielermodelle können keine Treppen oder Anhöhen hinauf- oder hinuntergehen. Es wirkt so, als würden Animationsphasen übersprungen werden – Diese Animationen wirken unfertig, dezent buggy und als hätten die Figuren einen Gehfehler. Hier müsste gegebenfalls mit einem Patch Nachhilfe geschaffen werden. Ansonsten ist Sword and Fairy 7 aber ein wunderschönes Spiel, das meines Erachtens mit so manch japanischer Produktion den Boden aufwischt.
Dazu gesellt sich ein absolut fantastischer Soundtrack, der mich ebenfalls so manches Mal an Shenmue erinnert hat – Traditionell chinesische Klänge zwischen langsamen, schwerfälligen Trommelschlägen, zärtlich-melancholischen Melodien auf Instrumenten wie der Bambusflöte oder der chinesischen Zither, hin zu episch-opulenten orchestralen Parts in den Bossfights unterstreichen die ätherisch-spirituelle Atmosphäre des Spiels. Sollte sich ein Label erbarmen und den OST auf Vinyl veröffentlichen, shut up and take my money.
Action-Rollenspiel mit starker Hack and Slay-Note und knuffigen Minigames
Der Schwierigkeitsgrad von Sword and Fairy 7: Together Forever ist mehr als moderat. Auf Normal dürften die wenigsten Spieler*innen arge Probleme bekommen. Gerade die (respawnenden) Standard-Widersacher sind oftmals keine Herausforderung. SaF ist spielmechanisch wie ein klassisches, tendenziell eher simples JRPG aufgebaut – Wir können bis Stufe 60 leveln, bis 40 lassen sich aber bereits alle Fähigkeiten freischalten. Mit unserer Ausrüstung können wir ganz klassisch unsere Werte (die obligatorischen Stats wie Angriff, Verteidigung, Initiative, Magie etc.) beeinflussen. Aufwerten lassen sich die Waffen bei den Schmieden, wo es je nach Typus unterschiedlich viele Upgrade-Slots gibt. Mit entsprechenden Ressourcen können die Waffen dann entsprechend aufgelevelt werden. Last but not least kommen die Fähigkeiten dann mit den Geistern – Die meisten schließen sich uns im Laufe der Story ohnehin an, manche hingegen über Nebenquests. Die Geister können mit sogenannten „Spirit Fruits“ gefüttert werden und auch aufgelevelt werden. Darüber stärken wir unsere magischen Fähigkeiten. Ansonsten lässt sich, ähnlich wie bei Poké Ami, ganz basal mit den Chibi-Figürchen der spirituellen Wesen interagieren.
Die eigentliche Kampfmechanik greift viele Action-RPG bzw. Hack and Slay Elemente auf. Wir können in Echtzeit Angriffe dodgen, ausweichen, springen, Luftangriffe ausführen und mit unseren Schwertern/Fernangriffswaffen Gegner schnetzeln. Mit dem Trigger können wir das rechte Fähigkeiten Rad öffnen und magische Fähigkeiten ausführen, die dann wieder eine Abklingzeit benötigen, um erneut betätigt zu werden. Über das D-Pad werden Items eingesetzt – etwa um die HP oder TP-Leiste wieder aufzufüllen. Da wir später meist mit einer 4er Party unterwegs sind, können wir entsprechend zwischen den Figuren wechseln, während die Mitstreiter*innen davon von der KI gesteuert werden. In dieser Zeit haben die KI-Recken in den allerwenigstens Fällen Schaden genommen, was die Sache nochmal wesentlich einfacher macht. Normale Gegner sind eher Schnetzel Futter für EXP-Punkte. Die Bosskämpfe hingegen sind ziemlich solide inszeniert und ein bisschen anspruchsvoller – Ganz klassisch haben die Bosse fixe Bewegungs- und Angriffsmuster, die man durchschauen kann. In einzelnen Momenten gibt es zudem QTE-Abfragen, mit der man besonders viel Schaden anrichten kann. Beim ersten Bosskampf kann man dem Stier-artigen Monstrum ausweichen, wodurch es gegen eine Felswand prallt, und für einen kurzen Moment betäubt ist. Trifft man von hinten, verursacht man mehr Schaden als bei Frontalangriffen. Ihr seht und merkt also, das Spiel erfindet das Rad nicht neu. Der Kampf ist recht schnell, dynamisch und tut niemandem weh – ist aber ein wenig unterkomplex. Kritisieren lässt sich das Trefferfeedback und die Kollisionsabfrage – Die Kämpfe fühlen sich nicht besonders physisch an, die Gegner reagieren visuell nicht auf Hiebe und die Dual Sense-Controller-Motoren werden überhaupt nicht genutzt. Sword and Fairy 7 macht also wenig falsch in der Hinsicht, ist aber eine Geschichte liegengelassener Potentiale.
Freude, weil dem Worldbuilding zuträglich, haben mir aber die Minigames gemacht – Da gibt es im Wesentlichen zwei: Die freundlich gesonnenen Blattgespenster Xiaoqi sind überall in der Welt zu finden und bieten Partien des Kartenspiels Heaven – Journey an, eine Art Schere-Stein-Papier mit festen (erweiterbaren, aber nicht modifizierbaren) Decks, für die es bei siegreichen Runden kleine Belohnungen gibt. Das andere wiederkehrende Minispiel ist die sogenannte Free Leaf Challenge, ein Geschicklichkeitsspiel, bei dem zwischen verschiedenen freischwebenden Blättern, mal stillstehend, mal rotierend oder drehend, ein kleiner Parcours erhüpft werden muss, um zu einer Schatzkiste zu gelangen. Beide Minigames sorgen dafür, dass das Spielerlebnis zwischendrin ein bisschen aufgelockert wird.
Solide Technik, allerdings inkonstante Framerate
Abgesehen von den hakeligen Animationen beim Treppensteigen sind mir sonst keine nennenswerten Bugs auf der PlayStation 5 aufgefallen. Die Release-Fassung schien wohl noch, darf man den Steam Bewertungen Glauben schenken, noch ordentlich verbuggt. Bei mir gab es allerdings keine plötzlich fehlenden Questgeber, keine Abstürze oder kein Hängenbleiben an irgendwelchen Felsspalten – insofern funktioniert Sword and Fairy 7 an dieser Front recht gut. Auch die Ladezeiten zwischen den Locations sind auf der PS5 praktisch nicht-existent, auch wenn man einen schnieken interaktiven Flug-Screen erstellt hat. Allerdings gibt es stellenweise bei der Framerate Probleme, die seltsam willkürlich auftreten. Bei einem Kampf mit zig Gegnern und allerlei Effekten auf dem Screen bleibt die Bildwiederholrate stabil, aber bei einem langsamen Spaziergang durch eine vergleichsweise leere Szenerie kommt es plötzlich zu deutlichen FPS-Einbrüchen. Zudem gibt es ebenfalls sehr willkürlich ab und zu kleine Nachlade-Pausen, die nicht regelmäßig auftauchen, aber 2-3 Sekunden in Anspruch nehmen. Die PC-Fassung scheint wegen schwacher Optimierung ein Ressourcenfresser zu sein, ähnliches wird dann wahrscheinlich auf für die PS5 gelten. Angesichts der Erst-Reviews und meinem Status Quo könnte ich mir aber vorstellen, dass Softstar Entertainment hier noch nachpatcht.
Fazit:
Sword and Fairy 7: Together Forever ist ein tolles Rollenspiel-Kleinod aus China/Taiwan, das ich nur durch Zufall auf den Radar bekommen habe. Umso erfrischender finde ich das Ding mit seinem von folkloristischen, chinesischen Erzählungen geprägten Artdesign. Die tolle audiovisuelle Präsentation tut ihr Übriges hinzu und gerade als Shenmue-Fan, der den dritten Teil nicht verschmäht, wird man hier das ein oder andere Aha-Erlebnis haben. Klar, man muss ein bisschen open minded sein: Die Erzählung, die komplett mit chinesischer Sprachausgabe und englischen Untertiteln daherkommt, ist durchsetzt von chinesischer Mythologie und ist vergleichsweise dialog- und cutscene-lastig. Technik und Kampfsystem sind nicht ganz frei von Schwächen, dafür wird man aber mit einer erfrischenden, lebendigen Welt belohnt, in die man für 30-40 Stunden Spielzeit gerne eintaucht.
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Grafik - 8
Story - 8.5
Technik - 7
Umfang - 7.5
Spielspass - 8
7.8
Tolles chinesisches Rollenspiel-Kleinod, dem man im Wesentlichen nur die Linearität und ein paar kleine technische Kleinigkeiten ankreiden kann. Dafür überzeugt der Titel mit toller audiovisueller Präsentation, sympathischen Charakteren und einer interessanten Story zwischen Wuxia und Shenmo. Ganz klarer Geheimtipp!